Mehr als ein halbes Jahr nach der Albumveröffentlichung des Zweitlings Zores kamen Max Gruber und Kollegen dann doch endlich mal ins Ruhrgebiet. Die Tour war mit zahlreichen ausverkauften Gigs ein voller Erfolg. Viele Shows wurden zudem hochverlegt – so auch das Konzert in Bochum, welches ursprünglich in der kleineren Rotunde hätte stattfinden sollen. Nun war aber auch der Club am Bahnhof Langendreer schon fast zu gut gefüllt. Viel Platz zum Tanzen gab es nicht mehr. Wie bei früheren Drangsal-Gigs war das Publikum bunt gemischt. Hipster, Alt-Rocker, Stoner, Goths, Normalos – alle (s) dabei.
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Den Abend eröffneten Pabst, eine befreundete Berliner Band, die vor einige Monaten ihr Debütalbum namens Chlorine auf den Markt brachte. Zu hören gabs kernigen Power-Pop-Rock, der stellenweise durchaus Weezer nahekommt. Der ein oder andere Song, allen voran das bereits als Single veröffentlichte Shake The Disease, blieb auch direkt im Ohr haften. Arge Geschmackssache ist allerdings die teilweise recht kreischig-quäkige Stimme von Sänger Erik Heise.
Was darüber hinaus in Erinnerung blieb: Drangsal leisteten sich mit ihrer Vorgruppe zum Tourabschluss einige derbe Späße. Ständig erfüllten laut und klar erklingende Zwischenrufe den Raum, die definitiv nicht von den drei Pabst-Musikern oder dem Publikum stammten (Na, vom wem wohl?) – und zu allem Überfluss zwangen Gruber & Co. ihren Support während des letzten Songs auch noch zum Trichtersaufen. Den Fans hat’s jedenfalls Spaß gemacht und gut eingeheizt.
Gegen 21.10 Uhr kamen Drangsal dann wieder auf die Bühne, diesmal aber, um ihr Set mit Jedem das Meine zu starten. Bunt mischte die Band Songs der zwei Alben Harieschaim und Zores, Synthie-Pop-Hits wie Love Me Or Leave Alone oder Do The Dominance wechselten sich mit den mal mehr, mal weniger Post-Punk-lastigen Gitarrenpop-Stücken ab.
Groupies nicht erwünscht! Oder?
Zwischen den Liedern saß Frontmann und Bandkopf Gruber immer wieder der Schalk im Nacken. Spontan reagierte er in seiner gewohnt charmant-rotzig-direkten Art auf Zwischenrufe, besonders schön dabei das leicht schockierte „Oh …“, als ein Fan einem seiner zwei Gitarristen ein Kondom direkt vor die Füße warf. „Nein, wir werden heute leider keinen Sex mit euch haben“, rief Gruber daraufhin ins weite Rund. Resultat: Die ersten und einzigen Buh-Rufe des Abends. Denn an Musik, Sound und Performance gab es nicht auszusetzen.
Man merkt der Band und insbesondere ihrem Sänger die in den vergangenen zwei Jahren gewonnene Bühnenerfahrung an. Früher immer mal wieder mit ein paar Wacklern und Diva-Anfällen Grubers, hat das Quintett mittlerweile die richtige Mischung aus Spontaneität und Professionalität gefunden. Das Publikum taute von Song zu Song mehr auf, ab Arche Gruber wurde zur Überraschung des Frontmanns sogar kräftig gepogt („Hätte ich gar nicht erwartet, dass ihr so heftig auf den Song abgeht“). Die Krönung des Abends war aber nicht das Spielen des Durchbruch-Hits Allan Align, sondern das abschließende Cover von Klaus Lages NDW-Evergreen 1000 und 1 Nacht. Plötzlich sangen sie alle freudenstrahlend mit, die Hipster, die Alt-Rocker, die Stoner, die Goths und die Normalos. Zu diesem etwa 85-minütigen Konzert kann man insgesamt also nur ein Fazit ziehen: Es hat Zoom gemacht!
Setlist DRANGSAL @ Bochum, Bahnhof Langendreer (02.12.2018)
01. Jedem das Meine
02. Will ich nur dich
03. Do The Dominance
04. Sirenen
05. Magst du mich (oder magst du bloß noch dein altes Bild von mir)?
06. Love Me Or Leave Alone
07. Und du? Vol. II
08. Der Ingrimm
09. Hinterkaifeck
10. Laufen lernen
11. Arche Gruber
12. Acme
13. Wolpertinger Jam /Weiter nicht
14. Eine Geschichte (Z)
15. Turmbau zu Babel (Z)
16. Allen Align (Z)
17. 1000 und 1 Nacht (Z)
Weblinks DRANGSAL:
Homepage: https://drangs.al
Facebook: https://www.facebook.com/frucadeodereierlikoer/
Instagram: https://www.instagram.com/drangsal/
Beitragsbild: Claudia Helmert (Archivfoto vom Konzert in Leipzig 2018)