Gardenier ist eine Band zum „Anfassen“ und Mitmachen, dabei ist es ihnen wichtig Geschichten zu erzählen. Diese sind in Texte verpackt, die tief gehen und berühren. Die fünf Essener: Daniel Gardenier, Philipp Evers, Yvonne Pauli, Tobias Vogelsang, Marius Kannengießer sind Gardenier. Im Februar 2012 werden sie zu zweit und unplugged Glasperlenspiel auf der „Beweg’ Dich mit mir“- Tour supporten.
Zuvor aber habe ich ihn am Telefon. Er, das ist Daniel Gardenier, Frontmann der Band Gardenier. Trotz Schwierigkeiten mit der Verbindung, schaffen wir es, ein Gespräch zu führen, das in die Welt einer Band entführt und eine Momentaufnahme des Lebens der Deutsch-Rock-Popper gewährt.
Gesucht gefunden? Wie kam es zu Gardenier?
Dazu erzählte Daniel mir eine schöne Geschichte. Denn es begann alles auf einem Klassentreffen. Er habe auf einem Klassentreffen einen Auftritt gehabt. Engagiert worden sei er von dem Chef des jetzigen Plattenlabels. Nach dem Auftritt habe dieser ihn gefragt ob er Lust habe, etwas auf Deutsch zu machen. „Klar“, habe Dan gesagt und lacht dabei herzlich, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Weiter erzählt der Frontmann von Gardenier über die Entstehung der Band, dass er mit Yvonne, Philip und Tobi vorher schon bekannt war und man so schließlich auch zusammengefunden habe. Marius aka Porno sei später dazu gekommen. Erst nachdem sie ihre erste EP, mit fünf Liedern zusammen mit Götz von Sydow produziert hatten. Denn danach im August 2009, gab es einen Auftritt in Monberg bei den Mon-Berg Lichtern. Der erste Auftritt, sollte vor einem Publikum mit 6000 Leuten stattfinden. 2 ½ Stunden lang sollte dieser Auftritt dauern. Es wurde ein Keyboarder gesucht und Marius half kurzerhand aus. Eigentlich sei er Gitarrist gewesen, so Daniel, aber bei den Proben habe man schnell festgestellt, dass die Konstellation am Keyboard gut passe. Man habe eine Menge Spaß gehabt und so blieb die „Aushilfe“ und wurde ein fester Teil von Gardenier. Zunächst sei der Name der Band auch „Daniel Gardenier“ gewesen, aber Daniel und die Band entschieden, dass Gardenier ein besserer Bandname sei. Und so blieb es dabei.
Welche Eigenschaft schätzt Du an deinen Kollegen:
Phil (Gitarre): Seine Zuverlässigkeit in Sachen Band und Management
Yvi (Bass): Sie sei die schönste Bassistin und sie gehöre zu Gardenier
Tobi (Drums): Seine lockere entspannte Art
Marius genannt Porno (Keyboards): Diese unverwechselbare Art den Schalter umzustellen. Man könne Spaß haben, aber auch ebenso ernsthaft sein
Was glaubst Du, was die Bandmitglieder an Dir schätzen?
Dan (Vocals/Gitarre): Er sei ein guter Frontmann. Damit meine er, er lebe seine Texte und das was auf der Bühne passiert. Jedoch würden sie alle diese Spontanität besitzen. Selbst wenn etwas „schiefgehen“ würde auf der Bühne, würden alle das Ruder herum reißen und dies jeder auf seine besondere Art.
Warum nennt sich Marius eigentlich Porno?
Wieder lacht Daniel. Er erzählt mir, auch er habe ihn so kennengelernt. Porno habe diesen Spitznamen von seinen vorherigen Bandkollegen bekommen. Warum? Na, weil Porno einfach Porno sei. Also, wegen seinem Styling und den vielen Sonnenbrillen. Er trage aber kein Brusthaartoupet, so Daniel weiter. Der Name sei einfach super passend, alleine schon für tolle Geschichten und Späße.
Ihr kommt aus verschiedenen Bereichen der Musik, ist es da nicht manchmal schwer einen gemeinsamen Nenner zu finden?
Manchmal sei es nicht leicht. Aber dann eben wieder doch. Musikalisch fänden sie meist gut zusammen. Als Sänger habe Daniel den Anspruch, dass die Texte passen und er sich damit wohlfühlt. Er müsse sich hineinversetzen können, damit er etwas transportieren könne. Im Allgemeinen sei es aber recht demokratisch gehalten, was bei fünf Personen ja auch ganz gut passe und somit würde es immer eine Entscheidung geben.
2011 war ein erfolgreiches Jahr für Euch! Welches Ereignis würdest Du sagen hat Dich/ Euch am meisten umgehauen und warum?
Das sei eine schwere Frage, antwortet der Sänger, nachdenklich. Man könne diese auch gar nicht einfach in einem Erlebnis ausdrücken. In kleineren Clubs zu spielen sei manchmal herrlich intim und knisternd. Dann wiederum sei die RWE Aufstiegsfeier ein ganz anderes Erlebnis gewesen. Dort habe die Mannschaft von Rot Weiß Essen mit ihnen zusammen „Kämpfer“ gesungen. Und Fans des Vereins hätten mit der Faust zum Himmel gereckt und ebenfalls diesen Text mitgesungen. Auch die „Thomas Godoj – Tour“ wäre sehr beeindruckend. Es sei ein irres Gefühl gewesen, ihn zu supporten. Daniel gerät ein bisschen ins Schwärmen, während er sehr offen über diese Erlebnisse berichtet. Er möge das „Fernbedienungsgefühl“, das man im Zusammenspiel von Bühne und Fans entwickle. Wenn die Fans richtig mitgingen und klatschen, wenn er es vormache. Oder aber das Erlebnis im Filmhaus Köln. Als einfach alles ausgefallen sei. Jeder der Band, habe alles gegeben und jegliche Register seien gezogen worden. Nach dem Auftritt seien sie alle fix und fertig, die Fans aber alle rundum begeistert gewesen. Oder aber, dass sie nach der EP die Möglichkeit bekamen das Album einzuspielen. Auch das internationale Pfadfindertreffen in Norddeutschland sei ein tolles Erlebnis gewesen. In meinem nächsten Leben werde ich Pfadfinder, verrät Daniel mir und ich glaube ihm. Mir wird klar, dass man so eine Frage vielleicht etwas enger hätte fassen sollen. Dennoch bin ich beeindruckt, eine so ausführliche Antwort erhalten zu haben.
AufAb! Euer Debütalbum.
Erinnerst Du Dich noch an deinen ersten Gedanken als Du das Album in den Händen hieltst?
„Flatline“, höre ich ihn sagen. Ich lache. Er geht darauf ein und meint „nein, wirklich es war wie eine Nulllinie“. Er sei unglaublich Stolz gewesen. Nach einer Woche habe er es noch einmal aus der Vitrine geholt und ansehen müssen.
„Rastlos“ wurde zum besten deutschen Song gekürt. Was waren Schlüsselerlebnisse zu diesem Song? Wie ist er entstanden?
Dieser Song sei aus einem inneren Gefühl entstanden, erklärt Dan mir. Dieses Gefühl der Unvollkommenheit, nirgendwo verweilen zu können. Negative Gefühle lassen oft tiefe Texte entstehen, so Daniel weiter. Wir philosophieren einen Moment über die Schaffensphasen von Künstlern. Ich komme zu dem Entschluss, dass etwas Schönes aus einer schweren Phase entstanden ist und somit doch etwas Gutes hinterließ.
Welcher Song bedeutet Dir am Meisten?
„Rastlos“, sagt Daniel nach kurzer Überlegung und mir kommt es so vor als folge ein stummes Nicken.
Zweites Album schon geplant?
Ja, geplant sei ein zweites Album. Aber die Songs dafür müssen erst noch geschrieben werden, erzählt Daniel im neckischen Plauderton. Aber dafür sei im Moment wenig Zeit, da sie sich auf die Tour mit Glasperlenspiel vorbereiten würden. Als Support von Glasperlenspiel werden sie zu Zweit und unplugged als Kontrast zu Glasperlenspiel unterwegs sein. Danach wollen die Fünf sich auf das Album konzentrieren.
Wie packt man so ein Album an?
Daniel wägt ab, er denke, es sei wichtig nicht zu versuchen anzuknüpfen an dem was man schon geboten hat. Man sollte keiner Schablone folgen, sondern versuchen freiheraus ans Werk zu gehen.
Geht Dir das Texten einfach von der Hand oder gibt es problematische Songs? Wie geht man mit ihnen um?
Nein, erklärt Daniel mir, Texte gehen nicht immer leicht von der Hand. Manchmal kann es sprudeln und man schreibt eine ganze Strophe oder aber man sitzt wochenlang an einer Zeile. Manchmal kann es an einem Wort oder an einer Silbe hängen, das sei frustrierend. Er machte eine kurze Pause und ergänzte, dass man sich dann ärgert, wo man doch möchte, dass es nun sprudelt. Dann lacht er wieder auf. In solchen Momenten sollte man den Text erst mal liegenlassen, um ihn dann erneut gelöster angehen zu können.
Plant ihr auch euch englischen Texten zuzuwenden?
Es kommt ein klares „Nein“ von Daniel. Die Band wird deutsche Texte beibehalten. Er habe zuvor englische Lieder geschrieben, aber Deutsch sei seine Muttersprache und so sei es einfacher. Außerdem, so Dan, sei man Wortgewandter auf Deutsch. Man habe viel mehr Möglichkeiten sich auszudrücken und das Wort an sich herüber zubringen. Das leuchtet ein. Zumal die Tiefe der einzelnen Stücke, in meinen Augen, wirklich sehr beeindruckend und auf den Punkt gebracht ist.
Wenn Du drei Wünsche frei hättest, was würdest Du Dir für Gardenier in 2012 wünschen?
Daniel lacht. Oh, da fiele ihm gleich ein, dass er sich als allererstes mal einen Schlafplatz im Hotel wünschen würde, statt im Tourbus nächtigen zu müssen wenn sie auf Tour sind. Für 2013 und 2014 im Übrigen auch.
Ich lache und meine, gut damit sind deine drei Wünsche verbraucht. Dann kommt nun die nächste Frage.
Von Daniel kommt ein schnelles „Ach nein, ich glaube ich verteile es dann noch ein bisschen“. Also der erste Wunsch sei der Schlafplatz im Hotel. Der Zweite, dass sie durch ihre Auftritte noch mehr Leute erreichen, die ihre Musik und CDs mögen. Und Wunsch drei, er wünsche der Band, eine große Kreativität, damit sie weitere Hits haben, die sie auf die nächste CD bringen können.
Mit wem würdet ihr gerne mal auf der Bühne stehen?
Es sei schwierig, da jeder der Bandmitglieder seinen eigenen Geschmack habe. Aber sie würden mit jeder Band gerne auf der Bühne stehen. Vorbilder seien jedenfalls Udo Lindenberg und Jan Delay.
Wo seht ihr euch in 5 Jahren?
Es kommt ein „Ui“ vom anderen Ende der Leitung. Ich wünsche mir, beginnt er, dass wir uns in Deutschland als eine beständige Größe etabliert haben. (Somit wären wir schon bei vier Wünschen Herr Gardenier. Geschickt, geschickt. ;o))
Ab Februar supportet ihr Glasperlenspiel. Auf was freut ihr euch am meisten?
Auf die Fans von Glasperlenspiel, erzählt mir der Sänger. Sie haben sie vorab schon einmal bei Auftritten im Dezember kennenlernen dürfen. Die Band sei sehr begeistert gewesen von der toleranten und offenen Art der Fans, die ihnen entgegen gebracht wurde. Sie würden sich sehr freuen wieder vor diesem Publikum spielen zu dürfen.
Magst Du abschließend noch etwas erzählen? Liegt Dir etwas am Herzen?
„Klar“, sagt Daniel auf sehr charmante Art und Weise, darauf folgt eine kurze Pause. Im gleichen Ton fährt er kurz darauf fort, und schließt so das Interview mit den Worten, „aber dann schreibe ich“.
Mir bleibt ein dickes DANKE, für dieses tolle Gespräch, zu sagen. Ich wünsche Euch viel Spaß auf der Tour und wir sehen uns am 15.02.2012 in der KuFa in Krefeld!
Tourdaten (im Vorprogramm von Glasperlenspiel):
02.02.2012 – Stuttgart – Universum
03.02.2012 – Weinheim – Café Central
04.02.2012 – Fulda – Kreuz (verlegt vom Kulturkeller)
08.02.2012 – Mainz – Frankfurter Hof
09.02.2012 – Freiburg – Jazzhaus
15.02.2012 – Krefeld – Kulturfabrik Krefeld
16.02.2012 – Osnabrück – Glanz & Gloria
17.02.2012 – Bremen – Kulturzentrum Lagerhaus
18.02.2012 – Zwickau – Alter Gasometer
04.03.2012 – Dortmund – FZW / Freizeitzentrum West
21.03.2012 – Leipzig – WERK2 – Halle D
22.03.2012 – Magdeburg – Projekt7 e.V.
23.03.2012 – Rostock – Zwischenbau
24.03.2012 – Köln – Die Werkstatt
28.03.2012 – Greven – Kulturschmiede Greven
29.03.2012 – Hamburg – Logo
30.03.2012 – Berlin – Postbahnhof am Ostbahnhof, Fritz Club
31.03.2012 – Erfurt – HsD Gewerkschaftshaus
19.04.2012 – Neu-Ulm – Kulturpark
20.04.2012 – Trier – Tuchfabrik
21.04.2012 – Kaiserslautern – Kammgarn
22.04.2012 – Karlsruhe – JubeZ Karlsruhe
28.04.2012 – Dresden – Messe Halle 1
30.04.2012 – Hettenrodt – Sportgelände Hettenrodt
08.05.2012 – Nürnberg – HIRSCH
09.05.2012 – München – Ampere / Muffatwerk
10.05.2012 – Augsburg – Spectrum Club
17.05.2012 – Regensburg – GLORIA Kulturtheater
18.05.2012 – Ingolstadt – eventhalle Westpark
Das Interview führte Stephanie Brockhaus mit Daniel Gardenier (Gardenier) im Februar 2012
Fotos: Gardenier Promo