Drei Jahre nach dem letzten Album Automation Baby melden sich die Briten wieder zurück aus dem kreativen Exil und veröffentlichen ihr neues Werk – wieder produziert vom Soundmagier Olaf Wollschläger – welches sicherlich die Gemüter spalten wird. Aber lest selbst…
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Hört man hier die Töne von Stripped von Depeche Mode? Nein, es handelt sich um My Protector, den ersten Track des Albums Looking Skyward, mit dem Mesh einen Reigen schöner Melodien eröffnet. Einschmeichelnd, gefühlvoll, dennoch mit kleinen Soundhaken versehen, fühlt man sich einfach wohl, an die Hand genommen. Wie zu Hause eben. Mesh sind wieder da und das ist auch gut so. Denn niemand versteht es so gut, wohlklingende Songs mit bissigen Texten zu versehen, ohne sich beim Publikum anzubiedern. Mollige Piano- und Gitarrensounds, Geigen, eine gehörige Portion Pathos und eine nachdenkliche Atmosphäre bestimmen Tactile und sorgen so für wohlige Schauer. The last one standing ist dann wieder eine typische Mesh-Mitgröhlnummer geworden, die live ganz sicher ein Höhepunkt wird. Olaf Wollschlägers Produktion ist wie immer gekonnt und lässt kaum Wünsche offen, dennoch hätte dem Album der eine oder andere Widerhaken mehr gut getan, sowie Abwechslung im Arrangement und Songwriting. Aber das ist Jammern auf sehr sehr hohem Niveau. Die Meshianer sind gewiss sehr gerne “involved”. Kill your Darlings, die erste Singelauskopplung der CD erinnert stark an ältere Werke der Band, kann aber trotzdem voll überzeugen, denn hier hat man wieder die gewisse Aggressivität, die einige Stücke vermissen lassen. Früher gab es auf Mesh-CDs immer kleine Interludes zwischen den Tracks, die ohne Namen auskommen mussten, nun hat einer eine Bezeichnung bekommen: Iris, das zum Luftholen an genau der richtigen Stelle platziert worden ist. Bei Runway werden dann wieder große Gefühle herausgeholt und in die Welt hinausgeschrien. Mr. Hockings gibt wieder sein Bestes, damit seine Message auch wirklich ankommt – unterstützt durch treibende Synthiebässe und verzerrte Flächensounds. Romantik wird bei der Ballade Before this World ends groß geschrieben und das ist ein Genre, welches die britische Band aus dem Effeff beherrscht: große Gefühlserregungen in mollige Klänge zu verwandeln. Denn wenn die Welt untergeht, dann gerne untermalt mit der Musik des Duos aus Bristol. Nanu, schräge Töne von Mesh bei The ride? Oh ja, und sogar das passt. Man wünschte, das Gehörte würde sich durch den ganzen Track ziehen. Der Chorus öffnet sich aber wieder in gewohnter Ohrwurm Manier. Es gibt halt Songs, bei denen die Strophe besser klingt als der Refrain – und hier verhält es sich so. There must be a Way bietet Vocoder-unterstützten Gesang und eine erfrischende Minimalität, die dem Album gut tut. Mit dem düsteren Once Surrounded wird Looking Skyward beendet und man reibt sich wie nach einem leckeren Kuchen zufrieden den Bauch – Trotz einer Spur zuviel Zuckerguss.
Fazit: Altbewährtes aus dem Hause Mesh. Nicht mehr und nicht weniger.
Tracklist MESH – Looking Skyward:
01. My Protector
02. Tactile
03. The Last One Standing
04. The Traps We Made
05. Kill Your Darlings
06. Iris
07. Runway
08. Before This World Ends
09. Two+1
10. The Ride
11. There Must Be A Way
12. The Fixer
13. Once Surrounded