Willkommen auf dem Summer Breeze! Ein Festival, welches sehr gewachsen ist und dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Ein stolzes Alter, welches gebührend gefeiert werden muss! Trotz aller Hindernisse in den letzten Jahren konnte der Veranstalter wieder ein Billing aufstellen und dies am Startdatum auch ohne weitere Absagen so durchziehen.
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Der erste Auftritt am Mittwoch fing auf der T-Stage mit der Blasmusik Illenschwang an. So musste sich die riesige Merch-Schlange nicht langweilen. Der Kapellenmeister kündigte dabei an, dass es sein letzter Auftritt war, worauf er mit einem Applaus gebührend verabschiedet wurde.
Als der Zugang zum Battlefield Richtung Main Stage eröffnet wurde, strömte die ganze Menge direkt dahin, um die besten Plätze in der ersten Reihe zu sichern. Trotz der kommenden technischen Problemen mit dem Mikrofon hatte der Mittwoch einen erfolgreichen Start und ein würdiges Finale.
Den Anfang auf der Main Stage machten Raised Fist. Die Hardcore-Punks aus Schweden machten Laune und haben den ersten fleißigen Infield-Besuchern ordentlich mit Sound of the Repuplic oder Friends and Traitors eingeheizt. Danach hatten man definitiv Bock auf mehr.
Pünktlich um 17:40 legten Caliban los. Das Publikum war heiß, wie auch das Wetter, und empfing zahlreich die Hattingerauf der Main Stage . Die Metalcorer hatten trotz der Hitze Lust und Energie mit harten Riffs und voller Wut selbst die weit entferntesten Zuschauer zu beschallen. Nach über zwei Jahren Abstinenz fühlte es sich nicht nur für die Band, sondern auch für das Publikum wie eine Erlösung an. „Der nächste Song ist auf deutsch“ – schrie der Sänger von Caliban, nicht weil er denkt, dass die Zuhörer kein englisch verstehen, sondern weil er so den nächsten Song Ich blute für dich ankündigte: „Ihr kennt den Text, Summer Breeze! Singt alle mit uns – Was ist dein Problem?!“ – machte er noch eine Ansage. Caliban präsentierten auch einige neue Songs aus ihrem im April erschienen Album Dystopia, die sehr gut bei der Menge ankamen. Wer von den Metalcorern auf dem Summer Breeze nicht genug bekommen hat, kann sie auf der anstehenden Tour, die im November beginnt, sehen.
Exodus übernahmen gegen halb sechs die T-Stage, um ihrem Publikum so richtig Feuer unter dem Hintern zu machen. Die Pioniere des Thrash-Metals spielten Hits wie Blacklist und The Toxic Waltz, die mit einem Moshpit abgefeiert wurden. Trotz des Alters versprühten sie noch immer eine derbe Motivation, die sich auch auf der Bühne widerspiegeln konnte.
Nach einer kurzen Umbaupause versammelten sich die diesjährigen Breeze-Bewohner wieder vor der Mainstage, um Feuerschwanz zu sehen. Die Mittelalter-Metaller haben sich in den letzten Jahren sehr erfolgreich in der Metal-Szene angesiedelt und das gab ihnen das Publikum am Mittwoch zu spüren. Die Erlanger hatten ebenfalls gute Laune und Bock, ihre epischen Klänge in glänzender Rüstung zu präsentieren. Doch nur nicht nur mit guter Musik konnten Feuerschwanz die Menge überzeugen, sie spielten außerdem viel mit dem Feuer und schwangen mit ihrem riesigen Hammer. Dabei wirbelte das Publikum mit zahlreichen Moshpits den Staub bei Songs wie Schubsetanz ordentlich auf. Bei Ultima Nocte gab es von den Miezen noch eine erstaunliche Feuershow. Natürlich durfte auch der Cover-Partyhit Dragostea Din Tei nicht fehlen, bei dem die Menge nochmal so richtig ausrastete. Feuerschwanz haben auf der Main Stage eine wahnsinnige Show mit Met, Miezen, Feuer und Methämmer abgeliefert.
Nach der heißen Feuershow braucht das Summer Breeze eine Abkühlung. Niemand geringeres als Eisbrecher ist in der Lage, dem Wunsch nach Kälte nachzugehen. „Seid ihr alle total verrückt Summer Breeze?“ – rufte Alex in die Menge und hörte nur ein „JAAAA!“ zurück. Die Bayern zählen mittlerweile zu den Titanen der NDH-Szene und sind dementsprechend immer auf den Festivals willkommen. Ein paar Songs aus dem neuem Album haben sie natürlich mitgebracht. Vor Frommer Mann machte Alex ein Foto vom Publikum mit seinem Polaroid, bei FAKK drehten die Breezer so richtig durch und vor Im Guten Im Bösen wurde die jetzige politische Lage in der Welt angesprochen. Bei dem beliebten Klassiker Eiszeit kam es zu einem Schneesturm auf und vor der Main Stage, bei dem die Schneeflocken in den Haaren und Bärten der Zuschauer ein neues Zuhause fanden. Sehr überraschend kam der Song Anna Lassmichrein Lassmichraus, der seine Live-Premiere auf dem Summer Breeze gefeiert hat. Zum Schluss gab es den berühmten Hit aus alten Zeit Miststück, den jeder sehr laut mitgrölte und das Cover Out of the Dark von Falco mit einer Feuershow. Sie verabschiedeten sich, wie immer, mit den Teddy-Eisbären, die sie in das Publikum warfen.
Um 21:50 waren Paradise Lost auf der T-Stage an der Reihe. Das Publikum wartete sehnsüchtig auf die düsteren Klänge der Engländer. Eine ganze Stunde lang verfiel die gesamte T-Stage in ein Gothic-Metal Paradies. Zahlreiche headbangende Summer Breeze Besucher zu einer Mischung der alten und neuen Songs zeigten der Band, dass das Festival sie willkommen hieß. Klassiker wie As I Die oder Eternal haben dabei auch nicht gefehlt und jeden Fan definitiv sehr glücklich gemacht.
Svalbard spielten am Mittwoch auf der Wera Tool Rebel Stage. Die Stage sorgte bei allen, die von der Main zu der T-Stage oder umgekehrt gewandert sind, für Aufmerksamkeit, da sie genau auf dem Weg zwischen den beiden Bühnen lag. Eine gute Möglichkeit, neue Bands für sich zu entdecken.So auch bei den Briten aus Bristol, die eine große Menge an Zuschauer für sich gewinnen konnten. Mit ihrem Post-Hardcore vom Feinsten haben sie für eine gute Stimmung gesorgt und konnten technisch schnell überzeugen.
Schreit hier jemand nach Folk-Metal und Schnaps? Ja, das ganze Publikum vor der Main Stage, denn es ist genau die richtige Zeit für Korpiklaani. Die Finnen brachten gute Laune und viel Energie mit. Der Sänger rannte zwischenzeitlich von der linken zu der rechten Seite der Bühne und wieder zurück, damit ihn auch wirklich jeder sehen konnte. Die hinteren Reihen konnten auf die zwei großen Bildschirmen an den Seiten schauen, um ebenfalls nichts zu verpassen. So wie man Korpiklaani kennt, brachten sie ein ganzes Schnapsregal mit und schenkten den Breezern ein, auch wenn die Reihenfolge jeden umhauen könnte. Erst ging es mit Jägermeister los, danach eine kleine Pause mit vielen Moshpits und Staub, bis alle direkt hintereinander mit Tequila, Beer und Vodka abgefüllt wurden. Definitiv eine erfolgreiche Party mit exzessiven Alkoholkonsum.
Um ein Uhr nachts wurde es düster und apokalyptisch. Wie denn auch sonst, wenn Die Apokalyptischen Reiter an der Reihe sind. Die letzte Band des Mittwochs wurde trotz Regens zahlreich besucht. Die deutschen Metaller aus Weimar wurden gebührend vom Publikum mit vielen Pits empfangen. Es war nass, geil und heiß zugleich. Die Reiter spielten nicht nur die allbekannten Hits aus ihrer langen Musikgeschichte, sie präsentierten auch die neuen Songs aus dem im April erschienenen Album Wilde Kinder, bei denen die Breezer textsicher waren. Der letzte Gig war ganz erfolgreich und so gingen die einen nach dem letzten Lied weiter feiern und die anderen schlafen, denn am Donnerstag ging es kein bisschen ruhiger weiter.
Impressionen Mittwoch (17.08.2022)
Der Donnerstag startete bereits um 11:30 mit den ersten Bands, die ganz fleißigen hatten also nicht viel Zeit zum Schlafen. Das Wetter war schön, außer ein paar Tropfen auf den Zelten wies nichts darauf hin, dass es nachts etwas geregnet hat. So frühstückten wir ganz entspannt und machten uns langsam zu der Main Stage auf.
Einen der früheren Slots hatte die Band Ghøstkid, die durch den Frontmann Sushi (Ex-Eskimo Callboy) bekannt ist. Die Menge war gut vor der Main Stage vertreten und zeigte, dass sie definitiv Bock habe. Mit harten Riffs und düsteren Klängen kann die junge Band das Publikum überzeugen. Zum Ende sprach Sushi den allgemein geringen Ticketverkauf bei den meisten Club-Touren an, damit diese weiterhin gespielt werden kann und kündigte darauf den Song Ugly an.
Wer sich am Donnerstag gefragt hat, warum so viele Menschen mit Klobürsten und Klopapier auf dem Infield rumlaufen, bekommt hier die Antwort. Schuld daran waren Gutalax. Wem die Band gar nichts sagt, kann sich das Quaken eines Frosches gemischt mit Grindcore vorstellen, die Band sorgt dann auch noch für eine massive Stimmung im Pit.
„Eure Lieblingspiratenband aus dem karibischen Osnabrück“: Mr. Hurley & Die Pulveraffen sorgten schon kurz vor Beginn dafür, dass es vor der Main Stage so richtig schön eng und voll wurde. Die Band um Mr. Hurley war schon immer beliebt bei dem Publikum, auch andere Künstler wissen dies und begrüßten die Piraten backstage mit: „Wir haben den beschissensten Slot des ganzen Breeze!“, damit meinten sie den Parallelslot. Dies wurde durch die großen Staubwolken, die durch die vielen tanzenden Menschen verursacht wurden, nur bestätigt. Zwischendurch gab es leider einen Totalausfall, der zum Glück noch relativ schnell beseitigt wurde, sodass die Piraten weiterspielen konnten. Zum Schluss gab es den heiß begehrten Song Blau wie das Meer, den die Menge so richtig abgefeiert hat.
Eine ganze Stunde gab es auf der Main Stage Power Metal um die Ohren. Beast in Black hatten einen starken Auftritt und brachten einige Köpfe zum Headbangen. Die Finnen überzeugten nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit ihrer Bühnenshow und Bühnenpräsenz, super motiviert überzeugte die Band schnell.
Auf der Wera Tool Stage ging am Donnerstag auch so einiges ab. Haggefugg hatten die Ehre das Breezer-Publikum mit ihrem Mittelalter-Rock zu bespaßen. Die kampfuntauglichen stellten einige ihrer Songs vor, wie Sang, Weib und Wein und Tanz mit dem Teufel. Dem Publikum gefiel es und feierte ausgelassen vor der Bühne im Schlamm.
Spitze Trollohren, weiß-schwarze geschminkte Gesichter und lange Haare? Ja, endlich sind Finntroll an der Reihe. Die Trolle singen, trotz dass sie aus Finnland kommen, auf schwedisch, weil es, wie sie es sagen, trollisch klingt. Obwohl die meisten im Publikum weder finnisch noch schwedisch verstehen, feiern sie die Folk-Metaller trotzdem ab und wirbeln den Staub so richtig schön auf. „I can taste the moshpit from here“ – teilte Sänger Mathias Lillmåns der Menge mit. Sie hatten eine gut gemischte Setlist, von neu bis alt war alles dabei. Auch wenn das aktuelle Album Vredesvävd schon 2020 rauskam, war es für Finntroll eine Premiere, die neuen Songs in dieser Festival-Saison live zu spielen. Nach einer Stunde Spielzeit war es leider auch schon vorbei.
Zwischendurch wurde auch die T-Stage besucht, um dort Bands wie Death Angel zu sehen. Die US-Amerikaner sorgten für ordentlich Bewegung und Staub im Pit. Ihre Kracher wie The Dream Calls for Blood und Mistress of Pain haben auf dem Summer Breeze auch nicht gefehlt und machten alle Thrash-Metal-Fans glücklich.
Dass es bei Electric Callboy eskalieren wird, war jedem definitiv klar, aber dass es soooooo wie am Donnerstag auf dem Summer Breeze eskalieren wird, da hat wahrscheinlich niemanden mit gerechnet. Bei ca. 1700 Crowdsurfern (ja, wir haben jeden einzelnen mitgezählt) mussten die Grabenschlampen ihre Gesamtkapazitäten aufbrauchen, sodass selbst die Bühnentechniker mithelfen mussten. Vor dem Beginn gab es außerdem kaum einen freien Platz vor der Main Stage, es war sehr eng, aber total geil. Mit einer Mischung aus den neuen Songs und den alten Klassikern haben die Castrop-Rauxeler für den Totalabriss mit einer großartigen Party Stimmung mehr als gesorgt. Nico und Kevin waren selbst fassungslos von dem Wahnsinn vor der Main Stage. „Summer Breeze ist für uns immer was besonderes“ – teilten uns die beiden mit. Zum Ende gab es noch einen Überraschungsgast bei den Callboys. Nein, es war nicht Kalle Koschinsky oder Finch Asozial. Sebastian Pufpaff von TV total trat zusammen mit EC bei We Got The Moves auf. Bei dem Song kleidete er sich auch entsprechend der Band mit weißen Klamotten und einer Prinz-Eisenherz-Frisur aka Piss-Pott-Schnitt. Wer von dem Wahnsinn nicht genug bekommen hat, kann sich die Fortsetzung auf der Tekkno-Tour 2023 zum gleichnamigen Album, welches am 16.9. erscheint, geben.
Kurz vor Beginn von Cannibal Corpse war die T-Stage schon gut gefüllt und die Menge konnte sie schon nicht mehr erwarten. Nach den ersten zehn Minuten Spielzeit wurde es jedoch noch voller und viel enger. Kein Wunder, ein Teil der Zuschauer wanderte direkt von der Main Stage, bei der Electric Callboy gerade aufgehört haben zu spielen, zu den US-Amerikanern. Cannibal Corpse hatte Bock, den Breezern so richtig einzuheizen. Die Death-Metaller präsentierten ihre tiefen Gitarrenriffs. Ihr Auftritt war sehr aggressiv, wut- und energiegeladen. Der Sänger George Fisher legte mit seinem tiefen Growling noch eine Schippe auf die brutale Show oben drauf. Das Publikum hatte ebenfalls viel Energie und entlud diese in einem riesigen Moshpit.
Nach der totalen Eskalation bei den vorherigen Acts hatten die Summer Breeze Besucher noch Power und freuten sich auf Arch Enemy. Das Battlefield war wieder voll, obwohl es anfing zu gewittern. Die Schweden hatten auch Lust und sogar einen Grund zum Feiern. Denn vor genau einer Woche, am 12. August, erschien ihr neues Album Deceivers. Dementsprechend bestand die Setlist auch überwiegend aus den neuen Songs. Aber auch ältere Klassiker wie The World Is Yours, der direkt zum Anfang und Nemesis, der zum Schluss gespielt wurde, durften nicht fehlen. Das Publikum genoss nicht nur die melodische Seite der Death-Metaller, sondern auch die Pyroshow, bei der nicht nur musikalisch eingeheizt wurde.
Ensiferum machten kurz vor halb elf die T-Stage unsicher. Vor der Bühne versammelten sich viele Breezer, um in den Genuss einer ordentlichen Portion Folk-Metal zu kommen. Die Finnen überzeugten das Publikum mit einer Mischung aus Clear-Gesang und Growling, dabei lieferten sie eine großartige Setlist aus allen Epochen ab. Von Rum, Women, Victory, Lai Lai Hei, From Afar oder das schon lange nicht mehr gespielte Token of Time überzeugten auf ganzer Linie.
Wem die Main Stage zu groß ist, eröffnet das Konzert einfach wie Avatar, eng zusammenstehend. Bei den Schweden merkt man direkt, dass sie ein Konzept haben und alles bis aufs kleinste Detail bei der Bühnenshow durchdacht ist. Es ist teilweise gruselig und passt zu ihrer Genre-Mischung aus Death-Metal und Horror. Nach dem Opener Collossus dreht sich der Kopf direkt zu Let it Burn weiter. Allgemein kann die Band zur später Stunde noch recht gut abräumen und mit ihrer obskuren Show überzeugen.
Den Abschluss auf der Main Stage machten Dark Tranquillity. Eine Band für alle, die es härter mögen und auf Melodic-Death-Metal stehen. Die Schweden holten die letzte Kraft aus den Breezern raus und zeigten eine beeindruckende Bühnenshow mit Hintergrundvideos und Animationen. Sänger Mikael Stanne ist extrem beeindruckt von der Menge an Fans zur späten Stunde und wirkt mehr als einmal sichtlich berührt. Dafür bekommen die Fans neben hoch motivierten Schweden Stahl ins Gesicht gedrückt, mit Monochromatic Stains, Atoma, The New Build ist neben dem neuen Material für jede Schaffensphase gesorgt. Mit Lost to Apathy und Misery’s Crown bringt die Band dann ein gekonntes Finale und entlässt die Fans in die feuchte Nacht.
Impressionen Donnerstag (18.08.2022)
Text: Dennis Schönfeld & Lara Schneider