Kurz vor 20 Uhr ist es in den Gemäuern des ehemaligen Umspannwerks bereits proppenvoll. Dass dieser Event heute Abend ausverkauft ist, wundert hier niemanden, immerhin sprechen auch die Supportacts musikalisch für sich. Los geht es mit Octane OK und die Jungs aus Birmingham brauchen nicht lange, um mit den Fans warm zu werden, liefern sie doch eine Rock-Show vom Allerfeinsten ab. Und so werden zu Stücken wie Survive oder Standing On My Own wilde Circle Pits entfacht und immer wieder brechen Jubelstürme über die Band herein. Sympathiepunkte gewinnen die Engländer sicher auch mit ihrer Getränkeauswahl: „German beer is the best!“ Und gemeinsam schüttet man sich den Gerstensaft die Kehlen hinunter.
Nach einer Umbaupause wird die zweite Runde durch ein tiefes Grollen eröffnet. Die Bässe strömen durch den Raum, so dass Glasscheiben brummen und Metallelemente schwingen und wackeln. Die Engländer Glamour Of The Kill setzen genau da an, wo Octane Ok aufgehört hatten und feuern die tanzwütige Menge mit ausgewählten Stücken aus ihrem Repertoire ordentlich an. Ob Second Chance, das KISS Cover Love Gun oder A Freak Like Me… hier wird gerockt, was der Boden aushält und das nicht nur auf, sondern vor allem auch vor der Bühne.
Ungeduldig wartet nun alles auf den heiß ersehnten Act des Abends. Um wenige Minuten vor 22 Uhr ist es endlich so weit, das Licht wird gedimmt und auf der Bühne mischt sich Nebel mit rotem Licht. Der Jubel ist groß, als die Herren von Papa Roach bei noch zaghaften Anfangstönen die Bühnen stürmen. Doch das Wort zaghaft gibt es heute Abend eigentlich nicht, denn wie wir alle wissen, steht der Abend unter dem Motto Silence is the Enemy – und wer wird sich da schon mit dem Feind verbünden wollen? Mit Burn legen die Herren um Fronter Jacoby Shaddix direkt ordentlich los und nehmen uns damit vom Vorherein die Versuchung, auch nur einmal kurz stillzustehen oder zu verschnaufen. Wild und voller Ekstase wir wenig später zum bezeichnenden Silence is the Enemy getanzt und gesprungen und beim Klassiker Blood Brothers kennt die Menge kein Halten mehr. Der pure Wahnsinn, wie schnell hier und heute der Höhepunkt erreicht wird! Doch das wird bei Weitem nicht der einzige sein, denn Energiebündel Jacoby zeigt sich so energisch und dynamisch, dass er uns immer wieder mitreißt. Zum 20. Bandjubiläum stehen vor allem Klassiker auf dem Programm und die gibt es heute wirklich mehr als genug. Absolute Textsicherheit beweisen die treuen Fans vor allem bei dem wundervollen Between Angels and Insects, dem losgelösten Still Swingin’ und Scars, bei dem die Fans fast noch lauter sind als die Herrschaften auf der Bühne. Die Zeit beim wilden Feiern vergeht wie im Fluge und so wundern sich einige, dass Jacoby und seine Crew die Bühne bereits nach dem 13. Song verlassen. Sich überschlagende Jubelstürme und laute Rufe des Bandnamens locken die Jungs dann natürlich noch einmal zurück auf die Bühne, so dass mit dem Kracher Getting Away With Murder, Dead Cell und dem beliebten und obligatorischen Last Resort der Abend ein unvergessliches Ende findet.
Setlist Papa Roach:
01. Burn
02. Silence Is the Enemy
03. Blood Brothers
04. Give Me Back My Life
05. Between Angels and Insects
06. Where Did the Angels Go?
07. Forever
08. Leader of the Broken Hearts
09. Still Swingin’
10. Born with Nothing, Die with Everything
11. Scars
12. Lifeline
13. …To Be Loved
14. Getting Away with Murder (Z)
15. Dead Cell (Z)
16. Last Resort (Z)
Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon