Ein Albumtitel, der ansonsten nicht auf dem Album auftaucht, wirft schon mal Fragen auf. Dabei ist es eigentlich eine ganz einfache Anekdote, die dazu geführt hat, dass hier plötzlich Starkregen auf dem Cover steht: Wenn man den Namen „Rainhard“ in ein unbedarftes Übersetzungsprogramm eingibt, könnte schon einmal starker Regen dabei rauskommen. Gesehen, gelacht, zum Titel gemacht. Dabei haben Klimaphänomene auf metaphorischer Basis auch ihren guten Platz auf dem Album gefunden. Nicht nur der Starkregen ist da, sondern auch Heiße Luft, wie ein Titel auf dem Album heißt. Überhaupt konstatiert Fendrich, dass derzeit ein „zwischenmenschlicher Klimawandel“ stattfindet. Dabei bezieht er auch gerne kritisch Stellung, was ein wichtiges Merkmal des Albums ist.
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Fendrich gibt sich hier gut in der Rolle des Beobachters – politisch wie auch zwischenmenschlich. Nehmen wir zum Beispiel das besagte Stück Heiße Luft. „Wenn immer wo was schief rennt, die Flüchtlinge sind schuld“ singt er da. Und meint es natürlich nicht wortwörtlich, sondern wirft hier einen kritischen Blick auf die besorgten Bürger. Das klingt gerne doppelbödig, denn die Musik dahinter ist munter anmutender Liedermacher-Pop. Vom besorgten Bürger zum zwischenmenschlichen Phänomen schlägt beispielsweise der Social Media Zombie. „Mit mir braucht keiner was reden, weil ich woanders bin“, heißt es hier, bevor es um weitere Unwichtigkeiten geht, die es im sozialen Netzwerk so gibt, wie beispielsweise das Foto vom Frühstücksei, das dringend mit der Welt geteilt werden muss.
Neben dem zwischenmenschlichen und politischen Geschehen ist da noch ein dritter Aspekt auf diesem Album: Erinnerungen und Reflexionen nehmen ebenfalls ihren Platz ein. Was auch nicht weiter verwundert bei einem, der inzwischen 40 Jahre auf den Bühnen unterwegs ist und im kommenden Februar seinen 65. Geburtstag feiert. Da erinnert man sich an die Rock’n’Roll Band und denkt auch mal über die Vergänglichkeit nach, wie im balladesken Mit der Zeit. Auch das passt gut zu der Rolle des Beobachters, die Fendrich hier einnimmt und dabei das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Überwiegend im Bereich Liedermacher und Austropop pendelt er sich ein und schreckt dazu nicht vor den besagten ruhigen Momenten zurück.
Im Großen und Ganzen ist dem Wiener hier ein schönes Album deutschsprachiger Klänge mit Tiefgang gelungen. Eines, das nur an der Oberfläche nicht weh tut, da es inhaltlich weit tiefer geht als nur an der Oberfläche zu kratzen. Vielleicht zündet nicht immer jede Pointe und beim Thema Liebe wirkt es manchmal doch etwas ungewollt pathetisch, aber das sind nur kleinere Abstriche, die dem Album in seiner Gesamtheit nicht beschädigen können. Wer gut gemachte deutschsprachige Musik mit markantem wienerischen Einschlag mag, wird auch Starkregen eine Menge abgewinnen können.
Tracklist RAINHARD FENDRICH – Starkregen:
01. Burn Out
02. Heiße Luft
03. Mein Leben
04. Social Media Zombie
05. Rock’n’Roll Band
06. Mit der Zeit
07. Hinter’m Tellerrand
08. Nur die Liebe
09. Sag ma net es gibt kan Teufel
10. Die Welt ist groß
11. I steh gern im Stau
12. Der Rest von dein‘ Gewissen
13. Abendrot
Weblinks RAINHARD FENDRICH:
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