Sun in the middle of a nothern rainy winter night
Im Moment gibt es ein dominantes Wetter in Lübeck, das sich vortrefflich mit der Bezeichnung „Schmuddel“ labeln lässt. Zwar ist es ein Quäntchen zu warm für die Jahreszeit, Schnee haben wir in diesem Winter noch gar nicht gesehen, aber der eiskalte Regen tut sein Übriges, dass sich eigentlich jeder nach warmen Tagen sehnt. „Wann hast Du eigentlich das letzte Mal die Sonne gesehen?“, hab ich einen Kollegen tags zuvor noch gefragt. Und mit diesem beklommen, verschnupften Gefühl machen wir uns an diesem Samstagabend auf den Weg zum Funambules, zu Four Rooms mit dem Ziel dem etwas entgegen zu setzen.
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Die taufrische Band aus Lübeck begegnete mir zum ersten Mal, als sie fast trotzig kurz vor Weihnachten gerade mitten in diese graue nasskalte Melancholie mit einem Sommerhit aufkreuzten. Diese sonnendurchflutete Leichtigkeit, die gepaart mit musikalisch-professioneller Vermessenheit beinahe automatisch und aus dem Stand eine ansehnliche Anzahl von Klicks auf Youtube erhielt und sogar ihren Weg in die Radiostationen fand, erweckte meine Aufmerksamkeit. Hinzu kam die regionale Verbundenheit zu den Mitgliedern die schließlich über meinen Genre-Konservatismus obsiegte und ich mich erinnerte: ‘Ja, es gibt doch sehr, sehr gute Pop-Musik’. Four Rooms sind ein solches Beispiel mit ihrer wohltuenden Mélange aus Soul, Pop und Rock: eingängig, aber nicht anbiedernd; leicht, aber nicht vorhersehbar.
Das Funambules, ein kleiner Club an der malerischen Obertrave der Hansestadt, ist von vorn bis hinten voll besetzt. Es ist heiß und stickig, aber es gibt gut zu essen und ausreichend Bier, so dass es eigentlich kaum ins Gewicht fällt, dass das Quintett mit kleinen technischen Problemen in ihr Set startet. Trotzdem entschuldigt sich Sänger Claudio Ciulla artig: Nach dem dritten Anlauf bekommen wir dann den Opener Grey in voller Länge und Ciullas zartschmelzende Stimme zu hören. Wo auch immer die Startschwierigkeiten herkamen, der Sound lässt für den Rest des Konzerts keine Wünsche offen. Der Klang ist voll. Man merkt trotzt der Jugend ihres aktuellen Projektes: Jeder der Musiker verfügt über weitreichende Erfahrungen. Bei What If I Lie, eine warme, raumgreifende Ballade, hören wir Keyboarder Detlev Weise sogar an der Trompete, was dem souligen Stück noch einmal zusätzlich Tiefe und getragene Melancholie verleiht.
Überhaupt beeindruckt mich die Vielseitigkeit der Band. Die einzelnen Songs werden nicht selten mit abgefahrenen bluesigen Soli aus Julian Krohns Gitarre bereichert, mit Vulcano präsentieren Four Rooms sogar eine treibende Classic Rock Nummer, die augenblicklich Easy Rider-Emotionen hochkochen lässt. Höhepunkt ist selbstverständlich Sun At The And Of The Road, das unisono von beinahe allen Anwesenden textsicher mitgesungen wird. Die wenigen Übrigen schaffen das dann zumindest zum letzten Drittel dieses bezaubernden Pop-Songs, der nicht nur für mich den kalten Abend mit Sonnenstrahlen geflutet hat.
Setlist FOUR ROOMS @ Funambules, Lübeck (01.02.2020):
01. Grey
02. I Don’t Wanna Miss
03. What If I Lie
04. Help
05. Vulcano
06. Sun At The End Of The Road
07. Black Rose (Z)
08. Decision (Z)
Weblinks FOUR ROOMS:
Official: https://4rooms-music.de
Facebook: https://www.facebook.com/4RoomsMusic
Instagram: https://www.instagram.com/fourrooms_music