Auf Grund einer akuten Krankheit des Frontmanns Ronan Harris musste das Konzert im Duisburger Landschaftspark im Mai kurzerhand abgesagt und in die schicke Turbinenhalle nach Oberhausen verlegt werden.
Der lässt leider nicht lange auf sich Warten. Nach einem guten Start in die synthetische Tanzwelt der Briten mit Genesis oder Sentinel, verlässt die Band bei Homeward unverzüglich die Bühne und lässt viele Fragezeichen in den Gesichtern der Fans zurück. Eine Erklärung für die ungewollte Pause gibt es schnell über das Mikrofon aus dem Backstagebereich.
Ein lang gesungener Ton, wie er im besagten Song vorkommt sei Schuld an der Misere und löste einen Krampf im Lungenflügel aus. Vielleicht hätte sich Harris eine längere Live-Pause gönnen sollen, um sein Leiden vollständig zu kurieren.
Das Publikum bleibt nach dieser Nachricht gelassen zurück, ordert Getränke oder nutzt die Gelegenheit im Außenbereich zu rauchen. Panik oder böse Worte sind nicht zu vernehmen, nur freudige Erleichterung als das Konzert nach 15 Minuten etwa fortgesetzt wird.
Der zweite Teil fängt verträumt mit Illusions an. Langsam steigert sich der Takt und das Publikum bewegt sich zum nächsten Stück rhythmisch mit.
Das neue Album von VNV Nation ist noch in der Mache, neue Lieder stehen bei diesem Gig nicht, wie sonst bei einer Albumtour im Vordergrund. Die Band bestückt die Anthems Setlist mit vielen Exoten, die viel zu oft im Dunklen verborgen bleiben und nur zum passenden Longplayer mit auf die Bühne durften. Heute ist es anders und die Schattenschätze drängen sich den Hits auf.
Trotz zahlreichem Eigenmaterial schaffen es auch zwei Coversongs in das Repertoire der Elektroniker. Der erste Zugabenblock wird mit Nitzer Ebbs Getting Closer, das uns Mark Jackson um die Ohren knallt, und dem Das Ich Klassiker Destilat zum Schwitzen gebracht.
Damit der kräftige Sound auch richtig knistert werden Ronan Harris und Mark Jackson live wie gewohnt von zwei weiteren Musikern am Synthie unterstützt. Jackson bleibt mit seinen elektronischen Drums allein für das wuchtige Volumen verantwortlich.
Melodien wie bei Solitary sorgen für melancholische Momente mit hymnischem Taktschlag. Die Masse vertraut ihren Helden blind und taumelt zum Takt.
Ronan ist auch heute der ruhelose Frontmann und hechtet im Stechschritt rekordverdächtig die Bühne auf und ab, bleibt kurz am Rand stehen und beugt sich Richtung Fans. Trotz seines hektischen
Kein Wunder, dass sich der Auftritt dadurch auf gut zwei Stunden ausdehnt. Das Musizieren wird dabei allerdings nicht vernachlässigt und VNV Nation kommen nicht nur für einen zweiten, sondern auch für einen dritten Nachschlag auf die Bühne der Turbinenhalle zurück. Neben heißen Tanzbeats kommt bei VNV Nation immer wieder die kühle Elektronik zum Gänsehaut erzeugen, mit Nova oder Beloved etwa- ins Spiel. Die Menge dankt es mit viel Applaus und einer enthusiastischen Stimmung.
Ronan Harris bleibt nicht unbeeindruckt von dieser Dynamik und bestätigt immer wieder wie großartig dieser Auftritt ist.
Im gegenseitigen Einverständnis könnte der Abend endlos werden. Dennoch erhellt sich der Innenraum nach den letzten Stromstößen von Perpetual und dieses Erlebnis ordnet sich unter Anthems in die schönen Erinnerungen ins Gedächtnis ein.
Setlist:
01. Firstlight
02. Legion
03. Sentinel
04. Genesis
05. Carbon
06. Standing
07. Homeward
08. Illusion
09. Chrome
10. Space & Time
11. Control
12. Getting Closer (Nitzer Ebb cover) (Z)
13. Destillat (Das Ich cover) (Z)
14. Solitary (Z)
15. Nova (ZZ)
16. Beloved (ZZ)
17. Resolution (ZZ)
18. Electronaut (ZZ)
19. Further (Acoustic) (ZZZ)
20. Where There Is Light (ZZZ)
21. Perpetual (ZZZ)