BEYOND THE BLACK / ANKOR – Oberhausen, Turbinenhalle (27.04.2024)

Fotos: BEYOND THE BLACK
BEYOND THE BLACK, ©Marcus Nathofer
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Casting-Band, Klischee-Metal, Nightwish für Arme, Epicas kleine Schwester – was haben sich Beyond The Black in ihren zehn Jahren Existenz nicht schon alles anhören müssen. Dass nur Sängerin Jennifer Haben die volle Dekade mit dabei war und die weiteren Bandmitglieder nach dem zweiten Album Lost In Forever einmal komplett durchgetauscht wurden, war weiteres Wasser auf die Mühler der Kritiker und Hater. Klar ist aber: Diese Band geht ihren Weg, hat ihren Fanstamm gefunden, der scheinbar immer ein Stückchen weiter wächst. Schon mehrfach war die Symphonic-Metal-Fraktion vor Ort zu Gast, 2019 noch in der kleinen Turbinenhalle 2, 2023 zusammen mit den Genre-Kollegen Amaranthe auf Co-Headliner-Tour in der großen. Nun war es erstmals die große Turbinenhalle ohne namhaften weiteren Co-Act – und die war doch recht gut gefüllt.

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Zunächst war es aber an Ankor, den deutlich über 2000 Anwesenden einzuheizen. Die sammelten dank Dragon Ball Z-Intro (Cha-La Head Cha-La, Ihr wisst schon …) direkt Sympathiepunkte und hinterließen auch mit ihren Songs einen recht guten Eindruck. Zweifelsohne war das katalanische Quintett um Sängerin Jessie Williams eine todsichere Wahl, denn gewisse Parallelen zum Sound des Hauptacts lassen sich nicht wegdiskutieren. Dicke Riffs und eine harmonische Frauenstimme findet man eben auch bei Beyond The Black.

Wobei Ankor durchaus auch eigene Akzente setzen, hier und da lässt sich Williams auch mal zu fiesen Growls hinreißen oder es findet sich der eine oder andere Nu-Metal-Groove im Sound. Da wir es hier mit der letzten Show der gemeinsamen Tour zu tun hatten, war ein kleiner Scherz seitens Beyond The Black nicht weit. Sie verschonten ihre Vorband aber von besonders fiesen Aktionen und hüpften nur zwischendurch einmal mal spontan über die Bühne. Besonders sehenswert dabei: Gitarrist Chris Hermsdörfer im Super-Mario-Kostüm.

Ankor erledigten ihren Warm-up-Job dabei mit Bravour, forderte Jessie die gereckten Fäuste vom Publikum, waren auch umgehend genügend davon im weiten Rund zu sehen. Für einen schönen Akzent sorgte das durchaus versierte Schlagzeug-Solo von Drummerin Eleni Nota – sowas bieten einem Vorbands fast nie. Irgendwie blieb aber das Gefühl zurück, dass Ankor der eine echte Sofort-Ohrwurm, den Supports dann doch im Programm haben sollten, um nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen, noch fehlt. Potenzial ist aber zweifelsohne da. Nach 45 Minuten verabschiedete sich die Gruppe unter ordentlichem Applaus, während das hauseigene und treibende Cover von Billie Eilishs Bad Guy vom Band kam. Was die Frage aufwirft: Warum haben Ankor das nicht live gespielt? Naja, vielleicht ja auf der kommenden Clubtour im August (Link zu den Daten siehe unten bei “Weblinks ANKOR”). Eine besondere Erwähnung verdienen abschließend die coolen Anime-Designs auf den T-Shirts, eher selten für Bands vom europäischen Festland.

Setlist ANKOR @ Oberhausen, Turbinenhalle (27.04.2024)

01. Holy Wolf
02. Fences
03. Stereo
04. Darkbeat
05. Ghosts
06. Walking Dead
07. Oblivion
08. Hill Valley
09. Drum Solo
10. Prisoner
11. Venom

Die aktuelle, selbst betitelte Platte Beyond The Black, im Januar 2023 erschienen, verzeichnete mit Platz zwei den höchsten Charteinstieg der Bandgeschichte. In vielen Rezensionen schnitt die LP allerdings nicht so gut ab. Wenig überraschend waren trotzdem stolze sieben von zehn Stücken Teil der Setlist, die auch an diesem Abend in Oberhausen nicht von denen der vorherigen Shows abwich. Los ging es, nachdem Paint in Black von den Stones vom Band ertönte, mit einem der neueren Songs. Dancing In The Dark eröffnete Sängerin Jennifer Haben für viele überraschend aus dem hinteren Hallenteil raus. Direkt vor das Mischpult wurde provisorisch eine kleine, zweite Bühne gebaut, wo die Sängerin und eine Trommel Platz fand. So richteten sich die Blicke vieler Fans zunächst eher nach hinten, bevor sich Haben ihren Weg durchs Publikum bahnte. Mit Hallelujah und Songs Of Love And Death folgten die ersten etablierten Hits früherer Tage.

Spätestens ab Song vier lohnte dann auch der Blick auf die Bühnenkonstruktion. Vier hochkant aufgestellte Leinwände mit LED-Umrandung sorgten in Kombination mit den bunten Scheinwerfern für die passende Atmosphäre zu jedem Track. Bei Not In My Name wurde die Halle so in ein tiefes Rot, passend zum aktuellen Album-Cover, getaucht, beim nachfolgenden Wounded Healer erstrahlte die eine Hälfte der Bühne in blau, die andere wiederum in rot. Vielleicht symbolisierend für die Zweistimmigkeit des Songs vom Vorgängeralbum Horizons, den nicht nur Jennifer Haben, sondern auch Elize Ryd eingesungen haben – der Part der Schwedin kam im Übrigen vom Band, während sie selbst auf den Leinwänden lippensynchron eingeblendet wurde. Eine nette Idee, die dafür sorgte, dass der bei Fans ziemliche beliebte Song auch weiterhin live gespielt werden kann, obwohl nur eine der beiden Interpretinnen zugegen ist.

Einen ersten richtigen “A-ha-Effekt” brachte wenig später das “Set im Set” mit sich, für das Jennifer erneut die kleine Stage am Mischpult aufsuchte, diesmal aber begleitet von Gitarrist Chris. Hier kam es zur lustigsten Szene des Abends. Während die beiden Wide Awake in sehr reduzierter Version intonierten, machten es sich nämlich zwei Crew-Mitglieder mit je einer blonden und einer brünetten Langhaar-Perücke plus entsprechender Oberbekleidung auf der Bühne bequem und imitierten die Sängerin sowie ihren Gitarristen optisch wie spielerisch. Es war eben die letzte Show der Tour, da muss so ein Spaß auch mal erlaubt sein. Jennifer prustete mitten im Song los, war für einige Sekunden nicht mehr in der Lage zu singen, setzte einen typischen “Ihr Schlawiner”-Blick auf, das Publikum lachte herzlich mit – ein herrlicher, überraschender Moment in einer Show, die sonst leider nicht viel Raum für Spontaneität ließ. Über die gesamte erste Hälfte präsentierte sich Haben recht wortkarg, dies änderte sich erst vor I Remember Dying, den sie als “für mich persönlichsten und sehr wichtigen Song” bezeichnete. Zu Is There Anybody Out There? revanchierten sich anschließend Ankor und wirbelten mal eben über die Hauptstage – der Super Mario blieb diesmal aber im Pilz-Königreich.

Es folgte Fan-Service vom Feinsten mit vielen Fan-Lieblingssongs früherer Platten. Zu Marching On hielten zahlreiche Fans dabei Zettel mit der Aufschrift “We’re Marching On With BTB” hoch – kein Zweifel: Viele werden auch beim nächsten Mal wieder dabei sein. Denn hier handelt es sich eben um eine Band, die sich mittlerweile ein beachtliches Hit-Arsenal zusammengeschrieben hat und dieses stets hochprofessionell und druckvoll darbietet. “Oberhausen, wollt Ihr noch einen letzten Song?“, fragte Jennifer das Publikum gegen kurz vor 23 Uhr nach knapp anderthalb Stunden – und zeigte sich erst mit dem zweiten, deutlich lauteren “Jaaaaaa!” zufrieden. In The Shadows, der Song, mit dem 2015 alles seinen Anfang nahm, setzte den so fulminanten wie erwartbaren Schlusspunkt unter einen gelungenen Rockkonzertabend. Geschmackssache waren allerdings die Klänge, mit denen BTB ihre Fans in die Nacht entließen: Zum Tourabschluss tanzten Jennifer, die Musiker und ihre Crew auf der Bühne fröhlich zu Markus Beckers Ballermann-Schlager Bierkapitän. Einige grinsten und grölten mit – andere flüchteten flugs zum Ausgang oder Merch-Stand …

Setlist BEYOND THE BLACK @ Oberhausen, Turbinenhalle (27.04.2024)

01. Dancing In The Dark
02. Hallelujah
03. Songs Of Love And Death
04. Not In Our Name
05. Wounded Healer
06. Reincarnation
07. Heart Of The Hurricane
08. Wide Awake (Akustikversion)
09. Human / Out Of The Ashes (jeweils eine Strophe + Refrain, Akustikversion)
10. I Remember Dying
11. Is There Anybody Out There?
12. Beyond The Mirror
13. When Angels Fall
14. Marching On
15. Shine And Shade
16. Lost In Forever
17. Free Me (Z)
18. Horizons (Z)
19. In The Shadows (Z)

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