Mir ist, als sei ich selbst hierher geschleudert worden…
So schön, so spät. Zur blauen Stunde treibt es durch die Bordsteingasse, die noch im Licht der Straßenlaternen schimmert. Das Klirren robuster Bier- und fragiler Weingläser, das Gemurmel verhallen in und zwischen den Biergartensitzgruppen vor dem Ilses Erika. Die schönste Location Leipzigs lockt in ihre warmfarben ausgeleuchtetes Kellergewölbe, um zwischen Polstermöbel und tanzenden Diskolichter den Klängen von Goldbrasse und Pauls Jets zu lauschen.
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Erster umgarnen die vorerst trägen, herannahenden Zuhörerinnen und Zuhörer mit einem Blockflötenintro und infolge dessen mit unbeschwerten Funk. Zwischen Gitarrenwahnsinn und präzisen, zumeist tanzbaren Rhythmuspointen wackeln und zappeln nun die Oberkörper vor und auf der Bühne. Die 2018 gegründete Gruppe aus Dresden schreibt sich “Weirdo-Pop” auf die Fahne und entgehen damit einmal mehr der Genreeinordnung. Sei’s drum, ihre herrliche Einfältigkeit, ihre Musik umwickelt in bemerkenswerten Tempo und mit funkelnder Präsenz. Das Publikum wertschätzt den mitreißenden Auftritt von Goldbrasse mit ausschweifenden Applaus.
Ideal: Melancholie bei dreißig Grad
Mit dem Kaltgetränk fest im Griff vergehen die Minuten des Umbaus wie im Fluge. Die Vier von Pauls Jets umgarnen ihre Instrumente für ein Rauschfest aus Schrammelbass, Gitarrentreiben und verträumten, wienerischen Singsang . Über die Coronizeit des Übens und Findens, des Suchens und Probierens gewinnen ihre Jazzfestambitionen an bemerkenswert vereinnahmender Sonorität. Beinahe Mitternacht und mit dem Song und Titeltrack der jüngst veröffentlichten Platte Jazzfest wölbt sich Nebel wohlig an der Raumdecke entlang. Zwischen den bunten Lichtstrahlenbewegungen verhallt der hübsche Track Alles für die Fische, ein Highlight zum Einschlafen. Elan tanzt ausgelassen im Rhythmus der Lazy Generation und die Konzertbesucherinnen und -Besucher mit. Die Häuser schauen schief aus läutet den nächtlichen Abendausklang ein, für den sich Bassistin Romy Jakovcic in beseelter Ruhe neben Paul Buschnegg setzt. Der Sänger geht mit seinen geschlossenen Augen in der Musik auf. Pauls Jets wirbeln die Gefühle der Sommertime Sadness wieder auf – ganz ohne diese Retro-Erhabenheit, die Lana besingen vermag. Musik, die anfasst, die beseelt und mit den flirrenden Lichter der Diskokugel tanzt, vor und für verträumte Augen und wackelnde Körpermitten. Ihr herrlicher musikalischer Mitteilungsdrang sprüht vor Charme, sträubt sich nicht vor Zerrissenheit, vor dem Zaudern der Zeit und verpasst nicht die Momente lustvoller Unbekümmertheit. Dreamy geht sich das Konzert mit der Zugabe Blizzard aus: “Stell dir vor wie deine Augen Herzchen sind…”, die vier Umarmen und Verbeugen sich zwischen dem bemerkenswert lauten Applaus ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer.
Weblinks PAULS JETS:
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