Der Frühling in Hamburg lässt ja lange auf sich warten und so macht man sich auf in die frostige Winternacht. Warum? Lennart A. Salomon, Frontmann der Electrodance-Combo Sono tritt solo im Rahmen eines kleinen, aber äußerst feinen Livekonzepts im Hamburger „Hotel Bellevue“ auf. Moment, Hotel? Ja, in dem kleinen, aber feinen plüschigen Hotel gibt es bereits im siebten Jahr ein Livekonzept, das, wie ich finde, seinesgleichen sucht.
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Bevor wir Lennart A. Salomon live sehen können, werden wir in einen bestuhlten Raum gebeten, um der Hannoveranerin Rabea zu lauschen. Ihr kurzes, aber gefühlvolles Set ist sehr beeindruckend. Rabea selbst singt und spielt dazu Cello. Begleitet wird sie von der gesanglich sehr talentierten Pianistin Elin Bell und einem Gitarristen. Es war bemerkenswert, wie schnell Rabea den Raum mit ihrer Stimme und ihrer Musik gefüllt hat. Und dabei war sie so gefühlvoll und zurückhaltend, fast eingeschüchtert von dem Applaus, den sie zu Recht bekommen hat.
Raumwechsel in den ersten Stock. Hier sollte uns Lennart A. Salomon dann empfangen. Keine große Bühne, keine große PA. Zwei Lautsprecher, ein Mikrofon und eine Gitarre. Mehr war hier nicht vorbereitet. Als Lennart den Raum betritt, ist es interessant zu sehen, wie er sich Stück für Stück an das ihm unbekannte Publikum herantastet. Seine charmante Art und sein Wortwitz tauen innerhalb Sekunden den Raum auf, während er sich selbst an der Gitarre begleitet. Dabei ist sein Set ein Querschnitt durch seine Karriere. U.a. präsentiert er auch die neue Sono-Single Amplify, die sich in der Akustikversion in eine sehr interessante Richtung entwickelt. Ebenso das zweite Sono-Stück Cupid, welches sich an der Gitarre beinahe besser anhört, als die bekannte Version. Zu richtiger Größe läuft Lennart dann auf, als er das Genre wechselt und Stücke seiner neuen E.P Ungeschliffen präsentiert. Deutsche Texte, bissig, lustig und karikativ. Und Lennart hat es erfasst: „Elvis ist nicht tot, Elvis lebt in Bielefeld“ und trägt beige Cordhosen. Lennart schafft es, das Publikum zum Singen zu animieren und der Raum ist gefüllt mit Spaß und Zusammenhalt. Wer ihn bisher mit Sono oder auch mit Jerobeam auf der Bühne gesehen hat, bekommt ein ganz neues Bild von ihm. Er ist ein Singer/Songwriter. Er ist Künstler, und er ist verdammt nett.
Viel zu schnell ist die Stunde mit Lennart A. Salomon vorbei und wir ziehen wieder um in den dritten Stock. Hier erwartet uns ein gemütlicher Raum mit Teppich, Vorhängen und stimmungsvoller Beleuchtung. Florian Künstler heißt der junge Mann, der uns hier mit seiner Band erwartet. Ein aufstrebender Singer/Songwriter, der mich, wenn ich die Augen schließe, an den jungen (sorry) Pur-Sänger Hartmut Engler erinnert. Seine gefühlvollen Texte von Liebe, Verlust, Kummer aber auch Zuversicht gehen in den Kopf und ins Herz. Die nächste Generation anspruchsvoller deutscher Sänger der Klasse eines Johannes Oerding oder Clueso klopft an.
Ein rundes Programm, welches die Macher des „Saturday Night Delight“ da zusammengestellt haben. Immerhin war es bereits die 25. Veranstaltung dieser Art in sieben Jahren. Das zeigt, dass es in Hamburg auch kulturell anspruchsvolle Abende in einem gemütlichen Rahmen geben kann. Ein absoluter Geheimtipp!