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ZOODRAKE – seven

ZOODRAKE - seven

Text: Dany Wedel

“Der zweieiige Zwilling von Purified”

Nach nur etwa anderthalb Jahren ist er da, der Nachfolger des Debüts Purified von Zoodrake. Und natürlich heißt dieses zweite Werk ganz eindeutig “seven”. Das Album kommt in einem schönen Digicase mit umfangreichem Booklet, gefüttert mit vielen tollen Fotos.

Der Sound klingt durchweg etwas forscher als auf dem Erstling, allerdings sind die stilistischen Experimente nicht mehr so ganz breit gefächert, das Album also auch nicht so kantig. Ganz im Gegenteil, es ist sogar sehr gefällig geworden. So manch einer mag da etwas enttäuscht sein, aber das muss man gar nicht, denn Hilton Theissen macht ja nun nicht einfach 08/15-Synthpop, sondern tobt sich weiterhin ordentlich aus, nur der Rahmen ist diesmal enger gestrickt. Wir bekommen energetischen Electropop mit tiefsinnigen Texten und ordentlich Gitarren in allen möglichen Sounddesigns um die Ohren gehauen. Der musikalischen Basis des Projektes Zoodrake kommt es sehr zugute, dass Hilton seit vielen Jahren in etlichen Genres unterwegs ist und über ein gutes Produktionsportfolio verfügt. Die Titel strotzen nur so vor Details, auch mehrmaliges Hören sättigt die Gehörgänge nicht. Von dem, was Hilton hier in nur einen Song packt, zehren andere Bands eine ganze Karriere lang. Und ihm gelingt das Kunststück, trotz aller Experimente und einem Sound weitab vom Mainstream eingängige Hooks zusammenzuschrauben und somit Hörer zu binden. Irgendwie scheint Schweden im Sauerland zu liegen, denn eigentlich gelten ja ABBA und ihre Erben als die Meister bezaubernder Melodien.

Eröffnet wird das Album durch den bereits als Single veröffentlichten success of the snake, welcher in der Albumversion noch einmal etwas druckvoller daher kommt und somit schon mal unmissverständlich klar macht, dass dies kein Album für den Liegestuhl am Hotelpool im All Inclusive Resort in der Südsee ist. Es geht geradezu druckvoll rockig los, bei gleichzeitig versöhnlichem Gesang.

jackal parade kommt geradezu wie elektronischer Metal daher, mit herrlich ungeradem Beatgewitter in den Strophen, während einen die Refrains eher mit zuckersüßem Uptempo-Alternative-Pop gefangen nehmen, dazu noch ein bisschen Growling und die wilde Mischung ist komplett. bleed among vamps ist der erste richtig eingängige Popsong, bereit, die Charts dieser Welt zu entern, ein waschechter Ohrwurm und doch so überhaupt nicht seicht.

Jetzt folgt der Titeltrack seven, der eine vielschichtige Songstruktur hat und wo sich Hilton auch stimmlich ziemlich austobt, eine echte kleine Wundertüte. right back baut sich etwas sanfter elektronisch auf, bevor sich ein clubtauglicher Beat dazugesellt. Der Gesang ist hier sehr berührend, Hilton greift hier direkt nach den Herzen der Hörer. Die Refrains sind dann mit einer hymnischen Synthhook ausgestattet, während die Stimme mehr Kraft bekommt.

Die zweite Single nothing’s wrong bringt es mit der Textzeile „Nothing’s wrong in anyway“ ganz gut auf den Punkt: die lustigsten Clowns sind meist richtig gebrochene Menschen, aber die Maske sitzt eben perfekt. Was nach schwerer Kost klingt, wird musikalisch flockig leicht verpackt und ist somit kein Downer. hit the ground ist dann eine richtige Electro- Bombe, mit ordentlich Growling und weiteren stimmlichen Effekten. Es gibt erst einmal ordentlich auf die 12, bevor die Hook dann in Bigroom- Diskotheken-Gewand losschmettert. Das ist ein Brett für jede Szenedisco, da zuckt wirklich jedes tnoch so müde Tanzbein. Etwas gefühlvoller und gitarrenlastiger kommt new oceans daher, ein großartiger Popsong mit vielen kleinen Details. little mantra beginnt sehr minimalistisch, um wieder in einem Uptempo-Stück zu münden, ebenfalls eine ganz große Nummer.

Der Abschluss ist wie beim Erstling wieder ein kompletter Bruch mit dem vorher Gehörten. Gab es auf purified noch eine richtige Krawallnummer, so endet die Zusammenstellung von seven extrem gefühlvoll und gänzlich ohne Drums, sehr minimalistisch mit sphärischen Synths, einer schwurbeligen Bassline und Pianoklängen, die dem traurigen Gesang eine große Bühne geben.

Fazit:

seven ist so etwas wie der zweieiige Zwilling von Purified, oder das Spiegelbild dessen. Es ist hoch energetisch, verspielt und abwechslungsreich, und trotzdem ein wenig erwachsener als das Debüt. Denn im Gegensatz zum Erstlingswerk sind hier Grenzen gesteckt. Sehr weit gefasste, aber eben erkennbare. Diese bewirken, dass das Album als Ganzes rund wirkt und den Hörer nicht überfordert. Langweilig oder einfältig wird es dadurch aber nicht einmal im Ansatz. Vielmehr zeigt uns Hilton auf seven, was in ihm und vor allem was im Genre steckt, wenn man sich nur traut, mit Konventionen zu brechen.

Tracklist ZOODRAKE – seven

01. success of the snake
02. jackal parade
03. bleed among vamps
04. seven
05. right back
06. nothing`s wrong
07. hit the ground
08. new oceans
09. little mantra
10. chant

Weblinks ZOODRAKE:

Homepage: https://www.zoodrake.de/
Facebook: https://www.facebook.com/zoodrake
Instragram: https://www.instagram.com/zoodrake/

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