Immer wieder erreicht uns eine Vielzahl von Neuveröffentlichungen und getreu des Mottos „So many records – so little time“ würden die meisten davon untergehen. In unserer Rubrik >Reingehört< stellen wir Euch daher einige Releases im „Schnelldurchlauf“ vor:
THE BROS. LANDRETH – Come Morning:
Gemeinplätze der Marke „in der Ruhe liegt die Kraft“ wären jetzt etwas überzogen, aber gerade das Thema Entschleunigung ist eines, das in der heutigen Zeit immer wieder aufkommt. Und entschleunigen, das tun die Brüder Landreth hier definitiv. Schon die erste Single Stay zeigt als Opener des Albums mit entspannten Gitarrenklängen, klaren Sounds, gar einem Hauch R&B, aber vor allem einem ruhigen Americana-Sound. Aber auch, wenn das alles recht angenehm klingen mag, so sind doch ernste Themen, die da behandelt werden. Schmerz, emotionale Traumata und das Zurückfinden zu neuer Stärke klingen dadurch, aber das Leitmotiv ist stets die Hoffnung. Bei aller Nachdenklichkeit immer ein positiver Touch. Stücke wie After The Rain zeigen das ebenfalls gut. Viel Moll, gegossen in klare Klänge und immer mindestens ein Funken Optimismus, hier dazu noch gekonntes Solo-Spiel der Gitarre. Auf den zehn Stücken (plus dem zusätzlichen Radio Edit von Drive All Night) findet sich kein Aussetzer und man kann das Album gut in einem durchhören. (Homepage: www.thebroslandreth.com, Facebook: www.facebook.com/thebroslandreth) – Marius Meyer
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
BRYAN FERRY – Love Letters EP:
Nicht umsonst gilt Bryan Ferry als ein Meister der Coverversion. Einst erschien z.B. mit Dylanesque bspw. gleich ein ganzes Album mit Bob Dylan-Coverversionen, nun gibt es zunächst einmal eine neue EP mit vier Coverversionen von Liebesliedern, deren Originale jeweils von Ketty Lester (Love Letters), Burt Bacharach (I Just Don’t Know What To Do With Myself), Elvin Bishop (Fooled Around And Fell In Love) und Ray Noble (The Very Thought Of You) stammen. Wie man es von Ferry gewohnt ist, vermag er es auch auf dieser EP wieder, die Stücke ganz zu seinen zu machen und dementsprechend nicht nur Cover zu erstellen, sondern eher Interpretationen. Vom seinem typischen elegant in Pop-Stil bis hin zur Piano-Ballade reicht das Spektrum auf der EP bereits und auch seine markante Stimme hat auch mit Mitte 60 nichts von seiner Wirkung verloren. Somit steht am Ende eine herausragende EP, dessen einzige Schwäche in ihrem Format liegt. Denn: In der Form darf Bryan Ferry gern auch baldigst wieder ein Album präsentieren! (Homepage: www.bryanferry.com, Facebook: www.facebook.com/bryanferry) – Marius Meyer
GUNDELACH – ShapeShifter:
Strenggenommen ist es nicht direkt ein Album, sondern die Summe aus zwei EPs – namens Shape und Shifter. Zwei EPs mit jeweils fünf Songs ergeben im Ganzen zehn Stücke, die sich zu einem kohärenden Album fügen. Der Norweger präsentiert sich dabei als einer, der gerne im Geiste des Singer-Songwriter unterwegs ist, dabei aber nicht unbedingt dem klassischen Bild entspricht. Ein Vi Er Nærme Nå zum Beispiel arbeitet neben den klaren Gitarrensounds auch mit elektronischen Pattern, die Melancholie aber passt ganz klar. Er muss dabei aber nicht einmal zwingend singen, wie in „Teil 2“, also der EP Shifter , was nicht mehr ganz im Singer-Songwriter agiert, aber dennoch diese Kombination aus klaren Sounds und elektronischen Spiel wieder gut aufzeigt. Melancholie versteckt sich hinter Drum-Beats, Muse-nahen Synthesizern und ausgefeiltem Arrangement. Zehnmal zeigt Gundelach hier gut, was er kann und ist Freunden gut gemachter, elektronisch angehauchter, Indie-Pop-Klänge ans Herz zu legen. (Facebook: www.facebook.com/gundelachmusic) – Marius Meyer
ISKE – Nackig unterm Mond:
Wenn einer am Abend zum Arzt geht, kann das verwirren: Ist da eine sehr späte Sprechstunde im Angebot? Oder geht man vielleicht zu Dr. med. Ludger Iske, der neben seiner Tätigkeit als Hausarzt auch gerne das Liedermacher-Cape anzieht und als iske musiziert? Wer sich diese Frage bisher nicht gestellt hat, ist nicht schlecht damit beraten, das zu ändern, denn das macht auch Spaß, wenn man sich gesund fühlt. Als hintergründige Einflüsse nennt iske Acts wie Neil Young, Paul Simon, Joni Mitchell, aber auch Deep Purple, Genesis und Bob Marley. Mit diesen Einflüssen im Gepäck bewegt er sich zwischen Singer/Songwriter und Liedermacher und präsentiert auf dem neuen Album Nackig unterm Mond zwölf neue Stücke, dieses Mal komplett deutschsprachig und in einem breiten Spektrum verankert. Gute Laune begegnet genauso wie Nachdenklichkeit, Tiefgang trifft auf Wortwitz und all das mischt sich zu einem ansprechenden Gesamtergebnis, das Freunden von Bands wie Element Of Crime genauso gefallen kann wie Fans von Liedermachern wie Konstantin Wecker. (Homepage: iske.band, Facebook: www.facebook.com/iske.band) – Marius Meyer
SPARKS – Lil‘ Beethoven (Deluxe Edition):
Sparks… Wo fängt man da an? Irgendwie schon immer da, mit einem gewissen Ruf und ordentlicher Reputation und doch zu schräg, um die ganz ganz große Nummer zu werden. Nun werden die Alben der Nullerjahre neu aufgelegt, darunter auch dieses hier, wo bereits früh die Verschrobenheit begegnet, sei es der Opener The Rhythm Thief oder das folgende How Do I Get to Carnegie Hall?, das direkt mal den Evergreen unter den Musikerjokes mit Piano, klassischem Arrangement und einer Portion Hektik vertont. Überhaupt hat es etwas Operettenhaftes, etwas Theaterhaftes, was hier begegnet. My Baby’s Taking Me Home ist auch so ein Fall, den man sich gut auf einer Theater-Bühne vorstellen kann, womöglich mit etwas ratlosen Darstellern dazu. Als Hörer aber ist man weniger ratlos, als vielmehr gespannt dabei, wenn die Sparks ihre Arrangements auf einen loslassen und auch gerne mal überraschende Momente mit einbauen wie bspw. die sägenden Gitarren in Ugly Guys With Beautiful Girls. Ein Album, das zeigt, dass sich eine Beschäftigung mit der Band lohnt – und das in der Neuauflage sogar mit fünf Bonustracks. (Homepage: allsparks.com, Facebook: www.facebook.com/sparksofficial) – Marius Meyer