Pink ist sicher eine Ausnahmeerscheinung im Musikbusiness. Wie kaum eine Künstlerin vor ihr schafft es die als Alecia Beth Moore geborene Amerikanerin, ein irgendwie glamouröses, aber doch vollkommen bodenständiges Leben im Rampenlicht zu führen und zwischen den Extremen zu wandeln, als wären es zwei Seiten der gleichen Medaille. Für insgesamt 10 Konzerte kam die sympathische Power-Frau aus L.A. in diesem Sommer nach Deutschland. Und wie es schon mit zwei Konzerten Anfang Juli im Rheinenergie Stadion zu Köln begann, so endet der deutsche Beautiful Trauma World Tour Abschnitt auch in Nordrhein-Westfalen, und zwar am heutigen Abend in der Veltins Arena Gelsenkirchen.
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Köln bleibt aber zunächst ein Thema, denn nachdem die Pforten der, aufgrund des stets präsenten Regens heute geschlossenen, Arena bereits gegen 17 Uhr geöffnet wurden, sorgt die Kölsche Band Kasalla für den musikalischen Auftakt. Die Stimmung steigt und auch Vance Joy im Anschluss erhält für sein u.a. mit dem Lionel Richie Cover All Night Long und seinem eigenen Hit Riptide gespicktes Set mehr als nur einen Höflichkeitsapplaus, auch wenn der Auftritt des Singer/Songwriters mit Bandunterstützung die Stimmung genrebedingt wieder ein wenig abkühlen lässt. Nach einem weiteren überzeugenden DJ Set des immer wieder mal musikalisch-untermalenden DJ KidCutUp, ist das Thema Stimmung aber natürlich kein Problem mehr, denn gegen 21:15 ist es endlich Zeit für den Star des Abends: P!NK!
Und die legt nach einem absichtlich schrägen Flötensolo der 20th Century Fox Musik mit ihrer Band, Tänzerinnen, dem Song „Get The Party Started“ und einer tollen Showeinlage gleich richtig los und auch die 45.000 Zuschauer kommen dieser Aufforderung natürlich liebend gern nach. Für die sympathische Pink stellt es überhaupt kein Problem dar, die Feierlaune im Publikum heute hoch zu halten, denn sie kann neben Songs ihres Ende April erschienenen neuen Albums Hurts 2B Human auch auf viele Hits in ihrer Karriere zurückschauen und so muss man nicht erst bis zum Ende auf die bekannten Tracks warten, sondern wird schon früh mit Krachern wie Just Like A Pill, Who Knew oder Funhouse – inklusive eines Mash Ups mit No Doubts Just a Girl – verwöhnt. Auch Showmäßig wird uns einiges geboten, die große Bühne ist mit zwei großen, herzförmigen Bildschirmen ummantelt, der riesige Bühnenhintergrund natürlich ebenfalls interaktiv und immer wieder gibt es Outfitwechsel und sonstiges Neues auf der Bühne zu bewundern. Neben eigenen Hits überzeugt Pink sonst auch oft mit Interpretationen der Lieder anderer Künstler, doch überraschenderweise müssen wir heute auf das Bishop Briggs Cover River ebenso verzichten, wie auf die wundervolle Ballade Time After Time von Cyndi Lauper.
Dafür geht es ziemlich heiß her, denn zu Just Like Fire zischen immer wieder vielzählige Pyroflammen beeindruckend über die Bühne und gen Arenadecke. Doch auch abseits ihrer musikalischen Highlights und der blinkenden Showeffekte erweist sich Pink wieder einmal als großartige Künstlerin, die nicht kuscht, sondern stets ihre Meinung zu wichtigen sozialkritischen Themen (What about us) wie Armut, Diskriminierung und Co. äußert und immer wieder das Wort an ihre Fans richtet, sie begrüßt, zum Geburtstag gratuliert, Tanzunterricht gibt, sich für die Vielzahl Geschenke bedankt und sogar kurz noch ein paar Autogramme gibt. Ein Weltstar zum Anfassen und mit vielen Talenten. Akrobatik gehört da ebenfalls allemal dazu, denn neben starken Choreographien mit ihren Backgroundtänzerinnen und –tänzern ist sie auch immer wieder ohne Bodenhaftung im Stadion unterwegs, lässt sich an Seilen quer durch die Arena transportieren und sogar schießen und kommt den Fans dabei ein ums andere Mal sehr nahe. Das wirkt Halsbrecherisch und da muss wirklich jeder Griff sitzen, sonst wird aus der Zirkuseinlage schnell einmal ein Dienstunfall. Doch keine Sorge, hier geht es sehr professionell zu und alles passt perfekt! Kein Wunder also, dass sich die Zugabe So What zu einem absoluten Kracher entwickelt und die Veltins Arena in ein wahres Funhouse verwandelt, bevor Pink das Set nach knapp zwei Stunden ganz leger in weiter Fransenjeans, dem Song Glitter In The Air und vielen Luftküssen für die, nun Luftballons hochhaltenden Fans, nach zwei Stunden etwas gemäßigter ausklingen lässt und die Fans in die schwüle Gelsenkirchener Nacht verabschiedet.
Es war ein toller Abend einer authentischen Künstlerin, die es schafft, Menschen verschiedener Altersgruppen und Musikgenres mit ihrer Musik zu einen und ihnen ein Konzerterlebnis zu bieten, dass sie so schnell nicht vergessen werden. Danke und hoffentlich bis bald P!NK!
Setlist P!NK – Gelsenkirchen, Veltins-Arena (09.08.2019):
- Get the Party Started
- Beautiful Trauma
- Just Like a Pill
- Who Knew
- Funhouse
- Hustle
- Secrets
- Try
- Just Give Me a Reason
- Just Like Fire
- What About Us
- For Now
- Walk Me Home
- I Am Here
- F**kin’ Perfect
- Raise Your Glass
- Blow Me (One Last Kiss)
- Can We Pretend
- So What (Z)
- Glitter in the Air (Z)