Also ich muss ja sagen, der ganze Electropop-Kram ist mir in den vergangenen Jahren etwas abhandengekommen. Zu viele Veröffentlichungen, welche mir nicht ansatzweise positiv im Gedächtnis geblieben sind. Natürlich, das Rad kann man auch in diesem Genre nicht mehr neu erfinden. Alles war schon irgendwie da und klingt irgendwann banal gleich. Die Sternstunden solcher Platten werden immer seltener. Und dann soll ich mich jetzt ausgerechnet mit Darkness Falls Again – dem neuen Longplayer von Beborn Beton beschäftigen. Die Jungs habe ich zwar schon viele Jahre auf dem Zettel aber doch immer eher so – naja es gibt sie – mehr aber auch nicht. Belanglos würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, aber ohne großes Aufsehen zu erregen. Doch halt, habe ich nicht letztens in einem Club zu einem Track getanzt, von dem jemand meinte, dass müsste Beborn Beton gewesen sein? Nee bestimmt nicht. Mein taubes Ohr würde mich doch nicht täuschen und ich würde nicht zu solcher Musik tanzen.
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So also dann mal ran und das Album eingeworfen. So schlimm wird es nicht sein. My Monostrosity klingt etwas sperrig. Vielleicht ein bisschen nach De/Vision, oder? Die Stimme von Stefan Netschio erkennt man irgendwie immer wieder. Ein bisschen Blues schwingt in diesem Track mit doch ich frage mich, ob eine Beborn Beton-Platte gut enden kann, wenn sie mit so einem eher sperrigen nicht unbedingt tanzbaren Track beginnt. Aber dann mal nicht den Tag schon vorm Frühstück abhaken, oder? Schließlich soll ja der neue Hit von Beborn Beton gleich folgen. Ich gestehe, ich habe bis zu diesem Zeitpunkt die aktuelle Single Dancer in the Dark bisher nicht einmal gehört. Nun denn, weiter geht es. Geile Bassline, tanzbares Tempo und guter Refrain. Moment, das kenne ich doch! Letztens habe ich bereits dazu getanzt. Ach das sind Beborn Beton? Ja wie geil! Der Track ist toll, der Track ist laut und verdammt tanzbar. Gleich mal den Boxentest starten und durch die Bude tanzen. Okay, Jungs, Ihr habt mich! Die Gitarre im Mittelpart ist jetzt zwar nicht Martin Gore aber deutlich besser als viele andere Versuche der musikalischen Wegbegleiter. Darf ich das nochmal haben?
Electropop oder doch Blues?
Last Chance, der nächste Track, kommt wieder etwas schwerfälliger daher. Aber das Teil rockt schon etwas. Auf der Bühne möchte ich hier bitte eine schöne Gitarre statt Samples haben. Es ist cool und es rockt. Um Last Chance den Stempel Electropop aufzudrücken, finde ich es zu anspruchsvoll. Okay der zuckersüße Refrain reißt es etwas raus aber es ist aus einem Guss. Das zählt.
Trockenfallen Lassen – der deutsche Track auf dem Album. Ich tue mich mit deutschen Texten im Eletropop sehr schwer. Außer Melotron erlaube ich das eigentlich keinem. Und hier ist für mich dann auch der schwache Moment der Platte. Der deutsche Text wirkt auf mich zu sperrig und transportiert für mich zu wenig Gefühl. Musikalisch eine Reise in ein fernes Land fliegt der Track mit dir weit weg. Aber leider nur musikalisch. Mein Empfinden.
Schnell werde ich dann aber wieder aus der Melancholie geweckt. I Watch My Life On TV ist ein Midtempo Track, der es tatsächlich zu einer Single gebracht hat. Hmmm, okay kann man machen, gewinnt man jetzt aber nicht unbedingt einen Preis mit. Im Vergleich zu Dancer in the Dark ein eher schwacher Track, eher für Fans, als für die breite Masse. Bei Electricity hatte ich anfangs ein Cover des OMD-Überhits befürchtet aber weit gefehlt. Mit diesem Track beweisen Beborn Beton nochmals, dass man auch in diesem Genre irgendwas zwischen Electropop und etwas Bluesigem schaffen kann. Leider einen Hauch zu glattgebügelt, könnte es wirklich krachen. Stefan Netschio hat eine gute Stimme, wenn er sie hier freilassen würde und ein wenig mehr Freestyle in den Gesang bringen würde, wäre es perfekt!
Back on the Dancefloor
Mit Burning Gasoline haben sie mich dann endlich wieder eingefangen. Ich will tanzen und das kräftig und lange und ich will schwitzen. Die Gitarre, welche unterstützend im Backround zu hören ist, sitzt perfekt. „What goes around, comes around“ Besser könnte der Refrain es nicht aussagen. Für mich ein Clubtrack, der funktionieren kann und der auch die alte Schule zufrieden stellen sollte.
Ein jähes Ende…
Die größte Enttäuschung bei dieser Platte ist dann aber doch I Hope You’re Not Easily Scared. Gar nicht mal, weil der Track wieder eher im Midtempo angesiedelt ist. Nein, im Mittelteil läuft der Track zur Höchstform auf und unterstreicht die kreative Energie, welche in Beborn Beton immer noch schlummert. Die große Enttäuschung liegt eher darin, dass diese doch wirklich gute Platte nach nur acht Tracks ihr jähes Ende findet. Acht Stücke, die auf der einen Seite recht unterschiedlich sind, aber trotzdem aus einem Guss sind. Acht Stücke, die zeigen, dass auch weit unter dem Mainstreamradar des Electropop heutzutage immer wieder Perlen produziert werden.
Tracklist BEBORN BETON – Darkness Falls Again
1. My Monstrosity
2. Dancer In The Dark
3. Last Chance
4. Trockenfallen lassen
5. I Watch My Life On TV
6. Electricity
7. Burning Gasoline
8. I Hope You’re Not Easily Scared
Weblinks BEBORN BETON:
Homepage: www.bebornbeton.com
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Instagram: www.instagram.com/bebornbeton