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WHITE LIES – Five

WHITE LIES - Five

“Die New-Wave-Definition von ‘grundsolide'”

Da sind sie wieder: Gut zweieinviertel Jahre nach Friends melden sich White Lies mit ihrem sinngemäß betitelten fünften Album Five zurück. Auf diesem wollten sich Harry McVeigh, Charles Cave und Jack Lawrence-Brown übereinstimmenden Aussagen zufolge neue Dinge trauen. Soviel vorweg: Das hat nur in Teilen funktioniert. Five liefert Fans das, was sie hören wollen: die bewährte Mischung aus Post-Punk, New Wave, Synth-Pop und Stadion-Rock.

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Das Album, das das Trio zum Großteil selbst produziert hat, startet jedoch mit einer Überraschung: Time To Give ist der erste Song der Bandgeschichte, der die Sieben-Minuten-Marke knackt. Ein Song, der die üblichen White-Lies-Klangfarben abbildet, aber im Gegensatz zu früheren Hits nicht direkt auf den knallenden Refrain abzielt, sondern sich Zeit zum Aufbau lässt. Langsam legen der Druck in McVeighs Stimme, Tempo und Instrumentarium zu, eine glasklare Synthie-Melodie übernimmt und am Ende entlädt sich alles in fast schon majestätischer Manier. Eine große Hymne, die zeigt, wie gut einer Band der Aufenthalt im Randbereich der eigenen Komfortzone tun kann.

So experimentierfreudig geht es allerdings nicht weiter. Never Alone erinnert in Gitarrensound und Arrangement schwer an New Order in ihren grundsolidesten Momenten. Wer mit Kitsch kein Problem hat, den dürften die beiden Balladen Finish Line und Kick Me bei den kommenden Konzerten zum Feuerzeug-/Handytaschenlampen schwenken einladen – mehr aber auch nicht. Spektakulär ist anders.

Eine Single zum Lieben oder Hassen

In der Albummitte folgt dann der Song, an dem sich die Geister scheiden werden. Tokyo ist Pop. Nichts als Pop. Und ein Riesenhit fürs Formatradio, dem viele Fans der ja recht düsteren Debütplatte …To Lose My Life wahrscheinlich mit purer Verachtung gegenüberstehen werden. Trotzdem gilt: Für einen Song mit derartigem Instant-Ohrwurm-Potenzial würde so manch Songwriter seine Großmutter verkaufen.

Zappeligen Post-Punk mit starkem Chorus und ordentlichem elektronischen Unterbau liefert das durchaus an Maximo Park erinnernde Jo?, während es das flache Denial mit Coldplayschem’ Stadion-Pathos leider übertreibt. Ein weiterer großer Hit steht mit dem wiederum stark synthetisch vorangetriebenen Believe It noch auf der Tracklist, das von ungewohnt harten Gitarren gestützte Fire And Wings hingegen hält sich zum Schluss der rund 42 Minuten langen Scheibe eher im Midtempo auf und hinterlässt auch dank McVeighs Vokal-Performance ein leicht positives Gefühl beim Hörer. Wie das ganze Album.

Auf Gesamtlänge einer LP überzeugen können die Briten einmal mehr nicht. Hier und da schielen McVeigh & Co. zu sehr auf Teufel komm raus auf die ganz großen Bühnen und suhlen knochentief im Kitsch. Was zu einer Band, die allem Anschein nach nie sowieso wirklich aus den kleinen Clubs nach oben kommen wird (zumindest auf dem europäischen Festland), einfach nicht wirklich passt. Wem die Pathos-und-Pomp-Songs immer schon missfallen haben, findet auf Five aber immer noch genug dunklere und treibende Lieder zum Liebhaben. Fazit: Wer die vergangenen vier Alben mochte, macht hier mit dem Kauf nichts falsch.

Tracklist WHITE LIES – Five

01. Time To Give
02. Never Alone
03. Finish Line
04. Kick Me
05. Tokyo
06. Jo?
07. Denial
08. Believe It
09. Fire And Wings

Weblinks White Lies:

Homepage: www.whitelies.com
Facebook: www.facebook.com/whitelies

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