Album Nummer sieben für Maxïmo Park – und bei der Band aus Newcastle hat sich vier Jahre nach dem äußerst durchschnittlichen Risk To Exist so einiges geändert. Keyboarder Lukas Wooller ist raus, dafür kommt mit Jemma Freese, einer ausgebildeten Jazz-Musikerin, erstmals eine Frau fest in die Band, die neben Tastenklängen auch hier und da Background-Gesang liefert. Sänger Paul Smith musste sich unterdessen an eine andere, wiederum einscheidende Änderung gewöhnen: Der stets gut behütete Frontmann wurde Vater. Und dem nun vier Jahre alten Töchterchen ist dann auch direkt eines der Highlights auf Nature Always Wins gewidmet – doch der Reihe nach. Der Opener Partly Of My Making holpert und poltert im wahrsten Sinne des Wortes nach mehrfachem Hören doch recht gut in den Gehörgang. Am Ende setzt der neue Produzent Ben Allen, mit dem die Kommunikation aufgrund seines Wohnsitzes in den USA in Lockdown-Zeiten doch recht kompliziert war, ein erstes deutliches Zeichen – denn das Song-Outro wird von zackigen Streichern bestritten.
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Doch dann folgt schon eben besagtes Lied für den Sprössling. Und Versions Of You zeigt den Poeten und Songwriter Paul Smith in Bestform. Er erzählt, wie es ist, auf Tour im Bus durch dunkle Wälder zu fahren und sich Videos und Bilder des Nachwuchses anzuschauen, der Hunderte bis Tausende Kilometer entfernt lebend stets größer wird, laufen und sprechen lernt – das Ganze klingt eingebettet in ein sphärisches, aber nicht schnarchiges Midtempo-Arrangement einfach nur schön. Ein Song, der den Vergleich mit großen Britpop-Hymnen aus früheren Jahren wie Books From Boxes oder By The Momument nicht scheuen muss.
Jedoch gilt meist immer noch: Maxïmo-Park-Fans wollen tanzen. Und die folgenden vier Songs bedienen diese Gelüste, liefern dazu unverschämt eingängige Refrains (Baby, Sleep), ordentlich Tempo (Placeholder, Ardour) und ohrwurmige Synthie-Fanfaren (All Of Me), letztere entstammen dem kreativen Kopf des Produzenten. Die erste Hälfte überzeugt somit auf ganzer Linie. Danach wird es allerdings experimentell und stellenweise auch sehr beliebig. „Ich habe das Gefühl, dass wir längst noch nicht alles gesagt haben. Wir wollten neues musikalisches Territorium betreten“, ließ Smith im Vorfeld verlauten. Er hält Wort. Fans reduzierten Synthie-Pops werden an Meeting Up vielleicht ihren Gefallen finden – die Gitarrenfreunde schauen dabei ebenso verschämt in die Ecke wie am Albumende. Das Doppel aus Feelings I’m Supposed To Feel und dem autobiographischen Child Of The Flatlands könnte Krautrock-Anhängern taugen. Man kann Maxïmo Park sicher nicht vorwerfen, auf Nummer sicher zu gehen, so wirklich mitreißen tun die Lieder aber genauso wenig wie die Schema-F-Indierock-Stücke Why Must A Building Burn und The Acid Remark.
Bleibt ein richtiges Highlight in der zweiten Hälfte der Platte: I Don’t Know What I’m Doing geht mit schnittigem Riff und treibendem Gute-Laune-Refrain voll nach vorne und erinnert stark an rosige A Certain Trigger-Zeiten. Wohl der Indie-Disco-Hit auf Nature Always Wins – wenn Discos zurzeit öffnen dürften. Klar ist allerdings, dass hier ein zukünftiger Live-Dauerbrenner auf die Fans wartet. Zum ersten Mal spielen werden Smith, Freese & Co. das Stück wohl am 6. März. Dann spielt die Band aus dem Norden Englands ein Livestream-Konzert in der Heimat, die Show, übertragen aus dem Riverside Club in Newcastle, startet um 20.30 Uhr und kostet ca. 17 Euro.
Und in den deutschsprachigen Raum kommen wollen Maxïmo Park im September. Ist die Pandemie bis dahin im Griff, stehen folgende Konzerte an:
17.09.2021 Berlin, Astra
19.09.2021 Wien (A), Flex Café
21.09.2021 Zürich (CH), Mascotte
22.09.2021 München, Technikum
23.09.2021 Frankfurt, Batschkapp
25.09.2021 Stuttgart, Im Wizemann
26.09.2021 Köln, Kantine
Zwei Hinweise noch zum Schluss: Nature Always Wins gibt es im Online-Shop der Band (Link siehe unten) auch als Sonderedition mit Pflanzensamen (!, der Albumtitel kommt ja nicht von ungefähr) und – exklusiv für deutsche Fans – als limitierte Doppel-CD mit fünf Bonustracks.
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