Und wie man es von ihren und unseren Helden kennt, gibt es auch auf der Völkerball’schen Bühne einiges fürs Auge: während der Kracher Links 2,3,4 noch mit der ausdrucksstarken Gestik Renés auskommt, steigt man schnell auf Feuer und Nebelfontänen um und beschert den Fans einen Auftritt, den Rammstein selbst nicht hätten besser machen können. Und so ist auch hier Keyboarder Andreas Schanowski oft der Leidtragende, wird von René eigenhändig geprügelt und zu Mein Teil im lodernden Kochtopf geröstet, darf sich bei Haifisch dann aber in einem Boot über ein Meer aus Händen bewegen lassen. Zwischendurch lodert und flammt es immer wieder auf dem Spielfeld des Abends, Stichflammen, ein brennendes Herz, abfackelnde Mikrofonständer, kreisende Feuerfontänen…hier wurde wirklich aus dem Vollen geschöpft und mit der Liebe zum Detail ganz und gar nicht gegeizt.
Und eigentlich könnte man an dieser Stelle fast denken, dieser Bericht gäbe ein Konzert von Rammstein selbst wieder. Allerdings nur fast! Völkerball beweisen nämlich an diesem Abend neben dem Interpretieren und Ausleben bereits bekannter Rammstein-Songs genug Eigenständigkeit und manövrieren sich damit selbst in einen Sektor, der weit vom bloßen Covering entfernt ist. Ein Merkmal, das die Band an diesem Abend sehr sympathisch macht, ist die Fähigkeit von René und seinen Mannen, Kontakt zum Publikum aufnehmen zu können.
Bei so viel omnipräsenter Energie ist es auch nicht verwunderlich, dass neben den bekannten Rammstein-Hits auch die beiden Völkerball eigenen Songs Radioaktiv und Gammelfleisch ebenso gut bei der Menge ankommen. Natürlich hüllen sich auch die eigenen Songs in ein brachiales Gewand aus harten Gitarren, ballernden Drums und eingängigen Keyboardsounds und knüpfen damit an den Stil Rammsteins an, jedoch klingen die beiden Stücke so eigenständig, dass man wirklich Lust auf mehr von Völkerball bekommt und sich fragt, was hinter dieser rammsteinigen Fassade noch alles schlummert.
Beinahe drei Stunden geben die Jungs in Oberhausen ihr Allerbestes und schaffen es immer wieder, die Beine und Köpfe des Publikums in taktvolle Bewegungen zu versetzen. Ein wirklich grandioses Set, das von Krachern nur so überschäumt und sogar einige Stücke zu bieten hat, die von den Herren Rammstein selbst nur äußerst selten bis nie live gespielt werden. Die unterhaltsame und mitreißende Show, die Völkerball auf die Beine stellen, kann sich mehr als nur sehen lassen, lässt keine Wünsche offen und ein zufriedenes, ausgepowertes Publikum zurück.
Setlist Völkerball:
01. Reise, Reise
02. Links 2,3,4
03. Benzin
04. Feuer frei!
05. Spring
06. Herzeleid
07. Keine Lust
08. Weißes Fleisch
09. Spiel mit mir
10. Der Meister
11. Waidmanns Heil
12. Haifisch
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13. Du riechst so gut
14. Liebe ist für alle da
15. Mein Herz brennt
16. Spieluhr
17. Radioaktiv (Völkerball Track!)
18. Gammelfleisch (Völkerball Track!)
19. Asche zu Asche
20. Sonne
21. Mein Teil
22. Ich will
23. Pussy
24. Frühling in Paris
25. Du hast
26. Amerika
27. Ich tu dir weh
28. Ohne Dich
29. Rammstein (Z)
30. Engel (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Fotos
Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon