“Wall Of Hall”
Um drei Vokale ärmer, aber eine Keyboarderin reicher sind FTR (vormals: Future) im Vergleich zur Frühphase der Karriere. Vier Jahre ist der Release der Debüt-LP Horizons nun schon her, in der Zwischenzeit kam Tastenfrau Pauline Chasseray-Peraldi dazu und unterstützt Yann Canévet und Brice Delourmel bei der Kreation eines „Coldgaze“-Albums. So nennen FTR ihren Sound selbst – und das macht auch durchaus Sinn, treffen hier doch wahrhaftig Elemente aus Cold Wave auf Shoegaze. Das Ergebnis der Studioarbeiten liegt nun in Form des Zweitlings Manners vor.
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Und der ballert in den ersten 16 von insgesamt 46 Minuten mal so richtig rein. Die ersten vier Songs der Platte basieren alle auf wuchtigen Drumcomputer-Schlägen, die das Tanzbein in Schwung bringen. Vor allem der Opener Collision und das flotte Chances schreien laut „Hit“ und mit treibenden Bassläufen geradezu nach Club-Einsätzen. Der Gesang ist eigentlich eher ein „Gesprech“, hält sich vornehm im Hintergrund – und auf allem türmen FTR meterhohe Wände aus Hall.
Erst tanzbar, dann lärmig
Generell gilt: Die Lautstärke von Manners sollte man zum Schutz seiner Ohren, insbesondere im Falle der Nutzung von Kopfhörern, vorsichtig dosieren. Spätestens ab dem fünften Track Love Bots, denn da denkt man beim Hören unweigerlich an Frühwerke der Einstürzende Neubauten. Hören mit Schmerzen war damals das Motto – und trifft hier wieder zu. Dafür sorgen ätzende Kreissägen-Samples, die jeglichen Pop-Appeal des restlichen Songs zerstören. Ruhiger, aber durchaus fesselnd, kommt Right Track mit seinem Joy-Division-Gedächtnis-Basslauf daher. Nach mehr als vier Minuten zappelt das vorher so entspannte Lied plötzlich mit flirrenden Synthies und hektischem Beat herum. Klingt wie der perfekte Sound für eine nächtliche Autobahnfahrt.
Zu einer eben solchen passen sicher auch die Tracks in Albumhälfte zwei, die leider in Teilen recht monoton und einlullend wirken. Positiver Ausreißer (= Wachmacher) hier das an Slowdive und Konsorten erinnernde Sunrise mit erneut dicken Schepper-Beats als Taktgeber. Der Rest ist nicht mehr und nicht weniger als solide, entschleunigte, dunkle Shoegaze-Kost. Weswegen FTR bei ihrem zweiten Album alle clubtauglichen Stücke als Block an den Anfang der Platte gesetzt haben, dürfte ihr Geheimnis bleiben. Doch womöglich finden ja auch die anderen Lieder ihr Publikum. Wer auf unterkühlten, maschinellen Wave-Sound mit viel Hall steht, dem sei Manners jedenfalls ans Herz gelegt.
Manners ist auf Metropolis Records erschienen.
Tracklist FTR – Manners
01. Collision
02. Cross Your Heart
03. Black Sand
04. Chances
05. Love Bots
06. Right Track
07. 10327
08. Sunrise
09. Never
10. One
11. Breathe
Weblinks FTR
Facebook: https://www.facebook.com/Futurebandclub/
Bandcamp: https://metropolisrecords.bandcamp.com/album/manners