Eigentlich war alles anders gedacht. Der Veranstaltungsort, die Christuskirche in Bochum, sollte die perfekte Location für den langersehnten Akustik-Auftritt von Solar Fake sein. Doch die Insolvenzankündigung des Veranstalters zwang die Band dazu, eine Lösung zu finden, damit der Abend in Bochum nicht komplett ausfällt. Mit der Matrix ist schnell ein Ersatzort gefunden worden, allerdings musste sich bei diesem Umzug auch die Besucherzahl um mindestens einhundert Besucher erhöhen, damit die Band ohne Verlust aus dem Abend geht.
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Am Freitag, den 04.03.2017 stellt sich schnell heraus, dass die mehr erwarteten Gäste nach und nach eintrudeln. Zur Freude der Musiker ist das Kellergewölbe in der Matrix um 20 Uhr gut gefüllt. Auf die Uhr sollte allerdings niemand schauen, die Anfangszeit ist nur eine Nummer auf der Eintrittskarte. Anstatt pünktlich auf der Bühne zu sitzen, stehen Sven Friedrich und André Feller noch in der Menge und antworten ihren Fans schön brav auf alles, was brennt, lassen sich zusammen fotografieren oder geben Autogramme. Diesen Bonus bekommen die Bochumer Besucher als Entschädigung für den ungemütlichen Wechsel der Location.
Als die komplette Mannschaft auf der Bühne steht, wird es für einen Augenblick still, dann bekommen die Musiker einen warmen Applaus ihrer Fangemeinde mit auf dem Weg in den Stromentzug. Das wichtige Instrument, der Synthie, musste natürlich zuhause bleiben, denn alle Tracks werden auf die sanfte Art und Weise umoperiert. Für das Gelingen sind neben den zwei von Solar Fake-Musikern vier weitere Musiker (Dirk Riegner, M.Stolz, Benni Cellini und Norman Selbig) verantwortlich.
“Willkommen in der Christuskirche Matrix”, scherzt Sven Friedrich zur Begrüßung in die Runde. “Ihr müsst stehen, wir können sitzen!” Das Publikum nimmt diese Aussage lachend auf, doch für den Leisegang der Lieder wäre ein gemütlicher Sitzplatz schon optimal. Aber die unendliche Spielzeit können wir auf einen Bein abstehen, denn akustisch zu tanzen scheint eine schwierige Aufgabe zu werden.
Dann geht es endlich los. Die gedrängte Masse an Menschen in den ersten Reihen und alle anderen dahinter, werden allesamt zahm und ruhig, sodass Svens Stimme schon mit Not What I Wanted richtig zur Geltung kommt. De Anfang ist gemacht, die schlimmste Befürchtung einer katastrophalen Akustik bestätigt sich glücklicher Weise nicht. Für den weichen Klang der Songs sorgen akustische Saiten, Tasten, eine Violine und natürlich das Cellini-Cello. Nicht nur die hauseigenen Solar Fake-Songs werden durch den stromlosen Wolf gedreht, sondern auch die Werke anderer Kollegen. Eine Kostprobe gibt es gleich mit einem hörbar guten Stück von Depeche Mode. Und wenn Herr Riegner schon mit auf der Bühne steht, greift man gleich zweimal in den großen Topf mit den Wolfsheim- bzw. Heppner-Noten: Kein Zurück und Meine Welt sind die auserwählten, die gut auf die Stimmbänder von Sven Friedrich passen. Nach diesem Part wird eine Pause angekündigt, die für frische Luft angebracht ist.
Gegen 21.45 Uhr nehmen die Musiker wieder ihren Platz ein und beglücken die Anwesenden mit weiteren intensiven Klängen, animieren die Zuschauer sogar zum Mitklatschen und vollbringen das nicht Gedachte, nämlich, dass die Menschen akustisch tanzen! Zwar nicht zum eigenen Liedgut, aber den Herren von Hurts hätte die Coverversion ihres Sunday sicherlich gefallen.
Die schon anfangs stickige Luft verliert immer mehr Sauerstoff. Der Raum zwischen den Besuchern wird immer enger. Aber alle halten durch, niemand denkt ans Aufgeben. Das besondere Erlebnis ist eine Mischung aus Euphorie und Gänsehaut. Die Uhr läuft unbemerkt, aber temporeich weiter und plötzlich kommt der Satz, der jedem Konzert die Stimmung raubt. Der letzte Song des Sets The Pages wirkt in seinem glatten Klanggewand magisch und leidenschaftlich.
Dass sich Solar Fake und ihre vier Mitstreiter nicht einfach aus dem Staub machen, ist den Fans eigentlich bewusst. Und so ist es auch: Nach einem heftigen Applausregen füllt sich die Bühne wieder und die sechs gehen in die Verlängerung. Einige Songs fehlen schließlich noch, aber auf die Jungs ist Verlass und Here I Stand wie auch You’re Hell Is Here (hätten sie dieses Stück wohl auch in der Christuskirche auf der Liste gehabt?) dürfen schließlich bei solch’ einem Anlass nicht fehlen. Doch Pain Goes By wird der definitive Rausschmeißer an diesem wunderbaren Abend, der mit glücklichen Fans und einer selbstsicheren Band endet.
Setlist SOLAR FAKE – Bochum, Matrix (04.03.2017):
01. Not What I Wanted
02. Under Control
03. Reset to Default
04. Precious (Depeche Mode Cover)
05. All The Things You Say
06. I Hate You More Than My Life
07. Kein Zurück (Wolfsheim Cover)
08. Meine Welt (Peter Heppner Cover)
09. Where Are You
10. Stay
Pause
11. How Sweet The Pain Can Be (Caleidoscop Cover)
12. Hiding Memories From The Sun
13. I Don’t Want You In Here
14. Until It’s Over
15. Sunday (Hurts Cover)
16. The Race Of The Rats
17. The Pages
18. Under the Skies (Z)
19. Illusion (VNV Nation Cover) (Z)
20. Here I Stand (ZZ)
21. Your Hell is Here (ZZ)
22. Pain Goes By (ZZ)
Weblinks SOLAR FAKE:
Homepage: www.solarfake.de
Facebook: www.facebook.com/SolarFake
Twitter: www.twitter.com/SolarFake
Bild: Archivbild, Sabine Thiele (schwarzesbayern.info)