Der international bekannte Musikclub auf der Großen Freiheit ist schon von weitem sichtbar, als wir an diesem heißen Sommerabend dort aufschlagen. Zum einen liegt das an der auffälligen wie berühmten Fassade des Gruenspan, zum anderen ballt sich eine riesige Traube aus schwarz gekleideten Menschen vor den Türen des Clubs. Gewartet wird auf Monster Magnet, die erklärten Stoner-Rock Legenden. Entsprechend ist das Durchschnittsalter des aus gestandenen Rockern bestehenden Publikum eher gehoben. Die sind naturgemäß dem Gerstensaft nicht abgeneigt und so herrscht schon vor dem Gruenspan eine kernige, lärmende Ausgelassenheit.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Endlich drinnen angekommen, fühlt man sich in dem proppenvollen, mit Mann und Maus ausverkauften Club schnell wie die sprichwörtliche Sardine in der Dose. Besuche der Theke und des stillen Örtchens werden zu Geduldsprobe und fordern das gesamte Repertoire an Crowd-Skills, die man sich so im Laufe der Jahre in zahlreichen überfüllten Locations angeeignet hat. Hinzu kommt eine unbeschreibliche Hitze, wie wir sie bisher bei Konzerten nur sehr selten erlebt haben. Die gut 800 Fans scheint’s nicht zu stören und geduldig harrt man der Dinge, die sich demnächst ereignen mögen.
Powder For Pigeons
Aber bevor die alten Haudegen von Monster Magnet ihren staubtrockenen und testosteron-geschwängerten Blues-Rock unter ihre fanatische Fanbase bringen können, warten als Support Powder For Pigeons mit Klängen auf, die frappierend an die 90er erinnern. Das uns bis dahin völlig unbekannte, australisch-deutsche Duo bestehend aus Rhys (Gitarre und Gesang) und Meike (Schlagzeug) machen eigenen Angaben zufolge “2 piece rock-fuzz-metal-punk-grunge“. Tatsächlich lässt sich der Sound von Powder For Pigeons irgendwo zwischen Kyuss, Stone Temple Pilots und Soundgarden verorten und das in der besten möglichen Art und Weise.
Auch die Anwesenden wissen die Fläche des musikalischen Venn-Diagramms zwischen Powder For Pigeons und dem vergötterten Hauptact zu schätzen und so weicht anfängliche Skepsis ausgelassenem Jubel. Die Band spielt vor allem Songs von ihrem aktuellen, 2016 erschienen Album Circus Kinda Times, aber es darf auch das viel-geklickte Said & Done nicht fehlen. Als krönenden Abschluss des sehr gelungenen Auftritts versuchte sich Rhys an einem Stage-Dive und wurde von der Menge dabei nicht enttäuscht.
Weblinks POWDER FOR PIGEONS:
Official: https://www.powderforpigeons.com
Facebook: https://www.facebook.com/PowderForPigeons
Monster Magnet
Der Umbau der Bühne dehnt sich in der quälenden Hitze im Gruenspan ins schier unendliche, schon jetzt scheint aller Sauerstoff aufgebraucht zu sein. Und dann endlich – der Fairness halber muss man sagen, dass die Rowdies alles gegeben haben, um die Wartezeit in dieser Sauna von Konzertsaal auf ein erträgliches Maß abzukürzen – KOMMEN SIE! Und das ist die Hauptsache, denn Monster Magnet sind wirklich eine Macht, für die man gerne einige Unbill auf sich nimmt.
Mit einiger Berechtigung kann man die fünf Männer aus New Jersey bzw. Dave Wyndorf, denn mehr von der Gründungsriege haben die 30-jährige Bandgeschichte nicht überlebt, als Urväter (Urvater?) des Stoner Rocks bezeichnen. Dass die in den letzten drei Dekaden aber auch überhaupt nichts verlernt hat, stellen sie auch Abend wieder unter Beweis. Seine Spacelordschaft macht ordentlich Dampf und ist auch optisch in hervorragender Form. Auch der Rest der Band, was soll ich sagen? Vollblut-Rocker! Die aufgekratzte Fan-Schar badet inzwischen im kollektiven Schweiß und beweist außerordentliche konditionelle Leistungen im Bangen, Gröhlen und Tanzen. Offenbar trifft die Zusammenstellung der Setlist nicht nur den Nerv der Anwesenden, vielmehr werden auch anrührende Erinnerungen an längst vergessen geglaubte Zeiten geweckt. Gespielt werden vor allem ältere Stücke von Dopes to Infinity und Spine of God.
Kurz nach Sylvester hatten Monster Magnet via Twitter für dieses Jahr neues Material angekündigt. Das letzte Album Cobras ans Fire (The Mastermind Redux) liegt nun auch schon ein paar Jährchen zurück und war bei einigen Fans doch, da es im Grunde nicht einen neuen Song enthält, hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Mit diesen Gedanken im Kopf sind wir vor der Bühne natürlich gespannt, ob wir möglicherweise auch etwas Neues zu hören bekommen. Tatsächlich sollen wir nicht enttäuscht werden. Mindfucker ist purer Rock‘n Roll, der die Welt des Stoner-Rocks nun nicht grad revolutionieren oder neu erfinden wird, das aber auch nicht als seinen erklärten Auftrag bezeichnen würde. Denn, was uns an diesem Abend wieder einmal gezeigt wird: manche Dinge sind einfach gut, weil sie so bleiben, wie sie immer schon waren.
Setlist MONSTER MAGNET @ Hamburg, Gruenspan (10.06.2017):
01. Dopes To Infinity
02. Radiation Day
03. Powertrip
04. Mindfucker
05. Look To Your Orb For The Warning
06. Twin Earth
07. I Want More
08. Dinosaur Vaccum
09. Spine of God
10. Negasonic Teenage Warhead (Z)
11. Tractor (Z)
12. Space Lord (Z)
Weblinks MONSTER MAGNET:
Official: http://www.zodiaclung.com
Facebook: https://www.facebook.com/monstermagnet