LACRIMAS PROFUNDERE machten auf ihrer ausgiebigen How To Shrout Yourself With Night Tour Halt im Kölner Club Volta. Die Dark Metal Band brachte vor einem Monat ihr 13. Album heraus- facettenreicher und düsterer denn je. Unmittelbar vor ihrem Auftritt nahmen sich Bandchef Oliver Nikolas Schmid und Sänger Julian Larre noch Zeit, in aller Seelenruhe ein Interview mit uns zu führen. Wir sprachen über Festival-Träume, einen waghalsigen Videodreh und ein fehlendes Statusupdate, das Julian den Weg in die Band geebnet hat.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Glückwunsch zu eurem neuen Album. Im Zuge der Veröffentlichung werdet ihr geradezu mit Lorbeeren überschüttet. Wie fühlt es sich für euch an, die Früchte eurer Arbeit zu ernten?
Olly: Ich danke dir sehr. Es fühlt sich sehr komisch an, weil es das Album ist, bei dem ich es am wenigsten erwartet hätte. Ich war in mir selbst so hin- und hergerissen. Es war die schwierigste Arbeit meines Lebens, diese Songs zu schreiben. Mit der letzten Platte war ich sehr zufrieden. Das war die erste Platte mit Julian und endlich hatten wir wieder die Kurve zurück zu alten Erfolgen geschlagen. Alles war super und dann stehst du vor der Entscheidung, es muss ein nächstes Album kommen. Ich war nicht sicher in welche Richtung ich gehen möchte. Der sichere Weg wäre es gewesen, die Platte zu wiederholen, weil diese sehr gute Verkaufszahlen hatte. Ich habe dann auch mindestens vier Songs geschrieben, die in diese Richtung gingen. Aber die haben mich nicht berührt, irgendwas hat gefehlt. Dann habe ich überlegt, wie lange gibt es das alles noch? Bei dieser Corona Sache dachte man, dauert es ein Jahr, zwei Jahre? Kommt das alles nie mehr zurück? Und dann dachte ich mir, ich schreibe nun einfach Songs, die ich schon immer mal machen wollte, für die ich aber teilweise zu feige war, auch nicht reif genug. Also entschied ich ein Album zu schreiben, als wäre es das letzte in meinem Leben. Genau das habe ich getan und war danach richtig erschrocken. Ich dachte, es wird auch einige Leute erschrecken. Es gab sehr viele Entscheidungen zu treffen. Und wenn es einen Knopf gab, sicherer Weg oder Risiko, habe ich immer das Risiko gewählt. Jetzt ist es cool zu sehen, dass es richtig war. Als ich die Songs fertig hatte, dachte ich mir- soll ich es wirklich so aufnehmen? Ich hatte extreme Selbstzweifel. Für mich ist Songwriting auch eine Qual. Dieses hereinblicken in die eigene Seele. Wenn ich dann einen Song habe, der mich nicht berührt oder zerreißt, werfe ich ihn weg. Es muss mich wirklich catchen, sonst ist er nicht gut genug für mein Empfinden, dass er auf die Platte darf.
Olly, wie kommst du in Stimmung, um neue Songs zu schreiben? Du sagtest bereits, dass es dir schonmal schwerfällt, den Einstieg zu finden. Hast du da einen Weg für dich gefunden?
Olly: Das ist immer ein neuer. Dieses Mal war es der Weg, dass ich mich an die Anfänge zurückerinnert habe, als noch kein Druck herrschte. Du hattest noch keinen Plattenvertrag und auch noch keine Timeline, wann was fertig sein muss. Du hattest noch keine Erwartungen zu erfüllen und gingst einfach rein und hast aus Spaß musiziert. Dieses Gefühl wollte ich wieder in mir hervorrufen. Dann dachte ich zurück an PARADISE LOST. Das war die Zündung für meinen musikalischen Weg. Wenn du dann mit denen tourst und sie später auf einem Festival triffst, sie auf dich zukommen und sagen „Hey, schön war’s damals“, daran habe ich mich zurückerinnert. Und dann entstand der erste Song Wall Of Gloom, der dem Stil von Paradise Lost ähnelt, so kam dann eins zum anderen. Ich fühlte mich wohl. Der Start war gemacht.
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Sucht man immer weiter oder hat man jetzt auch mal das Gefühl als Band angekommen zu sein? Auf mich wirkt es, als hättet ihr euren Stil nun gefunden.
Olly: Ich suche immer weiter. Lange Zeit war ich scheuklappenmäßig unterwegs, wenn es um Musik ging. Mittlerweile hat sich das gewandelt und ich sauge verschiedene Musikstile auf. Diese will ich auch alle in mir selbst einfließen lassen. Die nächste Platte könnte wieder ganz anders sein.
Wer hat eigentlich welche Rolle in der Band? Gibt es z.B. einen Band Papi oder ist jemand schusselig oder ähnliches?
Julian: Es ist offensichtlich, dass Olivers Entscheidungen mehr Gewicht haben. Er schiebt quasi die Regler, welche Richtung die Band einschlägt. Er macht das nunmal schon seit langer Zeit. So funktioniert es. Wir arbeiten aber als Team reibungslos und sehr gut zusammen.
Wie seid ihr auf Julian gestoßen? Er wohnt nunmal in Helsinki. Hat er euch gefunden oder ihn ihn? Gab es gar ein Casting, als ihr einen neuen Sänger gesucht habt?
Olly: Wir haben uns Julian ausgesucht. In der Band hat es seinerzeit gekriselt. Eins werde ich nie vergessen: Als wir in Dubai waren und bei 36 Grad im Meer geschwommen sind, hatten wir vom Meer aus die tollste Aussicht. Aber irgendwie war die Stimmung komisch. Und man dachte, wir sind hier in Dubai, was ist mit euch los? Man hat gemerkt, dass es nicht mehr so rund lief in der alten Besetzung. Niemand hat es gesagt, aber das Feuer war aus. Dann habe ich mich nebenbei bei YouTube nach einem neuen Sänger umgeschaut. Ich habe nach Sängern gesucht, die Coverversionen von Bands singen, die mir gefallen. Dabei habe ich es sehr breit gefächert, so dass ich sehen konnte, dass derjenige verschiedene Sachen singen kann. Ich wollte gern wieder etwas härter werden. Mit Rob ging das damals nicht. Dann habe ich Julian auf YouTube entdeckt. Er hat z.B. etwas von ASKING ALEXANDRIA oder SLIPKNOT gesungen. Das habe ich mir einfach mal gemerkt. Dann ging es aber mit der Band weiter. Als es aber irgendwann nicht mehr funktioniert hat, habe ich mich an ihn erinnert. Als ich ihn zuvor für mich entdeckt habe, war er noch in Deutschland. Mittlerweile lebte er aber in Finnland. Er hatte jedoch sein Facebook Profil nicht upgedatet. Hätte er nun sein Profil in Finnland gehabt, hätte ich ihn wohl gar nicht angeschrieben. Ich wollte diesen Flugstress vermeiden. Dennoch habe ich ihn eingeflogen, weil ich von seiner Stimme so begeistert war. Als er dann hier war, hat er alles eins zu eins umgesetzt, wie ich mir das erträumt habe. Dann war es mir egal, wo er wohnt.
Julian, kanntest du die Band, bevor Olly dich angeschrieben hat?
Julian: Ja, das war wirklich lustig. Damals haben mich mein Bruder und mein bester Freund auf diese Band gebracht. Ganz am Anfang sagte ich ja, finde ich gut. Ein paar Monate später kam ich dann mal auf sie zu und fragte „Hey, habt ihr euch schonmal diese Band angehört?“ Und sie sagten, dass sie mir diese doch erst empfohlen hätten. Ich war total begeistert. Wir haben dann nochmal die Songs gecheckt, die wir zu der Zeit mit unserer Band gespielt haben. Und bei unserem allerersten Konzert, haben wir auch ein paar Coverversionen von Lacrimas Profundere gespielt. Ich war ungefähr 15 Jahre alt. Wir haben z.B. Ave End gespielt. Und dann bekam ich Jahre später diese Nachricht von Oliver, dass sie einen neuen Sänger suchten. Ich war überrascht, dass es einen neuen Sänger geben sollte. Dann habe ich mich gefreut und sofort zugesagt. Er schickte mir einen Song, der mittlerweile zu Like Screams in Empty Halls wurde. Ich war überrascht, wie gut das klang und so anders. Es war eine Mischung aus Glück und Schicksal, dass wir uns gefunden haben.
Das Album klingt so finster, man kann sich kaum vorstellen, dass Parts im Hellen entstanden sind. War das dennoch der Fall?
Olly: Ich habe eine Familie mit drei Kindern. Wir haben nach dem ersten gedacht, eins reicht, wir haben unsere Schuldigkeit getan. Dann habe ich damals in meinem kleinen Dorf ein sehr kleines Haus gebaut. Ich habe also mein Musikzimmer eingerichtet und mittlerweile habe ich drei Kinder und musste selbst weichen. Also habe ich keinen Raum mehr. Im Endeffekt hast du recht, dass die Nacht für mich super ist, aber aus zwei Gründen, denn da habe ich auch meine Ruhe. Ich bin sogar schon Opa und die Eineinhalbjährige von meinem Sohn ist nun auch noch da. Bei mir ist eigentlich immer Action und ich habe eigentlich nur abends Ruhe und Muße.
Euer Album klingt durch die neuen musikalischen Einflüsse modern. Ihr seid nun breiter aufgestellt. Wer hatte die Idee, Core Elemente einzubinden?
Olly: Bei der letzten Platte kam Julian als Sänger sehr spät dazu. Ich schreibe noch viel mit meinem Bruder zusammen. Julian musste gleich die fertigen Texte und Linien singen. Natürlich hat er sehr viele eigene Ideen eingebracht und auch mit Chören gearbeitet, da möchte ich seine Leistung gar nicht schmälern. Nur war das Gros der Platte bereits fertig. Da wollte ich ihn nun bei dieser Platte unbedingt stärker einbinden- so weit, wie er wollte. Ich habe ihm also immer Songs vorgestellt und gesagt „Hey, wenn du Zeit und Lust hast, mach was. Wenn nicht, mache ich es mit meinem Bruder. Aber du bist unser neuer Sänger, ich möchte dir als erstes den Raum geben.“ Teilweise habe ich dann von ihm und meinem Bruder etwas bekommen und dann wird es halt schwierig, auszusortieren. Ich will ja keinem von beiden vor den Kopf stoßen, aber das sind dann eben die Entscheidungen, die man als Chef treffen muss. Ich habe dann oft auch Teile genommen oder manches umgedreht. Wenn wir als Beispiel The Curtain Of White Silence nehmen, das war mir ein unfassbar wichtiger Song. Julian habe ich da im Studio echt gequält. Zu der Zeit waren wir zwei Wochen lang zusammen im Studio. Bei Sachen, die er schon perfekt gesungen hat, sagte ich „Julian, ich brauch den Schmerz. Sing es, als wenn du auf einer einsamen Insel wärst und nichts mehr zu trinken hättest.“ Und erst, als der Schmerz in den Strophen richtig rüberkam, hatte ich ihn. Er war wirklich sehr geduldig mit mir. Wenn ein Song fertig ist und ich diesen im Studio singen lasse, ist der Song für mich längst noch nicht fertig. Dann geht es um die Tonhöhen und wie die Stimme für mich am besten klingt. Julian ist ein spitzenmäßiger Sänger und das weiß er auch. Er hat dann manche Songs in der Tonart gesungen, wie es vorgesehen war. Dann haben wir verschiedene Tonarten ausprobiert, tiefer, noch tiefer, höher. Teilweise ging es dann über Stunden, bis ich dieses Gefühl hatte. Ich habe Julian immer gefragt, wie er sich fühle und habe darauf gewartet, dass er sagt „Hier fühle ich mich am besten“, das kam aber nicht, er fühlte sich immer gut. Also musste ich entscheiden. Das war sehr viel Arbeit für uns alle. Aber ich bin froh, dass er meine ganzen wirren Geschichten mitgemacht hat.
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Seid ihr nun bereit für das Hellfest? Bzw. gibt es ein Festival, auf dem ihr wirklich mal gerne spielen würdet?
Olly: (lacht) Für’s Hellfest bin ich schon bereit, seit ich geboren worden bin! Ich habe mal überlegt, wenn jetzt Schluss wäre, wäre es für mich ok? Nein! Ich habe noch ein paar Sachen auf der Bucketliste. 70.000 Tons of Metal, auf Wacken waren wir schon zweimal, wenn ich nochmal die Chance bekäme- keiner sagt zu Wacken ,nein‘. Das Summer Breeze wäre mal wieder cool, aber das Hellfest natürlich eh.
Habt ihr schonmal darüber nachgedacht, mal beim Gothik Meets Klassik teilzunehmen?
Olly: Ja, wir haben Benni Richter bei allen Platten als Keyboarder dabei. Er macht sehr viel mit CALIBAN, EMIL BULLS, ist aber auch Produzent und ein brillanter Musiker. Mit ihm arbeite ich immer zusammen. Wenn die Songs fertig sind, schicke ich ihm diese und sage „Was fällt dir ein?“ Wenn ihm gar nichts einfällt, lassen wir es so. Wenn er mir Sachen vorschlägt, sag ich ja, nein, passt super. Im Studio haben wir teilweise nur die Streicher-Arrangements laufen lassen, als Julian gesungen hat. Da bekommt man Gänsehaut- aber brutal. Wenn Julian allein zu den Streichern sang, merkte ich richtig, sobald der ganze andere Ballast weg war, konnte er sich noch freier entfalten. Dann dachte ich, dieser Gitarrist macht eigentlich alles kaputt. Wir müssten eigentlich eine Platte allein mit Streicher-Arrangements und Gesang herausbringen. Unser Booker hatte den Kontakt für das Gothic Meets Klassik auch schon geknüpft, aber dann kam Corona und alles hat sich verschoben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es bombastisch wäre.
Habt ihr nach eurem Auftritt auf dem M’era Luna Festival eine besondere Resonanz erfahren? Ihr seid im letzten Moment für Megaherz eingesprungen und seid dabei verdammt gut angekommen.
Olly: Das schönste Feedback, das ich bekommen habe, war vor dem Konzert. Du springst ein, einen Tag vorher. MEGAHERZ sind auch Bekannte von uns und es ist immer bitter, wenn man bei so einem großen Festival so kurzfristig ausfällt und mir hat es für die Jungs auch sehr leidgetan. Aber für den der einspringt, ist es eigentlich genauso schwer. Wir waren auf keinem Plakat, auf keinem T-Shirt. Ich habe sehr viele M’era Luna T-Shirts auf denen unser Name steht, weil ich die als Erinnerungswert für mich sammle. Wir waren schon oft auf diesem Festival, aber dann waren wir angekündigt. Und diesmal kam wirklich zwei Tage vorher der Anruf von unserem Booker, ob wir einspringen könnten. Da ich das M’era Luna so sehr schätze, wollte ich keinen hängen lassen. Hatte aber kein super gutes Gefühl dabei, es so kurzfristig zu machen. Aus der Angst heraus, dass sehr viele Leute sagen „Wir haben auf Megaherz gewartet, jetzt kommt ihr“. Aber, als es einen Tag vorher auf der M’era Luna Seite bekanntgegeben wurde, war das Feedback sensationell. Und das hat uns sehr gestärkt.
Julian, unser Fotograf Sandro von Monkeypress fand die Hose, die du auf dem M´era Luna Festival getragen hast, sehr cool. Er hat mich darum gebeten dich zu fragen, wo du sie gekauft hast? Er weiß, dass du in Finnland wohnst, hofft aber, dass du sie vielleicht online bestellt hast.
Julian: (lacht) Ich liebe es, träume zu zerstören. Die Hose habe ich nicht online gekauft. Sie ist aus einem sehr berühmten Secondhandladen in Finnland. Der Laden heißt Uff. Meistens suche ich besondere Kleidungsstücke gezielt aus und optimiere sie dann- wie auch meine eingefärbte Lederjacke. Ich habe diese in einem Shoppingcenter in Finnland gekauft. Einer meiner Freunde ist Künstler. Ich habe dann Ideen und er hilft mir, diese umzusetzen.
Bekommt ihr eigentlich klassische Liebesbriefe?
Julian: Es hängt davon ab, was man als ‚echt‘ bezeichnet, aber ja, 2022 waren ein paar nette, sexy Briefe dabei.
Olli, es gab Höhen und Tiefen in all den Jahren. Wechsel in der Besetzung, aber auch mal Kritik. Was hat dich niemals aufgeben lassen? Die Liebe zur Musik oder der Glaube die Band?
Olly: Es war der Dickkopf. Ich glaube schon an mich selbst. Du kannst Erfolg nicht erzwingen. Aber ich will nicht aufgeben, bevor ich für mich selbst nicht alles probiert hab. Und ich fühle mich selbst noch nicht am Ende.
Welcher Song von dem neuen Album macht dich besonders stolz und warum?
Olly: Es ist Curtain Of A White Silence. Der macht mich besonders stolz, weil er immer sehr auf der Kippe stand. Am Anfang fand den keiner meiner Bandkollegen geil. Aber ich wollte den unbedingt dabei haben. Anfangs war der Song komplett anders. Vor allem im Chorus und Julian hat mir geschrieben „Ja, ich sing es dir zwar ein, aber irgendwie gefällt mir Chorus, den du da hast, nicht so.“ Der war von mir, ich fand es geil. Aber dann waren wir im Studio und am Wochenende war dieses immer geschlossen. Wir waren am Wochenende aber dennoch vor Ort. Du bist mitten in der Pampa, also was tust du? Du machst mal weiter Musik. Als ich meinte, der Song sei am Montag dran, haben wir uns Akustikgitarren geschnappt und ihn nochmal gespielt. Ich meinte „Wenn er dir gar nicht gefällt, dann lass uns die Zeit nutzen und etwas anders machen.“ Und plötzlich war da dieser Chorus, den wir zusammen erarbeitet hatten. Das sind dann die besonderen Momente, die kann man nicht beschreiben. Das war magisch.
Für das Video “To Disappear In You” habt ihr für Aufnahmen im Wasser einen Pool in der Küche aufgebaut. Hattet ihr keine Sorge, dass dieser undicht sein könnte? Die Auswirkungen hätten fatal sein können.
Julian: Darauf bin ich so stolz. Ja, das hätte durchaus passieren können. Ich hatte kaum Zeit für das Video. Mein bester Freund und ich haben zusammen daran gearbeitet. Aber ich bin davon besessen, etwas Besonderes zu erschaffen. Diese Wasserszene war mir sehr wichtig. Ich habe also begonnen, nach Swimming-Pools zu suchen. Dann hatten wir plötzlich einen, aber mein Balkon war voller Kartons von meinem Musikequipment. Und ich dachte ok, der einzig freie Platz ist die Küche. Also haben wir begonnen den Pool mit Wasser zu befüllen. Das Problem an der Sache war allerdings, dass rundherum überall Elektronik stand. Wenn der Pool kaputtgegangen wäre, hätten wir vermutlich sterben können. Das war auch irgendwie aufregend und dumm zugleich. Mein Kumpel hat sogar Elektroschocks erlitten. Er war mein Kameramann und er hat sich einen von einer Lampe eingefangen. Wir hatten einige Lampen dort aufgestellt. Es hätte tatsächlich in einer Katastrophe enden können, aber stattdessen ist etwas schönes entstanden. Wir taten halt alles für die Kunst und die Band. Aber mach das nicht zu Hause nach! Ursprünglich wollten wir an einem See drehen. Aber dafür hätte man viel bezüglich des Lichts beachten müssen. Und in der Küche hatten wir nunmal verdammt viel Licht. Aber klar, es war auch gefährlich und dumm.
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Wie kam es eigentlich zu der Idee auf dieser Tour größtenteils auf Supportbands zu verzichten? Dies ist eher ungewöhnlich, man nimmt ja auch gern ein Zubrot mit, schließlich müssen Supportbands auch häufig etwas bezahlen.
Olly: Richtig. Erstens mögen wir dieses Bezahlding nicht so sehr. Zweitens waren wir im November 2019 mit THE 69 EYES unterwegs und haben für März 2020 unsere eigene Tour geplant. Da wollten wir mehr oder weniger die Früchte aus der vorherigen Tour ernten. Da hat alles super geklappt. Die Vorgruppe war bombastisch. Dann kam Corona… Wir haben die Tour auf Mai verlegt, weil wir dachten, dann wäre es vorbei. Und danach haben wir die Tour immer weiter verlegt- wie viele weitere Bands auch. Oft haben wir geglaubt: Jetzt wird es klappen. Und dann haben wir unsere geplanten Vorgruppen alle langsam verloren, weil die an den neuen Terminen nicht konnten. Bei der verlegten Tour hatten wir dann keine Vorgruppen, also haben wir unser Set verlängert. Und das fanden wir ganz cool. Dann ist uns die Idee gekommen, dass wir diesmal von vornherein allein spielen. Jetzt kam es aber doch anders. Bei manchen Konzerten haben wir Vorgruppen dabei. Das war aber wie unser ganzen Leben- ich plane nicht. Es sind Zufälle. Dann ruft mich der Booker von INFECTED RAIN an, die hätten da einen Day-off, würden da Nürnberg und München nicht passen? Ja klar. Und dann höre ich mir vor zwei Wochen eine Platte von PARASITE INC. an, finde die super, schreibe die an und meinte, ich hätte Lust was zusammen zu machen. Und dann schreiben sie zurück „In Frankfurt könnten wir“. Teilweise kann das Leben so schön einfach sein. Und das liebe ich. Es ist alles so kompliziert. Wenn mal was einfach läuft, dann finde ich es geil und bei uns ist es so. Wir sind die Band. Die Leute kommen hoffentlich wegen uns. Wenn eine Vorgruppe dabei ist, dann ist das nice to have. Wenn nicht, spielen wir halt allein.
Habt ihr ein Ritual, bevor ihr die Bühne final betretet?
Olly: Ich wechsel meine Socken. Es sind keine speziellen Socken, ich wechsel die einfach nur, aber heute schaffe ich es wohl nicht mehr. Nein, Spaß. Wir ziehen uns vor der Show um und umarmen uns.
Julian, wie wird man zur Rampensau? Bekommt man diese Gabe in die Wiege gelegt?
Olly: Ich beschreibe Julian immer als Spiderman.
Julian: Nein, du sagtest Venom!
Olly: Ach ja, wegen deiner Kontaktlinsen.
Julian: Mein bester Freund kennt mich noch als Kind. Er kann dir sagen, dass mein Verhalten auf der Bühne stets so war. Egal, ob ich vor 3 oder 25.000 Leuten aufgetreten bin. Auf der Bühne bin ich buchstäblich, wie ich bin. Es war schon immer so. Man denkt sich ‚du kannst jetzt abrocken‘ und los geht’s.
Du wirst auf dieser Tour sogar zur Trommel greifen. Wie kam es dazu?
Julian: Ich habe mit Dominik gesprochen. Ich bin durchaus ein Fan von ihm. Immer wenn ich ihn Schlagzeug spielen sah, dachte ich mir, es wäre so großartig, wenn man mal etwas zusammen spielen könnte. Und er sagte „ja klar, das können wir machen. Ich bringe einfach eine meiner Toms mit und wir spielen einfach einen Part zusammen.“ Für mich ist das aufregend. Ich wollte schon immer etwas Neues bei unseren Shows bieten. Ob es nun das Outfit ist, die Songs, das Intro. Ich habe diesmal mit meinem Kumpel zusammen das Intro für diese Tour geschrieben. Abwechslung ist mir wichtig. Wir wollen schließlich unterhalten.
Wir wünschen euch nun verdammt viel Spaß und Erfolg auf eurer Tour. Genießt bitte jeden Moment und feiert ordentlich mit den Fans. Ihr habt es verdient und wer weiß, was der Herbst wieder bringt. Dann seid ihr durch mit eurer Tour, sitzt zufrieden mit einem Bier in der Hand zu Hause und denkt daran, wie cool diese Zeit war.
Olly: Das sind so liebe Worte. Danke dir, genauso wollen wir es machen.
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