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ACTORS – Acts Of Worship

ACTORS - Acts Of Worship

Actors - Acts Of Worship

Steile These zu Beginn: Acts Of Worship ist eine der größeren Album-Enttäuschungen seit langem. Leider. Actors spannten ihre Fans nun schon für Monate auf die Folter, was ihr zweites Album angeht. Stück für Stück wurden Singles ausgekoppelt, eine war besser als die andere. Ob Like Suicide, Strangers, Only Lonely oder Love U More – wer auf Post-Punk und Dark-Wave steht sowie immer auf der Suche nach frischem Stoff für die Gothic-Disko ist, spitzte die Ohren. Ein Gespür für Ohrwurm-Refrains, atmosphärisch-sinnliche Gitarren- und Bassläufe, glockenklare 80er-Synthies, wohl eingesetzte, mal organisch, mal weniger organisch klingende Drums und die perfekt ins Soundbild passende Stimme von Jason Corbett – hier rauscht doch sicher ein Kandidat für die Auszeichnung “Platte des Jahres” an. Dachte man zumindest.

Denn leider verschießt das kanadische Quartett sein Pulver nahezu komplett mit den bereits seit Monaten bekannten Singles. Beim dritten Stück, dem als fünften und letzten Appetizer veröffentlichten Cold Eyes, beschleicht einen erstmals das Gefühl, dass der Band zu einem bestimmten Zeitpunkt die Ideen ausgegangen sind – wobei der Track live womöglich besser zündet. Obsession nimmt das Tempo im Anschluss deutlich raus, der völlig einfallslose Spoken-Word-Refrain sorgt aber schnell für Stirnrunzeln. Mitreißend ist anders – und das gilt auch beim folgenden Death From Above. Schade vor allem, dass die wirklich schön klingenden Vocals der nun schon nicht mehr ganz so neuen Bassistin Kendall Wooding hier irgendwie verschwendet wirken. Für die Zukunft birgt der Gegensatz zwischen den beiden Stimmen Unmengen an Potenzial.

Höhen und Tiefen auch in Albumhälfte zwei: Killing Time (Is Over) geht mit einem treibenden Beat nach vorne und liefert zumindest mal wieder solides Songwriting inklusive New-Order-Gedächtnisrefrain und einen hellen, auffälligen Synthloop. Es folgen zwei der so großartigen Singles. Only Lonely – perfekt gesetzter Bassgroove, starke Synth-Melodie in der Hook, ein fast schon Franz-Ferdinand-esker Pop-Drive in den Strophen – zeigt dabei eine ganz andere Facette von Actors als das superdüstere, und mit treibendem Beat ausgestattete Strangers, das sich mit Like Suicide um den Titel “Bester Song der Platte” streitet.  Eine absolute Hymne, die sich vor den Großtaten der Sisters Of Mercy keineswegs verstecken muss, gesanglich zeigt Corbett hier eine Glanzleistung.

Leider kehrt zum Ende zum Acts Of Worship wieder Ernüchterung ein. Bei End Of The World versuchen sich Actors im Minimal-Wave, insbesondere der maue Refrain sorgt aber dafür, dass diese Genre-Expedition keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Und Once More With Feeling ist mehr ein Outro als ein echter Song, das dunkle Instrumental rumpelt und siecht minutenlang vor sich, die Stimme wiederholt den Songtitel bis zum Gehtnichtmehr. Womit haben wir es hier also zu tun? Mit einer hochtalentierten Band, die für so manch Kracher gut ist, aber es noch nicht schafft, gute Songwriting-Ideen über die Dauer eines gesamten Albums auf Papier, auf die Instrumente und ins Studio zu bringen. Kombinieren Actors live die Hand voll Hits auf Acts Of Worship mit den stärksten Songs des drei Jahre alten Debüts It Will Come To You, werden Konzertbesucher zweifelsohne eine gute Zeit haben. Hoffen wir, dass die Kanadier 2022 zurück nach Deutschland kommen können und dann auch endlich unter anderem beim großen, ursprünglich für Sommer 2020 geplanten und schon zweimal verschobenen VNV-Nation-Jubiläumsfestival im Gelsenkirchener Amphitheater auftreten können.

Acts Of Worship erscheint am 1. Oktober via Artoffact Records.

Tracklist ACTORS – Acts Of Worship

01. Love U More
02. Like Suicide
03. Cold Eyes
04. Obsession
05. Death From Above
06. Killing Time (Is Over)
07. Only Lonely
08. Strangers
09. End Of The World
10. Once More With Feeling

Weblinks ACTORS

Bandcamp: https://actors.bandcamp.com/
Facebook: www.facebook.com/actors1984
Instagram: www.instagram.com/actorsmusic

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