Live in Japan von Primal Scream kombiniert zweierlei, das eigentlich gar nicht zusammenpasst: Es ist eine Wiederveröffentlichung und eine neue Live-Veröffentlichung zugleich. Wie das geht? 2003 erschien die Aufnahme aus dem Jahr 2002, im Zepp in Tokyo mitgeschnitten, ausschließlich für den japanischen Markt. Jetzt, anno 2016, veröffentlicht Sony Music das Live-Album im Rahmen einer Reihe von „Vinyl only“-Wiederveröffentlichungen erstmals in Deutschland – als Doppel-LP im Klappcover mit einem Poster dabei. Wie der Zufall es so will, erscheint Live in Japan zeitlich sehr nah am aktuellen Primal Scream-Album Chaosmosis – wer beides erwirbt, wird recht unterschiedliche Inkarnationen der Band erleben.
Ist die neue Veröffentlichung eher in den elektronischeren Gefilden zu verorten, stellt man auf der Live-Aufnahme weitaus deutlicher die Rock-Seite der Band in den Vordergrund. Das wird vor allem zu Beginn unmissverständlich deutlich. Man muss dabei natürlich auch den Zeitpunkt der Veröffentlichung bedenken, denn Evil Heat war gerade das aktuelle Album der Band, als Nachfolger von XTRMNTR, das ein Jahr früher veröffentlicht wurde und die Band rockig bis punkig zeigte. Madchester war auch 2003 schon lange her, Screamadelica lag lange zurück. So zeigen dann folglich Stücke wie Miss Lucifer und Rise die sperrige und wilde Seite der Mannen um Bobby Gillespie.
Aber auch im Rock-Modus merkt man immer wieder, wie vielseitig das Gesamtwerk von Primal Scream ist. Shoot Speed / Kill Light sowie auch Autobahn 66 mit ihren repetetitiven Schleifen beispielsweise lassen deutlich den Kraut-Einfluss hervortreten. Selbst Kowalski vom 1997er-Album Vanishing Point, das eigentlich eher elektronisch ist, klingt hier zwar immer noch elektronisch, passt aber gut ins Rockformat, betrachtet man den Songaufbau und seinen Gesamteindruck. Hier und da wird es auch bluesig beeinflusst, wenn man sich Rocks oder auch Jailbird anhört. Ganz vergessen wird aber natürlich auch die Screamadelica nicht. Mit Higher Than the Sun und Movin‘ on Up sind auch aus dieser Zeit Stücke dabei, die sich nahtlos ins Live-Set einfügen, die trotz ihres auf dieser Veröffentlichung etwas abweichenden Sounds keineswegs als Fremdkörper wirken.
Am Ende durch und durch eine gute Idee, dieses Album auch dem deutschen Markt zugänglich zu machen. Die Band zeigt sich auf dem Album in einer sehr guten Kondition und es ist eine sehr erfreuliche Momentaufnahme von Primal Scream anno 2002. Die 16 Stücke sind allesamt sehr gut dargeboten und man hat in Sachen Perfektion nicht den Eindruck, hier einer Live-Aufnahme zu lauschen – was dennoch nicht heißt, dass die Aufnahme steril wirken würde. Der Live-Charakter ist dennoch gut herauszuhören und macht Lust, die Band auch im Jahr 2016 mal wieder live zu sehen. Eine sehr erfreuliche Doppel-Vinyl!
Tracklist PRIMAL SCREAM – Live in Japan:
01. Accelerator
02. Miss Lucifer
03. Rise
04. Shoot Speed / Kill Light
05. Pills
06. Autobahn 66
07. City
08. Rocks
09. Kowalski
10. Swastika Eyes
11. Skull X
12. Higher Than the Sun
13. Jailbird
14. Movin’ on Up
15. Medication
16. Born to Lose
Weblinks PRIMAL SCREAM:
Homepage: www.primalscream.net
Facebook: www.facebook.com/primalscreamofficial
Twitter: www.twitter.com/ScreamOfficial