SABATON, APOCALYPTICA & AMARANTHE – Oberhausen, König-Pilsener-Arena (01.02.2020)

Fotos: SABATON
Sabaton, © Markus Hillgärtner
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Dieser Konzertbericht wurde von Lars Lorbeer für Monkeypress geschrieben.

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Grüße aus dem Schützengraben der König-Pilsener Arena. Denn nicht nur Sabaton winken uns heute von den Feldern of The Great War. Wohl oder Übel müssen auch Amaranthe und Apocalyptica über Sandsackwall und Stacheldrahtzaun hinweg die Menge unter Feuer nehmen. Zwar mit weniger Explosionen, als der Gastgeber des Abends, aber Schwund ist immer.

Amaranthe

Als erstes steigen für uns heute Amaranthe auf die Barrikaden mit einem Mix aus Modern Metal und Synth-Pop. Eindeutiges Alleinstellungsmerkmal ist das Trio an dedizierten Sängern aus Elize Ryd (Clean), Nils Molin (Clean) und Henrik Englunds (Growl) was für einen wilden Wechsel der Stile auf der Bühne sorgt. Vom poppigen Duett zum knallharten Metal innerhalb von Sekunden. Aber nicht nur stimmlich wird hier reichlich Show geliefert auch für das Auge ist viel dabei. Mit viel Energie fegen Amaranthe über die Bühne immer auf dem Sprung auf und über die Sandsäcke.

Apocalyptica

Weg von der Moderne, geht es zurück in die Klassik. Mit ihrem ganz besonderen Ansatz, die Leidenschaft für Metal mit der Kunstfertigkeit der Klassik zu vermischen, haben sich diese vier Finnen 1996 auf den Bühnen dieser Welt einen Platz gesichert. Zwar ist die Band etwas Wortkarg – einen eigenen Sänger haben Apocalyptica nicht – aber ganz und gar nicht langweilig: Und so ist die Menge begeistert mit dabei. Vor 17 Jahren hat es auch Rammstein erwischt durch ihre Wut, den Metal neu zu interpretieren. Der Song Seemann hat es bisher nie auf die Live-Bühne geschafft. Aber wozu hat man so viele Sänger mit auf Tour? Wenn nicht, um sich mal einen auszuleihen? So wird die Neuinterpretation von Seemann durch Elize Ryd von Amaranthe vervollständigt. Schlussendlich kehren sie zu ihren Wurzeln zurück: Und so wird Metallica gespielt und das im Stehen, im Sitzen oder auch im Liegen. Die erfahrenen Violoncellisten sind da nicht weiter wählerisch. Den Abschluss setzten sie mit ihrem wohl bekanntesten Cover Nothing Else Matters. Ein Sänger ist hier nicht notwendig. Der Text ist hinreichend bekannt. Und wozu hat man ein Publikum, wenn nicht zum Mitsingen für das ganz Besondere Gänsehaut-Feeling.

Sabaton

Nach fünf Minuten musikalischen Intro erschallen die mittlerweile berühmt berüchtigten Worte durch die König-Pilsener Arena: We are Sabaton! And this is Ghost Division! Dicht gefolgt von der ersten Salve der Pyro, die die Unvorbereiteten knallhart erwischt. Und wer nicht betäubt mit den Augen blinzelt, steigt voll mit ein. Auf den immer wieder aufstrebenden Flammenstößen tanzt das Konfetti und dahinter fetzen unsere Gäste aus Schweden durch den Schützengraben. Allen voran Joakim Brodén in seinem Outfit, was nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne zum guten Ton gehört: Tarnfleckhose: Ausführung grau, Weste, Bürstenschnitt und was nie fehlen darf: die Sonnenbrille. A propos nicht fehlen: Egal ob auf Wacken oder in einer ausverkauften König-Pilsener Arena, eher früher als später schallt es den zweiten Satz, der zu jedem Sabaton-Konzert gehört auf die Bühne und so erhebt Joakim mit seinen Fans den Becher auf “Noch ein Bier”.

Hinter dem berühmten Dreifachdecker, mit dem sich der rote Baron auf seinen letzten Einsatz begab, versteckt sich auf der Bühne eine fetzige Party-Orgel, auf der erst kurz Swedish Pagans angespielt, aber dann doch von Freiherr Manfred von Richthofen das Ruder übernommen wird … oder so ähnlich zumindest. So beginnt der Luftkrieg über der König-Pilsener Arena und zum Refrain “Higher into the sky” steigt ein Crowdsurfer nach dem anderen auf. Immer wieder freuen sich Sabaton darauf, nach Deutschland zu kommen und ganz besonder hierher ins Ruhrgebiet. Immerhin schafften sie es hier – 2006 in Duisburg – zum allerersten Mal außerhalb ihrer Heimat vor einem vollständig ausverkauftem Haus zu stehen. Mit einem Schuss der Bazooka auf den Drummer-Panzer ist dann auch erstmal Schluss mit Sabaton.

Und nach dem sich der Rauch gelichtet und das Licht langsam wieder anflimmert,  ist es stattdessen Zeit für “Sabaton meets Apocalyptica” mit dem gemeinsamen Song Angels Calling. Weil es total verrückt wäre, dieses Potenzial nur für einen Song zu nutzen, werden gleich eine ganze Reihe durchgezogen, bis sich Joakim wieder von uns verabschied. “Now we have to say goodbye! Because tomorrow is sunday and you have to go to church.”

So einfachen gehen lassen wir die Männer aber nicht, also wird erst gepfiffen, dann “Noch ein Bier” gerufen und schließlich Swedish Pagans gestimmt. Auf die müssen wir aber noch warten. Erst geht es unter dem Donnern des Atlantikwalls durch die Tore der Hölle auf den Weg zum Himmel mit Primo Victoria. Doch dann werden endlich die rufe erhört mit Swedish Pagans und To Hell and Back runden die Schweden ihr Set ab und nach knapp zwei Stunden Spielzeit sind wir in die Nacht entlassen.

Wer noch nicht vorher dazu kam holt sich auf dem Weg Merchandise oder einen der vier unterschiedlichen Fan-Becher, bevor er der König-Pilsener Arena den Rücken kehrt für die Heimreise.

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