Einige sind dazugekommen, manche unterwegs verlorengegangen, München war mit am längsten dabei, so sinngemäß die Ansage Sophie Hungers, als es darum ging, dass diese Show und die Daten der Tour generell nun tatsächlich stattfinden konnten. Zuletzt für Dezember 2021 war es nun also wirklich soweit: Mehr als zwei Jahre nach Erscheinen des Albums Halluzinationen, damals zum besten denkbaren Zeitpunkt, wie sie scherzte, konnte nun auch die dazugehörige Tour stattfinden. An einem armen Vor-Feiertags-Abend (zumindest im Süden) füllte sich die Halle nach und nach mit einem bunt gemischten Publikum, das sich gut gelaunt darauf wartete, dass es nun nach allem Warten endlich soweit sein durfte.
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Als pünktlich um 20 Uhr das Licht ausging, war zunächst einmal Support-Act Paula Carolina an der Reihe. Eine aufgeweckte junge Dame, die eigenen Angaben zufolge über die „persönliche Entwicklung zu einer aufblühenden Frau, inklusive Dornen und Blüten“ singt. Gemeinsam mit ihrer Band spielte sie ansprechenden Indie-Pop, der gerne leicht klingt, aber doch auch ernste Themen beinhaltet. Geschichten, die das Leben schreibt, von Zweisamkeit, Einsamkeit, dem Freund, der einen nur als Trophäe behandelt – all das besingt Paula Carolina. Und kommt dabei auch sonst sehr sympathisch rüber, als sie bspw. allen Anwesenden einen exzellenten Musikgeschmack bescheinigt, weil sie schließlich für Sophie Hunger da seien und als sie sich wundert, warum traurige Publikumsreaktionen kommen, als sie ihr letztes Stück ankündigt. Es käme doch schließlich Sophie Hunger, das sei doch was Gutes. Stimmt natürlich auch, aber es war ein starker Auftritt und man kann sich Paula Carolina auch ein anderes Mal gut als Headlinerin vorstellen.
Setlist PAULA CAROLINA – München, Muffathalle (15.06.2022):
01. 10 Sekunden Schlaf
02. Bonnie und Klein
03. Beide
04. Nutella
05. Erika
06. Trophäe
07. Halb so schlimm
Eine Umbaupause später betrat Sophie Hunger die Bühne. Zunächst einmal allein, um ihre Interpretation von Dia Fahrenda zum Besten zu geben. Im Schweizerdeutsch gestartet, folgt direkt als nächstes der Supermoon, zur spürbaren Freude der anwesenden Zuschauer. Dabei näherte sie sich schnell den Halluzinationen, die bereits in der Ansage zu Ich liebe dich bereits erwähnte, mit der mystischen Ansage, manchmal spüre man hinter sich Dinge, die nicht da seien. Dramaturgisch passend kam zum Titel dann auch der Chor dazu, der sich hinter sie begab und genau das visualisierte. So gab sie sich auch sichtlich überrascht, als sie sich nach dem Stück umdrehte. Sie war eröffnet, die Welt der Halluzinationen. Es sollten nun vorwiegend Stücke des Albums folgen, dazu der Hinweis, dass die Realität mit dem Wort „hope“ zurückkehren wird.
Mal näher am Album, mal weiter davon losgelöst, nahm die Show einen starken Bogen von Schönheit zu ungeahnter Wucht, ließ Spielraum für die Instrumentalisten und begeisterte das Publikum. Ein Liquid Air agiert da noch mit Schönheit, der auf dem Album durchweg harmonische Sound von Everything Is Good hingegen durchzog mehrere Schichten vom langsamen Aufbau über einen mitunter disharmonischen Aufbau, bis man auf einem langen Weg den gut gelaunten Sound vom Album fand. Mit der Ansage, sie solle ja eigentlich nicht übertreiben, folgte eine sehr wuchtige und schnelle Version von Alpha Venom, kulminierend in einer Gitarrenwand zur mehrfach wiederholten Zeile „I’m the one who makes the music“. Das war so nicht zu erwarten. Später wurde es stiller und in Stück zehn nach der entsprechenden Ansage, genauer: in Stranger, begegnete das Wort „hope“. Woraufhin großer Applaus entbrannte.
Dass die Show wirklich vorbei sein sollte, war nicht recht denkbar, so war es natürlich auch nicht. Mit Sliver Lane meldete sich die Band zur Zugabe zurück, mit Daft Punk spielen in meinem Haus gab es gar ein Cover von LCD Soundsystem, das für ausgezeichnete Laune sorgte, bevor die Musiker ein weiteres Mal die Bühne verließen. Einmal kamen sie noch wieder, mitsamt Chor, der noch einmal separat vorgestellt wurde, bevor Z’Lied vor Freiheitsstatue dann den Schlusspunkt setzte nach anderthalb starken Stunden Konzert. Ein sehr gelungener Abend, vom Support bis hin zum Schlussakkord.
Setlist SOPHIE HUNGER – München, Muffathalle (15.06.2022):
01. Die Fahrenda
02. Supermoon
03. I Opened a Bar
04. Le vent nous portera (Noir Désir Cover)
05. Ich liebe dich
06. Liquid Air
07. Finde mich
08. Halluzinationen
09. Everything Is Good
10. Alpha Venom
11. A Protest Song
12. There Is Still Pain Left
13. Maria Magdalena
14. Security Check
15. Stranger
16. Sliver Lane (Z)
17. Daft Punk spielen in meinem Haus (LCD Soundsystem Cover) (Z)
18. Z’Lied vor Freiheitsstatue (ZZ)
Weblinks SOPHIE HUNGER:
Homepage: www.sophiehunger.com
Facebook: www.facebook.com/sophiehunger
Twitter: www.twitter.com/SophieHunger
Bilder: Marius Meyer (Sophie Hunger), Sara H (Paula Carolina, Pressefreigabe)