DIE GOLDENEN ZITRONEN – Dresden, Groovestation (03.05.2019)

Fotos: DIE GOLDENEN ZITRONEN
Die Goldenen Zitronen, © Claudia Helmert
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Zappeln zum Zeitgeist

Der Sonnenuntergang am Freitag ging nicht nur mit dem Ende einer aufreibenden Arbeitswoche, sondern auch mit dem Start in einen kunterbunten Konzertabend einher. Die Eröffnung übernahmen die kühle Limo von der Bar in Zusammenspiel mit den ekstatischen Bewegungen und großen Gesten der Gruppe Skillz. Mit treibenden, geräuschhaften Melodiekonstruktionen und Kritik am Zusammenleben, verzauberten die beiden Damen aus Wien und Berlin. Ihre mittel-leicht zugängliche Kunst umfasste außerdem den längsten Songtitel davon, dass die Apokalypse in ihrer Grausamkeit und den daran angeknüpften, notwendigen Kampf merkwürdiger Weise überall gezeigt werde, aber Kommunismus zu unvorstellbar erscheint und darüber, wie nun alles den Bach herunter gehen würde. Positive Utopien seien zu langweilig und würden daher kaum in der Popkultur stattfinden, postulierten die beiden. Die Beats schepperten laut nachdem die Stimmen verhallten. Kopf nickend zeigte sich die Zuhörerschaft – ein bisschen zustimmend, vor allem im Takt.

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Das Ausverkauft-sein machte sich bemerkbar, die Musizierenden und das Publikum schwitzten um die Wette. Dicht an dicht, die kurze Erinnerung daran, dass wir freiwillig hier seien und wegen des guten Flairs – so Schorsch Kamerun gegenüber den Dresdnerinnen und Dresdnern. Der charismatische Herr vor der Band, die zwischen den Instrumenten rotierte, pries gut gelaunt Die Goldenen Zitronen als Mitmachtheaterband an. Ihr Kostüm irgendwo zwischen dörflicher Folklore und indischem Sektenkult – hatte ich mir sagen lassen – aber viel Bewegungsfreiheit, die benötigt wurde. Während der ersten drei Lieder wackelte die Zuhörerschaft nur leicht vor sich hin, bis mit dem Investor das Springen und Tanzen unaufhaltsam um sich griff. Das bunte Licht zappelte im Gewummer der taktgebenden Musiker. Die Hamburger Gruppe performte über zwei Stunden und drei Zugabenblöcke Punk mit treibend elektronischen Nuancen und Texten für Leute, die auf Texte hören wollen: Gebt doch endlich zu, Euch fällt sonst nichts mehr ein – außer Ängste, Mauerbau und Konfliktvermeidung. Gut, dass Herr Kamerun gleich entgegnete: “Uhlala, ich bin da, ich helfe Dir.” Hier passierte mehr als ein nur ein Gefühl – das was Punk auszumachen scheint. Im Bühnen-Zuschauerraum-Dialog ergab sich als Antwort auf die Frage danach, wo das Empfinden von Nationalstolz herkomme, ein spontanes: “Im Arsch!” Weiter im Unterhaltungsprogramm partyzipierte man zu Ohrwürmern und guter Laune durch den Konsens der Anklagehaltung. Die Saiten rissen, aber das war für den versierten Mense Reents kein Problem. Bei fortlaufendem Gitarrenspiel half er seinem Kollegen aus, bespannte dessen Instrumentarium und erntete nicht nur Anerkennung, sondern auch lauten Applaus und einen ausschweifenden Stage Dive. Nur schöne Menschen, auf die der Schweiß von der Decke tropfte. Zum Abschied ein gutes Gefühl und der Chorgesang: “Wir verlassen die Erde, auf dass sie schöner werde…”

Weblinks Die Goldenen Zitronen:

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