Drei Jahre nach dem letzten Longplayer Des Wahnsinns fette Beute melden sich Oomph! nun zurück. Zum 25-jährigen Bandjubiläum trägt Album Nummer zwölf dann passenderweise auch den Titel XXV. Und von vornherein wurde seitens der Band ausdrücklich angekündigt, dass die Niedersachsen nun wieder einen ganz anderen musikalischen Weg einschlagen als beim Vorgänger. Zugegeben: Des Wahnsinns fette Beute spaltete nicht nur aufgrund seiner ungewohnten stilistischen Varianz mit Einschüben von Deichkind-Beats (Deine Eltern), 60s-Pop (Zwei Schritte vor) und Seefahrer-Musik (Seemannsrose) die Massen, auch die zum Teil leicht infantilen Lyrics stießen nicht überall auf Gegenliebe. Wer sich allerdings daran nicht störte, bekam einen bunten, treibenden, häufig tanzbaren und abwechslungsreichen Batzen an Songs, die man so vorher von Dero, Flux und Crap nicht kannte.
Nun folgt also die „Rolle rückwärts“. Man könnte auch sagen: Oomph! gehen wieder auf Nummer sicher. Klanglich fällt kaum einer der 14 Songs gravierend aus der Reihe, es gibt leicht angedüsterten Deutsch-Rock auf dezentem elektronischen Unterbau mit den Genre-typischen „Reim dich oder ich fress dich“-Texten über Liebe, Tod, Hass und sonstige menschliche Gefühlslagen. Welche je nach persönlichem Empfinden als „tiefgründig“ oder „abgrundtief kitschig“ wahrgenommen werden. Das Problem ist nur: Kaum ein Song vermag den Hörer wirklich zu fesseln, kaum ein Song lässt ein „Dieses Lied will ich noch in 20 Jahren live hören“-Gefühl entstehen. Natürlich liegt die stärkste Phase der Bandgeschichte für den Großteil der Fangemeinde in den 90ern und weniger bei den im Mainstream bekannten Werken wie GlaubeLiebeTod, Monster oder Wahrheit oder Pflicht. Aber: Auch diese Platten lieferten immer mal wieder Stücke, welche einen direkt am rechten Fleck trafen, sofort ins Ohr und im besten Fall auch ins Tanzbein gingen. Hier seien als Beispiele nur mal Beim ersten Mal tut’s immer weh, das live fast schon zum Klassiker gewordene Mein Schatz, oder auch die bekannte „Hit-Trilogie“ aus Augen auf, Gott ist ein Popstar und Labyrinth genannt. Bei XXV muss man schon zu Track 9 vorspulen, bis Oomph! dann doch mal das Tempo anziehen und mit der Suppenkelle einen potenziell mitreißenden Hit aus dem Midtempo-Einheitsbrei hervorholen. Und wie bei so manch artverwandter Band ist es auch hier wieder das Schlagwort „Fleisch“, welches mit einem erhöhten Härtegrad vertont wird. Zeilen wie „Er will Fleisch und Fell – und wenn er Blut leckt, kommt er schnell“ erinnern in ihrer vielleicht nicht ganz ernst gemeinten Art und Weise sogar durchaus an den von vielen so ungeliebten Vorgänger.
Bis dahin und danach quält sich der Hörer aber durch eine Reihe von dahin dümpelnden Belanglosigkeiten. Dein Retter übernimmt wie Unzerstörbar auf der letzten LP die Rolle des ordentlich nach vorne gehenden Openers, die darauf folgenden Songs dürften mit Ausnahme der „Die Hard“-Fans aber nun wirklich keinen hinterm Ofen hervorlocken. Zielscheibe geht dann kurz vor dem Ende der Platte nochmal in die Vollen, bevor die Ballade Leis ganz leis (bei der Oomph! wie auch bei einigen anderen Songs Unterstützung in Form von Violine und Piano aus dem Lager der Mittelalter-Rocker von Svbway To Sally erhielten) ein Album beendet, bei dem Oomph! einem das Gefühl geben, sich nach den Reaktionen zum „Comedy-Ausflug“ von 2012 gezwungenermaßen zurück in ernstere Gefilde begeben zu haben. Und damit jegliche weitere musikalische Experimente verneinen. Schade.
Tracklist :
01. Dein Retter
02. Alles aus Liebe
03. Jetzt oder Niedersachsen
04. Als wärs das letzte Mal
05. Mary Bell
06. Jede Reise hat ein Ende
07. Unter diesem Mond
08. All deine Wunden
09. Fleisch und Fell
10. Tick Tack
11. Nicht von dieser Welt
12. Spieler
13. Zielscheibe
14. Leis ganz leis