Für diese Konzerte hatte sich Herr Gropper die Unterstützung seiner Freunde von Vin Blanc / White Wine (https://www.facebook.com/vinblancmusic) aus Leipzig gesichert. VB / WW bestehen aus Joe Haege (Gesang) und Fritz Brückner (Musik), so weit, so einfach, ihre Musik entzieht sich allerdings geschickt den üblichen Kategorisierungsversuchen. Irgendwo zwischen Current 93, Disco und Pop schaffen sie ein energiegeladenes Gebilde, das auf der Bühne so richtig seine Kraft entfalten kann. Ob es nun das Bad in, beziehungsweise der Gang durch die Menge ist, oder die Interaktionen zwischen den beiden Musikern, VB / WW berührt und fasziniert. An diesem kalten Abend hatten die Beiden das Publikum auf jeden Fall ziemlich schnell überzeugt, selbst Konstantin Gropper stand neben der Bühne und gönnte sich den Auftritt seiner Freunde. Ein gelungener Auftakt.
Die Gliederung des weiteren Abends ergab sich aus den drei neuen Platten von Get Well Soon. Es begann mit dem sehr rockigen Lufthansa Heist: wenn ich richtig gezählt habe, waren es vier Gitarren, ein Bass und ein Schlagzeug, mit dem die wilde Reise eröffnet wurde. Get Well Soon können rocken, direkt mal ins Notizbuch. Und Konstantin Gropper, Mastermind, Bandleader, Sänger, hatte offensichtlich mächtig Spaß an der Musik seiner Jugend, der Inspiration für diesen Teil des Projekts.
Danach folgte der etwas ruhigere Teil des Abends mit den Songs der Henry-EP, das klang dann schon mehr nach den Get Well Soon, die man von der letzten Tour in Erinnerung hatte. Neue Songs auf der Tour zu spielen, dazu noch in so einem recht starren Korsett, mit solchen Stimmungswechseln, das erfordert mitunter auch eine breite Brust. Konstantin Gropper hatte an diesem Abend nicht nur eine verdammt breite Brust, sondern auch ein dankbares Publikum vor der Bühne. Die harte Trennung zwischen der hell erleuchteten Bühne und dem dunklen Saal gab es nicht im altehrwürdigen Bahnhof Langendreer. Es war gemütlich, die Band war mehr oder weniger auf Augenhöhe, es herrschte eine sehr angenehme Atmosphäre, sehr entspannt, Feel Well Now!
Der nächste Teil des Abends war den großen Hits gewidmet, Careless Whispers von George Michael von der EP, dazu dann ein paar Get Well Soon-Favoriten. Besonderes Highlight war sicher die Karaoke-Version von Roland (I feel you), dargeboten von Jessy aus Köln, die sich spontan dazu bereit erklärt hatte. Charmant war ihr Appell an die Damen im Publikum, sich regelmäßig auf Brustkrebs untersuchen zu lassen, den ich hiermit unterstützen möchte (http://www.mammo-programm.de/) und gleichzeitig auf die Männerwelt ausweiten möchte (Prostata checken lassen, regelmäßig!). Beendet wurde dieser Part des Abends mit dem fantastischen You Cannot Cast Out the Demons (You Might as Well Dance).
Es blieb noch Zeit für ein paar Zugaben, unter anderem Pulps Disco 2000 mit freundlicher Unterstützung von Vin Blanc / White Wine und das unglaublich schöne Ticktack! Goes My Automatic Heart.
Nicht jeder war vielleicht so begeistert von der eher speziellen Songauswahl an diesem Abend, manch einer hätte sich sicher mehr reguläres Material gewünscht, aber die Stimmung an diesem Abend war nichtsdestotrotz speziell. Ein angenehmer, gemütlicher, netter Abend mit und unter Freunden.
Tracklist GET WELL SOON Set1: The Lufthansa Heist
01. The Pope washed my feet in prison
02. A night at the Rififi bar
03. The 4:3 days
04. Sci-Fi Gulag
05. Staying home
Tracklist GET WELL SOON Set2: Henry – The Infinite Desire Of Heinrich Zeppelin Alfred von Nullmeyer
06. Age 14, jumping off the parents’ mezzanine
07. Promenading Largo Maggiore, You Wouldn’t Hold My Hand
08. Mail from Heidegger
09. You’ll be taken care of
Tracklist GET WELL SOON Set3: Greatest Hits
10. I Sold My Hands for Food So Please Feed Me
11. Careless whisper (George Michael)
12. The Last Days of Rome
13. A Voice in the Louvre
14. Angry Young Man
15. Roland, I Feel You (Karaoke)
16. You Cannot Cast Out the Demons (You Might as Well Dance)
Tracklist GET WELL SOON Zugaben
17. Disco 2000 (Pulp)
18. Ticktack! Goes My Automatic Heart
19. If This Hat is Missing I Have Gone Hunting
Fotos: Michael Gamon