TOM SCHILLING & THE JAZZ KIDS – Köln, Stadtgarten (10.05.2017)

Fotos: TOM SCHILLING AND THE JAZZ KIDS
Tom Schilling & The Jazz Kids © Angela Trabert
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Der Kölner Stadtgarten ist bekannt für kleine, gemütliche Konzerte von mehr oder weniger bekannten Bands. An diesem Abend sollte hier der deutsche Schauspieler Tom Schilling, unter anderem bekannt aus den ARD Produktionen Unsere Mütter, unsere Väter und Der gleiche Himmel gastieren. Der kleine, in dunklem Rot beleuchtete Konzertsaal kann dabei entweder mit bis zu 160 Plätzen bestuhlt werden, oder fasst etwa 400 Personen auf Stehplätzen. Heute entschied man sich für die letztere Variante. Durch die gut sortierte Bar im hinteren Bereich des Saals und diverse Stehtische wirkte der Saal allerdings direkt entspannt. Auf der Bühne befanden sich bereits zwei Schlagzeuge (von denen eines ganz offensichtlich der Vorband gehörte), Bässe, Gitarren und Keys.

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Gegen 20:30 betraten Take a Trip die Bühne, bestehend aus Torfin Hertwig (Gitarre, Gesang) und Julius Bertram (Schlagzeug). Die Band spielt eingängigen Indie Rock, in dem sich Klänge von Oasis und The Libertines wiederfinden, die sich mit eigenen Gedanken und Ideen mischen. Sie eröffneten ihr Set mit dem Song Gipsy, den ich leider wenig genießen konnte. Die Gitarre zu laut, der Gesang dumpf. Das schien auch dem Tontechniker aufgefallen zu sein, denn die Soundqualität nahm kontinuierlich zu. Eine schöne Stimme, flinke Finger und interessante Texte zeichnen Take a Trip aus. Die Stimmung war wirklich gut, das Publikum füllte den Saal zwar nicht aus, hatte so aber genug Platz zu tanzen. Besonders, als Torfin plötzlich ins Mikrofon lachte und berichtete, er hätte gerade zwei Songs auf der Setlist übersprungen erntete er warmes Gelächter. „Na, dieses Konzert läuft ja wunderbar“ sagte er, als er dann auch noch umständlich seine Gitarre umstimmen musste. Ja, die Interaktion mit dem Publikum stimmte insgesamt bei den Jungs. Die Auswahl der Songs war gut abgestimmt. Mal schnell, mal ruhiger und alle mit Geschichte. Besonders still lauschte die Menge bei Timothy, einem Song, der für einen verstorbenen Freund geschrieben wurde. Mit Applaus und Jubelrufen wurden sie nach einer guten halben Stunde Spielzeit verabschiedet. Und sie hinterließen das Gefühl, gut auf den Abend eingestimmt worden zu sein.

Setlist TAKE A TRIP @ Köln, Stadtgarten (10.05.2017):

01. Gipsy
02. Girl in the nighttrain
03. Paradise
04. Kiss in the rain
05. The night might take
06. Evelyne
07. Bitter stories
08. Timothy
09. Ballad of Grimaldi

Der Umbau ging ausgesprochen schnell vonstatten. Während die Vorband mithilfe ein paar Roadies ihr Equipment von der Bühne räumte, trugen die Jazz Kids zeitgleich Dinge nach oben, die vorher keinen Platz fanden. Nur etwa eine Viertelstunde dauerte es, bis die Jazz Kids begannen zu spielen.

Ein kleiner Mann in perfekt sitzendem Dreiteiler inklusive Einstecktuch wurde euphorisch von der Menge begrüßt. Tom Schilling begann seinen Abend mit In dieser Stadt, den er sich von Hildegard Knef borgte. Klar war, es würde ganz sicher kein Jazz werden. Tatsächlich erwarteten uns leicht düstere, deutschsprachige Chansons mit einer dezenten Indie Rock-Attitüde. Eigentlich höre ich wenig deutsche Musik, aber diese Geschichten regen zum Nachdenken an und erzeugen hier und da Gänsehaut. Die Einflüsse der Band sind vielfältig. Nick Cave, natürlich. Dazu gesellen sich Element of Crime, Tom Waits und Rio Reiser. Dieser vielseitige Mix zog ein breit gemischtes Publikum an. Von Jungs in kurzen Hosen und Bommelmützen über die klassischen Fangirls bis hin zu Anzugträgern war alles dabei. Auch alterstechnisch. Ein Phänomen, das ich sehr spannend fand.

Spannend war auch die Bühnenpräsentation der Jazz Kids. Womit wir auch schon bei den Musikern an sich wären. Ich war und bin nachhaltig beeindruckt von ihrer Leistung. Natürlich, es handelt sich bei den Jazz Kids um einen Zusammenschluss professioneller Vollblutmusiker, die damals für den Soundtrack zu Oh Boy zusammengecasted wurden. Trotzdem war das Zusammenspiel bemerkenswert. Die Gitarrensoli waren mitreißend, der Bass eine eingängige Begleitung. Besonders bemerkenswert fand ich allerdings den Pianisten. Der hatte seine Augen an diesem Abend nämlich überall, außer auf den Tasten. Verrückt. Tom Schilling selbst ist ein wahres Energiebündel. Er kann nicht stillstehen. Selbst bei ruhigeren Liedern wie Kinder oder der Ballade von Rene wippte er mit, drehte sich mal hierhin, mal dorthin. Bei den schnellen Tönen drehte er sich immer wieder zu seiner Band und tanzte. Irgendwo zwischen Flummi und Headbanging, selten im Takt. Aber das muss ja auch nicht. Er ist zwar nicht der beste Sänger, aber er hat eine angenehme Stimme und, was noch viel wichtiger ist, eine ansteckende Leidenschaft für die Musik. Das merkte man und das machte Lust auf mehr. Auch beim Publikum. So gab es zwei Zugaben, nachdem die Band die Bühne zum ersten Mal verlassen hatte und sogar noch eine dritte, als die Rufe nach mehr laut wurden. Letztere trug den Titel C2H6O und sprach dem Alkohol zu. Ich glaube, das gehört zum Musiker-Dasein einfach dazu. Während des Songs ging eine Flasche Vodka erst bei der Band um und wurde anschließend ins Publikum gegeben und kam tatsächlich leer bei uns an. Knapp anderthalb Stunden dauerte dieser Spaß und ließ ein gutes Gefühl zurück. Es war großartig!

Setlist TOM SCHILLING & THE JAZZ KIDS @ Köln, Stadtgarten (10.05.2017):

01. In dieser Stadt
02. Weiß, Rot, Schwarz
03. Julie
04. In diesem Jahr
05. Ja oder Nein
06. Rasterlyaev
07. Kinder
08. Kein Liebeslied
09. Genug
10. Draußen am See
11. Rene
12. Der Turm stürzt ein
13. Ein Junge
14. Kalt ist der Abendhauch
15. Schwer dich zu vergessen (Z)
16. Das Lied vom einsamen Mädchen (Z)
17. C26HO (ZZ)

Weblinks Take a Trip:

Facebook: https://www.facebook.com/takeatrip.band/
Website: http://takeatripofficial.de/

Weblink Tom Schilling & The Jazz Kids:

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