Wenn man den Begriff des Altrockers in den Ring wirft, werden die ersten Assoziationen aller Voraussicht nach nicht in Richtung Michael Altrogge gehen. Und doch ist er schon wirklich lange dabei und hat gerade in Berlin Spuren hinterlassen, unter anderem mit Acts wie der Bleibtreu Revue und der Band Anonym. Dass sich die große Berühmtheit dabei nicht einstellte, hat verschiedene Gründe. So hat man auf der einen Seite Werke Altrogges unter Umständen schon einmal gehört, als er als Songlieferant für andere Künstler wie Udo Lindenberg arbeitete, zum anderen hat er sich seinem eigenen Forschungsinstitut hingegeben und Musik quasi von einer anderen Seite aus ergründet. Jetzt ist er aber wieder aktiv dabei und zeigt, dass der „Rock“ im Altrocker längst nicht alles ist.
Wenn die Albuminfo von ArtRock, Off Pop und Jazz schreibt, dann sind einige Säulen dessen, was Altrogge hier darbietet, schon gut, wie man im Opener Wenn ich morgen gestorben wäre bemerkt. Zwischen Kritik und humorvollen Gedankengängen, oder auch: zwischen Kant und Comedy, bewegt er sich hier und zeigt, dass die leichte Verschrobenheit dem Ganzen hier gutsteht. Wie beispielsweise auch in Wir lieben das Land, das pulsierend poppige Klänge bietet, an sich harmonisch wirkt, aber textlich eher bissig agiert, was schon der Beisatz „und weniger die Leute“ zeigt, die in dem Stück auf den Namen folgen. Eine nur scheinbar nüchterne Betrachtung sozusagen.
Man merkt: Altrogge mag Barfuß zum Duell kommen, ansonsten ist er aber definitiv gut ausgestattet. Im Titeltrack zeigt er seine ruhige Seite mit teils cineastischen Momenten, wenn er zunächst mal nachdenklich zum Klavier singt, später aber dezent opulent mit Streichern und weiblicher Zweitstimme agiert. Ob cineastisch oder nicht: Beobachtungen und Reflektionen mag Altrogge, was auch Stücke wie Olivia und Jerusalem zeigen. Letzteres lässt auch den jazzigen Hauch spüren, der eingangs bereits erwähnt wurde. Die Art des Klavierspiels ist jazzig, aber auch eine Nähe zum Chanson ist in der Nummer spürbar.
Am Ende hat man ein Album, das sehr abwechslungsreich geworden ist, dem Freund der deutschsprachigen Klänge insgesamt zu gefallen weiß, aber durch seine verkopften Momente hin und wieder auch etwas anstrengend und langatmig ist. Im Gesamteindruck aber kann man das locker verschmerzen – und bei näherer Beschäftigung im Gegenzug auch einiges für sich entdecken.
Tracklist ALTROGGE – Barfuß zum Duell:
01. Wenn ich morgen gestorben wäre
02. Der Strohmann
03. Wie geht’s?
04. Wir lieben das Land
05. Der Regen fällt
06. Genau!
07. Vergessen
08. Olivia
09. Venceremos
10. Jerusalem
11. Barfuß zum Duell
12. Troja
13. Ins Blaue dösen
Weblinks ALTROGGE:
Homepage: www.altroggemusik.com
Facebook: www.facebook.com/altroggemusik