Freitag war nicht nur an Metal reich, sondern leider auch an sehr viel Regen. Wer an dem Tag nicht nass geworden ist, war nicht auf dem Summer Breeze. Im Laufe des Tages wurde der ganze Boden zu Matsch. Dies gehört aber zu einer guten Metal-Festival-Erfahrung dazu und hält die meisten Metalheads kein Stück auf. Wir hoffen nur, dass niemand seine Stiefel zuhause vergessen hat.
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Impressionen – SUMMER BREEZE Open Air 2022 – Freitag (19.08.2022)
Es schüttet wie aus Eimern, aber das Publikum stört es nicht, sie versammeln sich reichlich vor der Mainstage, um Orden Ogan live abzufeiern. Nach einem kurzen Intro fängt die Band direkt mit dem Song F.E.V.E.R. an. Dabei fallen ihre epischen Bühnenoutfits auf, die passend zu ihrer Musik gewählt sind. Orden Ogan sorgen trotz Regen für ordentlich Bewegung vor der Bühne und hauen den Breezern feinen Power Metal um die Ohren.
Bei Emil Bulls hört der Regen ebenfalls nicht auf. Das Publikum lässt sich aber das Konzert davon nicht verderben und geht zum Alternative Metal ab. Die Münchner brachten eine breite Palette an Songs mit aufs Breeze. Die altbekannten Songs wie The Jaws of Oblivion und Here Comes the Fire lassen das Battlefield beben. Harte Gitarrenriffs und Headbangen mit nassen Haaren zeichnen diesen unvergesslichen Auftritt aus. Eine Fortsetzung des Ganzen gibt es im Herbst, bei der eigenen 25-Jahre-Jubiläums-Tour der Münchener.
Kein Festival ist mittlerweile ohne Hämatom vorstellbar. Die Franken liefern immer eine geile Live-Show ab und fühlen sich auf dem schönen Summer Breeze wie zuhause. Auffällig für den diesjährigen Auftritt ist das riesige Regenbogen-Banner mit den Bandmitgliedern als Einhörner drauf. Die Band war wie immer politisch und sozialkritisch drauf, so hat zum Beispiel Nord die ukrainische Flagge beim letzten Song Wir sind keine Band um sich geschwungen. Die maskierten Freaks können aber auch Party machen. Mit dem Song Es regnet Bier, der im Rahmen des Metal Fight Clubs geschrieben wurde, sorgten sie für einen kompletten Abriss vor der Bühne. Dank des Regens hat das Lied noch ein bisschen an Charme gewonnen. Außerdem bildeten sich im Infield einige Pfützen, in denen das Publikum bei Ficken unsren Kopf in großen Reihen “gerudert” hat. Wir sind Gott und Eva, Klassiker, die jeder kennt und zum Glück nicht gefehlt haben, sorgten für ein lautes Mitgrölen und Moshpits. Wem trotz der prall gefüllten Setlist einige Kracher gefehlt haben, kann die vier Himmelsrichtungen im Herbst auf ihrer Liebe & Hass-Tour besuchen, bei der sie sicherlich auch Songs aus dem kommenden Album Lang Lebe der Hass, welches am 16.9. erscheint, spielen werden.
Wenn mitten auf der Bühne eine riesige, aufblasbare Quietscheente zu sehen ist, weiß jeder, es ist Zeit für Alestorm! Auch das Wetter ist zu den Schotten gnädig und der Regen lässt etwas nach, obwohl man in Schottland ja bekanntlich Regen gewohnt ist. Mit Keelhauled schmettern sie gleich los und die Menge tobt. Mittlerweile ist das Battlefield auch noch voller geworden, man ist ja nicht aus Zucker, also wird auch im leichten Regen gemosht. Spätestens bei Hangover blieb keiner mehr still stehen. Zu diesem Song holen sich Alestorm noch einen Hai auf die Bühne, der lauthals mitsingt. In der Menge tat sich ein riesiger Circlepit auf und auch Crowdsurfer lassen nicht auf sich warten. Dabei bewies eine Dame besonderes Gleichgewicht und surfte im Stehen auf einem anderen Breezer. Natürlich haben Klassiker wie Mexico oder Drink auch nicht gefehlt.
Cytotoxin ist eine deutsche Brutal-Death-Metal-Band, die es seit über zehn Jahren gibt. Auf dem Summer Breeze spielten sie auf der Wera Tool Rebel Stage und machten mit ihren Breakdowns und harten Riffs mit Tech-Elementen ziemlich Laune. Das Publikum war hier auch zahlreich vertreten und sorgte für einen angenehm brutalen Moshpit.
Es ist voll, nass und matschig vor der T-Stage. Auf der Bühne ist ein großes Banner in gelb-blauen Farben, auf dem der Name Jinjer zu lesen ist. Ja, es ist an der Zeit für das ukrainische Quartett, welches auf jeder Show nach dem 24.02.2022 eine wichtige Botschaft weitergibt. “Fuck the war” – so die Sängerin Tatiana, der bereits 2014 ihr Zuhause in Horlivka im Osten der Ukraine von den russischen Invasoren und Separatisten weggenommen wurde. Die Wut und die Energie, die Jinjer ausstrahlt, kann niemand übersehen und überhören. “Fuck Putin” – schreit das Publikum und zeigt, dass sie die Wut mit der Band teilen. Die Ukrainer starteten ihre Show mit dem Song Teacher, Teacher!. Jinjer präsentieren ihre harten Riffs und einen fantastischen Gesang mit Growling und Clear Vocals. Auch wenn nicht so viele Crowdsurfer und Moshpits zu sehen sind, merkt man trotzdem, wie das Publikum ständig am Headbangen ist. Pisces, mittlerweile ein Klassiker von Jinjer, haben sie auch im Gepäck. Zum Schluss gab es noch Colossus, bei dem das Publikum nochmal gut abgegangen ist.
Der Regen lässt nach, das Battlefield ist nur noch eine einzige Matschgrube und es wird Zeit für Within Temptation. Doch die Niederlänger standen nicht die ganze Zeit alleine auf der Bühne, bei Shed My Skin hatten sie einen Überraschungsbesuch von Christoph Wieczorek von Annisokay, der den Song mitperformen durfte. Die Metaller überzeugen nicht nur mit der sanften Stimme von Sharon den Adel und schnellen Gitarrenriffs, sondern zeigten auch, im wahrsten Sinne des Wortes, Flagge. So schwang die Sängerin von Within Temptation bei Raise Your Banner die ukrainische Flagge als Zeichen der Solidarität. Ein würdiges Finale gab es mit “Mother Earth”, einem Song, auf den kein Fan der Niederländer verzichten kann.
Eine Stunde haben Insomnium die Kontrolle über die T-Stage übernommen und lassen uns an ihren dunkelschwarzen Melodien teilhaben, Die Finnen spielten ein Set, das überwiegend aus Songs aus ihrem aktuellen Album Heart Like a Grave bestand, wie der erste Song Karelia und der letzte Song Heart Like a Grave. Dank glasklarem Sound und einer sehr motivierten Band kamen die Liebhaber von Melodic Death Metal bei Insomnium definitiv auf ihre Kosten.
Pünktlich gestartet, legten Amorphis direkt mit dem Kracher Northwards los. Die Finnen wissen, wie man dem Publikum richtig einheizt, sodass jeder, auch wenn man tief im Matsch steckt, in Bewegung kommt. Die spektakuläre Lichtshow der Metaller darf man auch nicht außer Acht lassen. Diese spiegelt die harten Riffs perfekt im Lichtspiel wider. Dieses Mal hatte die Band Songs wie My Kantele mit, die live nicht sehr oft gespielt werden. Zum krönenden Abschluss gab es noch House of Sleep um die Ohren. Wer den ganzen Gig miterlebt hat, war sehr wahrscheinlich von innen durchgeschwitzt und von außen vom Regen nass geworden.
Any Given Day rockten kurz nach Mitternacht eine ganze Stunde lang die T-Stage. Obwohl es so spät war, war vor der Bühne sehr viel los. Dies bemerkte auch der Sänger Dennis Diehl: “Es bedeutet uns die verdammte Welt, dass hier vor der Bühne so viel los ist. Damit haben wir nicht gerechnet. Macht mal Lärm für euch selbst.” Stillstehen ist bei den Metalcorern nicht möglich, das Publikum bewegte sich und moshte. Bei In Deafing Silince bereiteten sich alle auf eine Wall of Death vor, obwohl es vor der Bühne super rutschig war. Auch an der Pyro sparte die Band nicht, das Feuer spürte man selbst hinten und es war sehr heiß. Der Sänger kündigte den nächsten Song an: “Unser allererstes Album, My Longest Way Home. Wer hat das Ding zuhause? Der nächste Song heißt Never Say…”, und das Publikum schrie: “Die!!!”. Es war jedem Zuschauer ein Fest.
Auf dem Summer Breeze ist es spät geworden, doch das hält Lord of the Lost nicht davon ab, mit einer Menge Energie auf die Bühne zu kommen. Leider merkt man, dass es den ganzen Tag über immer wieder geregnet hat und die Breezer durchnässt wurden. Dennoch haben sich nicht gerade wenige zur Bühne verirrt. Mit Drag Me To Hell stimmten sie die Breezer auf die kommende Stunde ein.”Wir haben den Regen besiegt” – freute sich der Sänger Chris Harms. Dies spürte man auch, denn mit jedem weiteren Song kamen immer mehr Zuschauer zu der Mainstage. Die Hamburger spielten leider nur eine Stunde, dafür aber eine Menge Songs aus ihrer ganzen Musikkarriere. Am Ende machte sie nochmal richtig Stimmung mit La Bomba und verabschiedeten sich.
Text: Dennis Schönfeld & Lara Schneider