Was ist Angst? Wie entsteht sie? Welchen Einfluss hat Angst auf unser Leben, auf unser Verhalten? Diese Fragen stellt das vierte Studio Album von Neuroticfish und bietet 15 musikalische Antworten darauf. A Sign of Life mutet aber nicht wie ein Konzeptalbum an, sondern eher wie eine Ansammlung perfekt produzierter Dancetracks zwischen EBM, Electro, Pop und Dance, die Sascha Mario Klein und Henning Verlage scheinbar locker aus den Ärmeln schütteln.
Schlappe 10 Jahre nach dem letzten Album Gelb möchte es das Duo noch einmal wissen und schafft mit dem Opener Rose erst einmal eine spannende Atmosphäre, garniert mit der Gaststimme Jaymie Valentine der Band Cindergarden. Erinnerungen an Psychobitch werden wach. Nun ist man auf kommende Attraktionen gespannt und diese werden in den kommenden Minuten en masse serviert. U.a. die Single Silence, die alles andere als ruhig daherkommt. Ohne großes Intro geht es los: wummernde Beats und Bässe und Kleins unverwechselbare Vocals drücken ihren Stempel auf den Dancefloor Smasher. Die melodischen Ähnlichkeiten zum Fish-Klassiker Velocity stören in Depend on you nicht im Geringsten. Viele Bands haben ihren eigenen Stil und das ist auch gut so. Heimliches Highlight des Longplayers ist aber Caliban. Denn hier wird das Tempo zugunsten Frontline Assembly-verwandten Rhythmen und Vocodergesang zurückgenommen. Übrig bleibt wunderschön gestalteter, melodischer Electro, der nach sofortiger Heavy Rotation im CD Player schreibt. Bitte in Zukunft mehr davon! Former indes verheiratet EBM Beats mit Dubstep Bässen und gefälligen Harmonien, während Creep durch die in Selbstmitleid versunkenen Lyrics und der süßen Stimme Jaymies überzeugen kann. Die Qualität der Album Tracks wird gehalten, das Duo Klein und Verlage gibt sich Mühe, keine Langeweile aufkommen zu lassen, denn hier gibt es tanzbare Track, neben romantischen Popsongs, Clubfutter und Electrobeats. Man merkt, dass die zwei Jahre Produktionszeit sich gelohnt haben. Nichts wird hier dem Zufall überlassen, alles passt perfekt, wie z. B. Somebody, dessen Lead Melodie sich tief im Hirn einbrennt und dort nicht mehr heraus möchte. Einziger Kritikpunkt wären da die verwandten Sounds, die man bereits aus unzähligen Clubsongs her kennt. Hier hätte man sich ein wenig mehr Mut und Experimentierfreude gewünscht, als oft auf Nummer sicher zu gehen. Aber das ist wirklich Meckern auf höchstem Niveau, denn Neuroticfish werden immer groß, wenn sie das Tempo drosseln. Denn nur so öffnen sich die Songs sehr schön und die guten Melodien können ihr ganzes Potential ausschöpfen: so geschehen auf The Standard Redux. Hier sieht man vor dem geistigen Auge bereits volle Tanzflächen in den einschlägigen Clubs, auf dem sich schwarzgewandete Gestalten tummeln. Illusion of Home beschließt schlussendlich den musikalischen Reigen guter Tanzmusik. Das Warten hat sich gelohnt und das Ergebnis macht süchtig. Völlig Angstfrei und entspannt schauen wir nun in die Zukunft und freuen uns auf weitere Outputs der „Fische“.
Tracklist NEUROTICFISH – Sign Of Life (Promo Version):
01. Rose
02. Silence
03. Depend on You
04. Caliban
05. Agony
06. Former Me
07. The Creep
08. Is It Dead
09. Behaviour
10. Somebody
11. Faith
12. The Standard Redux
13. Illusion of Home
Bewertung 9 / 10 Punkten