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BEHEMOTH – I Loved You At Your Darkest

BEHEMOTH – I Loved You At Your Darkest

Tja, wird wohl wieder nichts mit der Papstaudienz …

Nergal und die kalkulierte Provokation sind ja nun nichts Neues mehr. Und die ist indes so aufgesetzt, dass sie selbst meine Oma nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken würde. Nein doch, die bestimmt schon.

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Meine Oma war Ungarin und sehr katholisch. Sie starb viel zu früh. Ich erinnere mich noch, wie ich als Kind auf ihrer Beerdigung war, zusammen mit den ganzen Klageweibern. Verhutzelte, alte Greisinnen, die so lange ich denken konnte immer nur Schwarz trugen, denn ihre Männer waren im Krieg geblieben. Und an dem Tag, als meine Großmutter beerdigt wurde, beteten sie in endlosen Wiederholungen das Ave Maria, in diesem merkwürdigen, jammernden Sing-Sang. Hohe dünne Altfrauenstimmen mit ungarischem Akzent hallten durch den Gemeinderaum. Es war kalt. Ich war so unglaublich traurig an dem Tag und dieses Erlebnis hat mich zusätzlich unfassbar verstört. Das war mein erster und bewusster Kontakt mit der katholischen Kirche. Die Erinnerungen daran erfüllen mich auch heute noch mit Unbehagen und merkwürdigerweise werden sie immer wieder an die Oberfläche geholt, wenn ich Behemoth-Videos anschaue. Herzlichen Dank, Herr Darski.

Ich hab in Adam Darski: Beichten Eines Ketzers (am 5. Oktober im Index Verlag erschienen) reingelesen und war erstaunt, wie ähnlich die Erinnerungen und Erfahrungen waren, z. B. im Kindergarten und der Schule, die der Behemoth Frontman und ich jenseits des Eisernen Vorhangs gemacht haben. Aber Polen und Deutschland sind doch sehr unterschiedliche Welten und auch eine ungarische Großmutter helfen mir nur bedingt, den Hass, den Nergal gegenüber der Kirche empfindet nachzuvollziehen. Auch wenn diese stellvertretend vielleicht symbolhaft für etwas anderes dort den Platz einnimmt. Auf mich wirkte dieses Wüten immer schon, und da bildet auch jetzt I Loved You At Your Darkest wieder keine Ausnahme, zu dick aufgetragen, zu inszeniert, pubertär und effekt-pornographisch.

Spätestens seit Damien Thorn wissen wir, dass die Verbindung von unschuldigen Kinderstimmen und Religion einem ne Gänsehaut machen kann. Und auch mit seinem Dark Americana Ableger Me And That Man hat Nergal auf Songs Of Love And Death dieses Element schon einmal wirkungsvoll eingesetzt. Überhaupt scheinen wir es dieser Veröffentlichung verdanken zu haben, dass sich auf I Loved You At Your Darkest ein gewisser Einfallsreichtum und eine reichhaltige, düstere Atmosphäre breitmacht. Aber reicht das aus, um auch Black-Metal Puristen zu triggern? Immerhin steht da ja auch ein “love” im Album-Titel. Am Ende wird I Loved You At Your Darkest noch zu Monument gegen jeglichen Konformismus selbst?

Zwar knüppeln God=Dog, Wolves Ov Siberia und Sabbath Mater schonungslos brutal und hasserfüllt alles zu Brei. Aber da sind auch noch Ecclesia Diabolica Catholica oder Bartzabel, die sich mit Goth-Rock-Klaviaturen und Bombast-Chören in sinfonische Höhen schrauben. Bei Havohej Pantocrator kommen dann gar noch getragene Post-Black Metal Gitarren Flächen zu Einsatz und Nergal philosophiert über die Dreifaltigkeit Lucifers: “Oh Father, Oh Satan, Oh Sun”. Angesichts eines solchen Über-Songs ist es fast schade, dass I Loved You At Your Darkest in der zweiten Hälfte auf Höhe von Room 5:8 etwas abfällt.

Trotzdem, Polens Institution des schwarzen, satanischen Metals sitzen fest im Sattel und haben für sich betrachtet auch hier wieder alles richtig gemacht. Das neue Album wird sich trotz wenig Innovation am Thema aufgrund musikalischer Emanzipation wie frische, hausgemachte Piroggi verkaufen.

I Loved You At Your Darkest ist am 5. Oktober bei Nuclear Blast erschienen.

Anspieltipp: Wolves Ov Siberia, Havohej Pantocrator

Tracklist BEHEMOTH – I Loved You At Your Darkest:

01. Solve (Intro)
02. Wolves Ov Siberia
03. God = Dog
04. Ecclesia Diabolica Catholica
05. Bartzabel
06. If Crucifixtion Was Not Enough
07. Angelvs VIII
08. Sabbath Mater
09. Havohej Pantocrator
10. Rom 5:8
11. We Are The Next 1000 Years
12. Coagula (Outro)

Weblinks BEHEMOTH:

Official: https://behemoth.pl/
Facebook: https://www.facebook.com/behemoth/

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