Die Läden wollen einfach nicht größer werden. Leider. Eine Band wie The Red Paintings hätte angesichts ihrer musikalischen Qualitäten große Hallen verdient – es bleibt aber seit Jahren bei den kleinen Kaschemmen, in die sich keine 100 Mann verirren. So leider auch an diesem Dienstagabend. Keine Vorband, kaum Licht, kaum Platz für die Band, kaum Platz für das Publikum – und erst recht kein Platz auf der „Bühne“ für die zwei menschlichen Leinwände, die sich in guter Red Paintings-Tradition parallel zur Live-Musik anmalen ließen.
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Das zweite, voraussichtlich im Februar erscheinende Album befasst sich, wie Sänger Trash McSweeney uns unlängst im ausführlichen Interview erzählte, vor allem mit Krieg und Tierrechten. Es ist keine optimistische Platte – ob die quietschbunten Bühnenoutfits der Vorjahre nun deshalb einem matten Tiefschwarz weichen mussten? Darüber hinaus tragen die „human canvases“ nun Erdkugeln und keine klassischen Masken mehr auf ihren Köpfen. Ja, bei den Red Paintings geschieht nichts ohne die nötige Liebe zum Detail im Rahmen des Konzepts.
In knapp 90 Minuten spielten Trash und seine dreiköpfige, nach wie vor durchweg weibliche Band einen guten Mix aus altbekannten, beliebten Songs des Erstlings The Revolution Is Never Coming und völlig neuen Stücken. Auffällig dabei der perkussive Charakter der neuen Songs, die fast durchweg auf dominanten und recht zappeligen Drums basieren. Sonst bleibt aber auch bei Songs wie I’ll See You Suicide, Arctic Is Screaming oder dem Michael Jackson-Cover They Don’t Care About Us vieles beim Alten: Abwechslungsreicher Art Rock + Violine – eine in der großen weiten Welt der Rockmusik eher selten gehörte Kombination.
Geduldiges Publikum
Für einen denkwürdigen Moment sorgten die Zuhörer bei der ersten Zugabe Hong Kong. Gegen Ende des mehr als acht Minuten langen Songs gibt es immer wieder kurze Pausen mit vollständiger Stille – eine davon verlängerte McSweeney als kleines Experiment eigenmächtig auf die Länge von fast einer Minute, um sich im Anschluss daran beim „geduldigsten Publikum, dass die Band je hatte“ zu bedanken. Kurz darauf endete die Show mit dem neuen und so kurzen wie lärmigen Fuck The System und einer auf volle Pulle angeschalteten Trockeneisnebelmaschine. Die leistete in dem winzigen Club gute Dienste – dass die vier Musizierenden währenddessen die Bühne verließen, merkte kaum jemand.
Nach einem weiteren gelungenen Konzert wird es nun aber wirklich Zeit für Album Nummer zwei. Hoffentlich kann dann endlich die PR-Maschine so richtig angeschmissen werden, sodass sich die Besucherzahlen bei einer kommenden Tournee spürbar erhöhen. Verdient hätten es The Red Paintings allemal!
Setlist THE RED PAINTINGS @ Köln, Sonic Ballroom (9.10.2018)
01. Conscious Shutdown
02. I’ll See You Suicide
03. Chinese Whispers
04. They Don’t Care About Us
05. It Is As It Was
06. Streets Fell Into My Window
07. The Fall Of Rome
08. Mad World
09. Wasps
10. You’re Not One Of Them
11. Arctic Is Screaming
12. The Revolution Is Never Coming
13. Hong Kong
14. Fuck The System