Fast 37 Jahre sind nun vergangen, seitdem ein Trupp aus der legendären Düsseldorfer Punk-Szene der späten 70er und frühen 80er ein Album veröffentlichte, welches als eines der wichtigsten deutschsprachigen Rock-Werke in die Musikgeschichte einging. Monarchie und Alltag verkauft sich immer noch gut – und sichert den Fehlfarben-Mitgliedern bis heute verlässliche Einnahmen. Ein Auftritt mit dem ganzen Album auf dem “Lieblingsplatte-Festival” in der Heimatstadt im vergangenen Dezember machte der Band um Sänger Peter Hein Lust auf mehr, sodass eine komplette Deutschland-Tour zu Ehren von Monarchie und Alltag gebucht wurde.
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Diese machte am Abend des 4. Mai Halt im “Feindesland”. Zitat Hein inmitten des Konzerts: “Jetzt kann ich wieder Scheisse labern, das macht man in Köln ja gerne mal” – so ganz ohne Frotzeleien funktioniert es zwischen den beiden großen Rheinmetropolen halt nicht. Was ebenfalls sehr gut funktionierte, war der so kultige wie hingerotzte Schrammel-Postpunk der siebenköpfigen Band. Hört man das Album am Stück, fällt wieder beißend ins Auge, was für ein Fremdkörper der Überhit Ein Jahr (Es geht voran) im LP-Kontext doch ist. Das Stück, welches auf Anraten der Plattenfirma gegen den Willen der Musiker überhaupt erst mit auf die Platte genommen wurde, könnte Fehlfarben wohl bis heute gut bezahlte Auftritte in neu eröffneten Kaufhäusern sichern. Wenn sie denn wollen würden. So gibt es stattdessen weiterhin Garagen-Sounds, zackiges Tempo und die aussagekräftigen wie intelligenten Texte von Hein. Das sind Geschichten, Grauschleier, Das war vor Jahren… ein Kultsong folgt auf den nächsten. Ein weiteres Highlight gibt’s mit dem episch-melancholischen Paul ist tot zum Schluss des ersten Konzertteils.
Auch die neuen Songs kommen an
Nach einer knappen Dreiviertelstunde katapultierten Fehlfarben die einigen hundert Besucher dann ins Hier und jetzt. (Wow, was für ein Wortspiel… ;)) Die zweite Konzerthälfte wurde durchweg mit neueren Songs gefüllt. Zur Freude der Band hielt sich die euphorisch-fröhliche Stimmung im Gloria bis zum Ende. Stücke wie Stadt der 1000 Tränen, Platz da! oder So hatten wir uns das nicht vorgestellt brauchen sich qualitativ ohnehin nicht vor den Monarchie und Alltag-Klassikern verstecken. Nach gut anderthalb Stunden und der wilden 13 war um kurz vor 22 Uhr Schluss. Ein insgesamt gelungener Konzertabend, wenngleich der Sound sicherlich hätte besser sein können. Stellenweise waren Heins Stimme wie auch die Keyboards von “Pyrolator” Kurt Dahlke kaum zu hören, dafür erklang Thomas Schneiders Gitarre auffällig laut und schrammelte so manche Stelle kaputt.
Setlist FEHLFARBEN @ Köln, Gloria (04.05.2017)
01. Hier und jetzt
02. Grauschleier
03. Das sind Geschichten
04. All That Heaven Allows
05. Gottseidank nicht in England
06. Militürk
07. Apokalypse
08. Ein Jahr (Es geht voran)
09. Angst
10. Das war vor Jahren
11. Paul ist tot
12. Der Dinge Stand
13. Stadt der 1000 Tränen
14. Platz da!
15. Urban Innozenz
16. Wenn die Welt
17. Das Komitee
18. So hatten wir uns das nicht vorgestellt
19. Dekade 20 (Z)
20. WWW (Z)
21. Club der schönen Mütter (ZZ)
22. Die Wilde 13 (ZZ)
Fotos: Steffen Seth Prohn