Kinder, wie die Zeit vergeht. Das mag man sich denken, wenn man auf die Sleeping With Ghosts von Placebo schaut, die (nach den zuvor im Zweimonatsrhythmus veröffentlichten Re-Releases der ersten drei Alben) jüngst auf Vinyl wiederveröffentlicht wurde – erhältlich als schwarze und als limitierte blaue 180g-Version. Denn tatsächlich: Mit der Erstveröffentlichung im März 2003 ist auch dieses vierte Album schon fast 13 Jahre alt. Mit Platz 2 in den deutschen Album-Charts war es dereinst der höchste Chart-Einstieg in Deutschland, mit über zwei Millionen verkauften Einheiten generell ein riesiger Erfolg. Ein guter Grund also, dem Erfolg dieses Albums noch einmal auf den Grund zu gehen.
Vom Sound her orientiert sich die Band auf Sleeping With Ghosts durchaus am Sound der Vorgänger, man merkt aber hier und da auch die Handschrift von Produzent Jim Abiss (unter anderem auch für Björk und Arctic Monkeys tätig gewesen), der einige elektronische Elemente einfließen ließ. Etwas, das man direkt früh bei einem der Highlights des Albums merkt: English Summer Rain, ein elektronisch inspiriertes Stück Brit-Rock, das sich eher im mittleren Tempo abspielt und vor allem von seiner Atmosphäre lebt. Bassläufe, flirrende Elektronik und dazu der markante Gesang von Brian Molko nehmen einen schnell mit auf die musikalische Reise.
Zudem wechseln sich auf dem Album viele bekannte Elemente ab. Seien es wuchtige Rocksongs, Melancholie oder auch eingängige Balladen. This Picture beispielsweise ist ein guter Repräsentant für die rockige Seite Placebos, das in den Strophen noch etwas verhalten und nachdenklich wirkt, im Chorus den Verzerrer aber mehr zur Geltung bringt. Plasticine wiederum zeigt gut, wieviel Melancholie man in so ein Rockstück bringen kann. Schwermütige Gitarren und ein sehnend anmutender Gesang können schnell berühren. Die balladeske Seite wiederum wird gut bei Nummern wie Protect Me From What I Want deutlich, das gut beweist, wie Placebo es schaffen, auch im ruhigen Tempo hochkarätige Stücke ohne Gefahr der Langeweile zu schreiben.
Für diejenigen, die bereits ein Original der Scheibe haben, ist die Wiederveröffentlichung natürlich nicht unbedingt ein Mehrwert, wenn man nicht gerade zu den „Alles-Sammlern“ der Band gehört. Wer die Scheibe aber aus verschiedenen Gründen noch nicht hat, sei es, weil er es damals versäumt hat oder auch die Band erst später entdeckt hat, der hat hier eine sehr lohnenswerte Angelegenheit, denn auch auf Album Nummer vier hat die Band um Brian Molko Großes geleistet und nicht nur ein sehr gelungenes Album erschaffen, sondern mit Stücken wie The Bitter End auch Evergreens der eigenen Laufbahn veröffentlicht. Da freut man sich besonders, wenn man diese als Vinyl mit großem Cover in der Hand hält und freudig die Nadel auf die Rille setzt.
Tracklist PLACEBO – Sleeping With Ghosts:
01. Bulletproof Cupid
02. English Summer Rain
03. This Picture
04. Sleeping With Ghosts
05. The Bitter End
06. Something Rotten
07. Plasticine
08. Special Needs
09. I’ll Be Yours
10. Second Sight
11. Protect Me From What I Want
12. Centrefolds
Weblinks:
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