„Ein Muss für Oldschool-Goths“
Es ist etwas mehr als anderthalb Jahre her, als wir Holygram auf diesem Portal erstmals eine Plattform boten. Die selbstbetitelte Debüt-EP ließ seinerzeit aufhorchen. Insbesondere der Song Still There kam in der Szene so gut an, dass er mittlerweile in so ziemlich jedem Goth-Club, der etwas auf sich hält, zur Peaktime zu hören ist. In der Zwischenzeit ging die Band um Sänger Patrick Blümel u.a. mit VNV Nation, She Past Away und den 80er-Heroen OMD auf Tour. Mit zunehmender Spannung wurde das Debütalbum erwartet. Jetzt ist Modern Cults endlich da – und die Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen.
Lyrisch liefert Modern Cults Erwartbares: Zerbrochene Beziehungen, Hoffnung, Enttäuschung, Liebe, Lust und Leiden. „Der Mensch im Nebel seiner eigenen Träume“, so formuliert es der Pressetext, so zeigt es das Cover. Aber die Musik …
Nach dem langsam an Lautstärke zulegenden, lediglich 66-sekündigen Intro Into The Void (nein, hat nichts mit NIN zu tun) kommt ein Hit. Und darauf folgt ein Hit. Und darauf folgt noch ein Hit. Egal ob der Titeltrack oder die beiden vorab ausgekoppelten Singles A Faction und Signals – so klingt das perfekte Futter für die Autofahrt bei Nacht, für die dunkle Disco und hoffentlich bald auch die große Festival-Bühne beim Amphi oder Mera Luna. Die Beats hämmern Doctor-Avalanche-mäßig nach vorne, Synthies, Gitarre, Bass und die schüchterne Stimme Blümels harmonieren in Perfektion. Zu „Instant-Ohrwurm-Refrains“ und bombastischen Instrumentals gesellt sich die Liebe zum Detail. Wenn nach dem Refrain von Signals das Gitarren-Lick einsetzt, jubiliert nicht nur der gemeine New-Order-Fan.
Just in dem Moment, wo Kritiker anmerken könnten, dass Holygram „nur auf Nummer sicher gehen“, grätscht Dead Channel Skies mit Sohle voraus in den Gehörgang rein. Lärmiger, verhallter, fast instrumentaler Oldschool-Industrial, wie aus den frühen 80ern ins Hier und Jetzt importiert. Maschinell, kühl, kompromisslos, großartig – ein völlig überraschender Kontrapunkt zu den ersten drei regulären Songs. Wie auch die eher ruhigen Odd Neighbourhood und She’s Like The Sun, letzteres überrascht gegen Ende sogar mit hellen, Kraftwerk-esqen Synthies.
Wiederhören mit alten Bekannten
Um die Platte auf gut 50 Minuten zu strecken, nahm das Quintett drei Stücke der Debüt-EP noch einmal neu auf. Die Arbeit mit Maurizio Baggio, der schon für The Soft Moon hinter den Reglern scheint, hat sich ausgezahlt: Sowohl Still There, als auch Hideaway und Distant Light profitieren von der Frischzellenkur und kommen nun noch ein wenig knackiger daher. 1997 gebührt die Ehre, Modern Cults abzuschließen. Mantra-artige Rhythmen, Flächen und ein Text, der fast schon zu sehr (vielleicht mit Absicht?) an Joy Divisions Atmosphere erinnert („Look Away In Siiiilence …“) – einfach ein wunderschöner Closer.
Trotz der Mischung aus Club-Hits und atmosphärischen Balladen, der Mischung aus kühlem Gestampfe und wärmenden Harmonien klingt Modern Cults nicht nur aufgrund der zahlreichen direkten Übergänge zwischen den einzelnen Tracks wie aus einem Guss. Als Ganzes entfaltet der Holygram-Erstling eine unfassbare Sog- und Suchtwirkung. Was mag man hier noch kritisieren? Vielleicht rückt Blümels Stimme manchmal zu sehr in den Hintergrund, vielleicht schauen Holygram hier und da ein wenig zu sehr bei ihren Vorbildern ab. Doch liebe Fans von New Order, Joy Division, den Sisters, Slowdive oder allen anderen Legenden aus dem Bereich Postpunk/Dark Wave/Shoegaze: Beschwert euch bitte nicht darüber, dass das hier „nichts Neues“ ist. Freut euch stattdessen einfach auf das beste Genre-Album seit Jahren!
Modern Cults erscheint als Doppel-CD mit elf Remixen am 9. November via Oblivion/Cleopatra Records/SPV.
Hinweis: Für die Album-Release-Show am 9. November im Gebäude 9 in Köln verlosen wir noch bis Sonntag, 4. November, 21 Uhr, Tickets. Mehr dazu hier.
Tracklist HOLYGRAM – Modern Cults
CD1:
01. Into The Void
02. Modern Cults
03. A Faction
04. Signals
05. Dead Channel Skies
06. Hideaway
07. Still There
08. Odd Neighbourhood
09. She’s Like The Sun
10. Distant Light
11. 1997
CD2:
01. Signals (Chris Knipp Remix)
02. Modern Cults (Blind Delon Remix)
03. She’s Like The Sun (The Foreign Resort Remix)
04. Distant Light (Dawn Amer – Verheissung Mix)
05. Daria (Ash Code Remix)
06. Signals (TRAITRS – Mould In The Mother Remix)
07. A Faction (Ouche’ne Remix)
08. Hideaway (Dreamed by Box And The Twins)
09. Odd Neighbourhood (Tobias S Remix)
10. Still There (Wires & Lights Remix)
11. Acceleration (Seasurfer Remix)
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