Bereits zum 13. Mal fand die Nocturnal Culture Night im Kulturpark in Deutzen statt. An den drei Tagen wurden bei schönstem Spätsommerwetter insgesamt knapp 60 Bands und Künstler aus den Bereichen Dark Wave, Electro, Metal, Punk, Neofolk und Ambient auf mittlerweile vier Bühnen präsentiert. Als Rahmenprogramm gab es Stummfilme und DJ Sets. Um den Ansprüchen eines immer größer werdenden Festivals gerecht zu werden, wurde den Festivalbesuchern ein vierter Parkplatz zur Verfügung gestellt. Wie immer gab es Merchandising-Stände, bei denen man gleich CDs und T-Shirts der auftretenden Band kaufen konnte. Auch das Angebot an Speisen und Getränken war reichhaltig und abwechslungsreich.
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Am Freitag öffnete das Festivalgelände um 15:00 Uhr. Das Wetter war perfekt. Die Sonne schien und die Temperaturen waren angenehm. Besser konnte man ein Festival nicht starten. Die ersten Besucher kamen rechtzeitig zum Einlass. Den Anfang machte das Duo SUIR auf der Parkbühne. Das Projekt wurde Anfang 2016 in Frankfurt von Denis Wanic (Vocals & E-Gitarre) und Lucia Seiß (Digitale Drums & Synthesizer) ins Leben gerufen. Musikalisch kann man SUIR in Richtung Cold Wave/Dark Wave einordnen. Syntheziser und Gitarre werden geschickt eingesetzt. Pünktlich 16:00 Uhr begann die Show. Die ersten Besucher fanden sich vor der Parkbühne ein, um den Stücken – zum Teil Instrumentale zu lauschen. Eine Videoleinwand sorgte zusätzlich für visuelle Unterstützung.
Im Anschluss ging es auf der Amphibühe weiter mit Any Second. Die Elektro-Formation wurde 2009 zunächst als Soloprojekt gegründet. Noch dieses Jahr soll das neue Album Sünde Mensch erscheinen. Fans tanzbarer elektronischer Musik konnten gleich loslegen. Treibende Beats und eingängige Sounds sorgten für gute Stimmung. Zeitgleich starteten auf der Kulturbühne 7pm Ritual. Die Neo-Folk Band vereinigt Westerngitarren mit Orchester- und Synthesizer-Klängen. Zu dieser frühen Stunde fand sich bereits eine beachtliche Anzahl Besucher ein, um diesen Klängen den späten Nachmittag zu genießen.
Als nächstes traten Whispering Sons auf der Parkbühne auf. Die belgische Post-Punk Band wurde 2013 gegründet. Die Besucher erwartete ein musikalischer Rückblick mit düsteren Sounds und einer tiefen Frauenstimme. Whispering Sons riefen so einige Zuhörer herbei und begeisterten sie. Parallel trat TC 75 auf der Weidenbogenühne auf. TC 75 ist ein Soloprojekt von Tino Claus, der bei den EBM-Projekten Amnistia und MRDTC aktiv ist. Hier konnte er nun seine eigenen Ideen ausleben. Die One Man Show lockte eine kleine Fangemeinde zur Bühne.
Auf der Amphibühne folgten um 17:45 Plastic Noise Experience. Das aus Minden stammende Musikprojekt konnte in den 90er Jahren mit dem Song Gold der Coverversion Smalltown Boy schnell die Clubs erobern. Natürlich durften diese Songs auch beim NCN nicht fehlen. Für die Besucher begann hier eine Zeitreise mit typischen 90er-Jahre Elektro-Sound. Die Sitzplätze waren nun bis oben besetzt. Auch ein kurzer Regenschauer konnte die Fans nicht vom Tanzen abhalten. Viel entspannender war es da auf der Kulturbühne, wo die Dark-Wave-Band I-M-R auftrat. I-M-R ist das Nachfolgeprojekt von In My Rosary, die in den 90er Jahren zahlreiche Alben veröffentlichten. Aktuell präsentiert man eine Mischung aus Dark-Wave, Folk, Electro und Pop.
Auf der Weidenbogenbühne erwartete die Gäste nun ein echtes Highlight: Die Krupps. Mit mehr als 35 Jahren Bandgeschichte gehören sie mittlerweile zu den Urgesteinen der deutschen Musikszene. Stilistisch wandelte sich die Band mehrfach im Laufe der Jahre, so dass auch die Show auf dem NCN eine Achterbahnfahrt zwischen Elektro, Crossover und Metal war. Das Set war eine Mischung aus Klassikern wie The Dawning Of Doom und Germaniac sowie Titeln der neueren Alben, z. B. Nazis Auf Speed. Die Krupps ließen es ordentlich krachen. Für die Besucher gab es jetzt keinen Stillstand mehr.
Mit knapp 30 Minuten Verspätung begann auf der Parkbühne endlich die Show von KaS Produkt. Das französische Duo wurde bereits 1980 in Nancy gegründet. Ihre Musik wurde als Teil der französischen Cold Wave- und Electro Punk-Bewegung angesehen. Die Bühne war in dichten Nebel gehüllt. Das Intro glich der Filmmusik eines Horrorstreifens. Sängerin Mona Soyoc fesselte die Zuhörer gleich mit vollem Einsatz ihrer Stimme und ihres Körpers. Das Duo überzeugte durch eine experimentierfreudige Performance.
Im Kulturpark dämmerte es bereits, als Gothminister die Amphibühne betraten. Das Gothic-Metal-Projekt war im Jahre 1999 zunächst ein Soloprojekt von Bjørn Alexander Brem, wuchs aber im Laufe der Jahre immer mehr zu einer Band heran. Gothminister verbreiteten bei gedämpftem Licht dunkle Stimmung. Die Besucher kamen jetzt an den Bühnenrand und beobachteten die düstere Horrorshow. Zeitgleich spielten The Devil And The Universe auf der Kulturbühne. Das Minimal-Wave Projekt existiert seit 2013. Musikalisch bewegt sich das Projekt zwischen New Wave, Black Metal und Ritual. Dicht gedrängt standen die Fans bis in die hinteren Reihen. Gespannt hörten sie die Musik, welche von einer passenden Videoshow untermalt wurde.
Die Schweizer Dark-Wave-Band The Beauty Of Gemina absolvierten dieses Jahr bereits den dritten Auftritt auf dem NCN. Musikalisch reicht ihr Spektrum von Dark Rock über Metal bis zu elektronischer Musik. Sogar Techno/Trance Elemente werden von der Band verwendet. Die Weidenbogenbühne war nun in dichten Nebel gehüllt. Auch hier versammelten sich nun zahlreiche Fans vor der Bühne, um dieses musikalische Highlight zu genießen.
Anhänger ausgefeilter elektronischer Musik kamen gegen 21:30 Uhr auf ihre Kosten. Auf der Parkbühne erwartete die Gäste Clock DVA. Die Band wurde 1978 von Adi Newton und Steven Turner gegründet. Zahlreiche Alben erschienen in den 1980ern und frühen 90er Jahren. Stilistisch ist Clock DVA zwischen Industrial, Post-Punk und Ambient einzuordnen. Die Bühne war nun komplett dunkel. Lediglich die Videoleinwand lieferte das Licht und das passende Ambiente. Clock DVA ist mittlerweile nur noch selten live zu sehen. Auf dem NCN, war es also noch einmal eine gute Gelegenheit, für dieses selten gewordene Ereignis.
Eine Stunde später war es Zeit für den Freitags-Headliner. Mit Marc Almond hatte man einen besonderen Musiker für das NCN gewinnen können. Marc Almond kann auf eine fast 40-jährige Musikkarriere zurückblicken. Begonnen hat er als Sänger des Duos Soft Cell, dessen Hit Tainted Love auch an diesem Abend nicht fehlen durfte. Insgesamt gab es feinsten Elektro-Pop. Die Songs waren eine Mischung aus Solo-Songs, Klassikern von Soft Cell und einigen Coverversionen. Erwartungsgemäß strömten viele Fans zur Amphibühne und feierten dieses Highlight.
Doch der Abend war noch nicht vorbei. Als Mitternachtsspecial präsentierte das NCN Lizette Lizette. Die Künstlerin veröffentlichte im letzten Jahr ihr Debütalbum Queerbody. Ihre Musik ist beeinflusst vom 80er Jahre Sound, vorwiegend Synthpop. Mit eingängigen Melodien verzauberte sie die Besucher, die noch zur späten Stunde an die Parkbühne kamen.