Bevor HENKE jedoch die Bühne betreten und die Menge verzaubern sollten, ging es erst einmal mit dem Supportact Der Rest los. Der Rest wurde von HENKE und der Szene- Zeitschrift Zillo gemeinsam ausgewählt und somit bekamen die Jungs die Chance, sich einem treuen, offenen Publikum vorzustellen. Im Gegensatz zu Capote, der HENKE in der ersten Jahreshälfte auf den Konzerten als Support begleitet hatte, kamen Der Rest wesentlich rockiger daher. Auch wenn mir selbst beim ersten Reinhören auf myspace die Musik von Der Rest nicht sofort zusagte, kam das Ganze live jedoch echt gut rüber. Und obwohl sich die Lautstärke teilweise hart an der Schmerzgrenze befand, sorgten die begabten Herren doch für eine ordentliche Stimmung und spielten sich unter anderem mit „Café Elend“ oder „Situation Endstation“ den verdienten Applaus ein.
Nach einer kurzen Pause ging es dann endlich mit dem los, auf das sich alle schon seit Wochen gefreut hatten. Die Bühne hüllte sich in blaues, grelles Licht und bei viel Nebel ertönte das atmosphärisches Intro, das direkt in das bewegende „Wer Mich Liebt“ überleitete. Dann plötzlich trat Oswald aus dem Dunkeln auf die Bühne und legte sofort ordentlich los, so dass der Blick gar nichts anderes mehr machen konnte, als gebannt auf ihn gerichtet zu sein. Nach diesem tollen Start meldete er sich zu Wort und begrüßte die Fans zu diesem besonderen Abend. Besonders war dieser Abend tatsächlich, denn es war nicht nur schon das zweite Konzert in Dresden in diesem Jahr, sondern es sollte auch Hannas letzter Abend mit der Band werden, da sie sich der Schauspielerei zuwenden wird. Nach diesem Schock kam jedoch die Erleichterung, denn für patenten Nachwuchs sei schon gesorgt. So weit, so gut – man durfte also im Laufe des Abends gespannt sein, wer Hannas Platz in der Band einnehmen würde. Neben weiteren Krachersongs vom aktuellen HENKE- Album wie „Findenzoo“, „Ich protestiere“ oder „Manisch Aggressiv“, bei dem die jubelnde Fanmenge wirklich am Ausflippen war, warteten auch noch einige Überraschungen auf uns. Wie auch bei den Konzerten im Frühjahr inszenierte Oswald auch einige Goethes Erben- und Artwork- Stücke. Vor allem „Stadt Der Träume“ hat mich diesmal wirklich so gepackt, denn nicht nur aus Oswald, sondern auch aus Hannas Gestik und Mimik sprach alles, was diesen Song ausmacht. Wirklich beeindruckend! Da Hanna bald eigene Wege gehen wollte, war auch klar, dass wir das David Bowie Cover „Helden“ an jenem Abend zum vorerst letzten Mal hören sollten und so stellte auch dieser Moment nochmal etwas ganz Besonderes dar.
Gepackt wurde ich auch bei der „Kopfstimme“, die Oswald, auf seinem Mini- Podest kniend, so eindrucksvoll darbot, dass einem fast der Atem wegblieb. Mal schaute er verwirrt durch die Gegend, dann packte ihn wieder die Bestimmung und am Ende war er nahe dem Wahnsinn und fand sich Papier essend und Haare raufend wieder. Das war Musiktheater vom Feinsten! So etwas gibt es auch kein zweites Mal! Als Überraschungsgast bat Oswald Henke Susanne Reinhardt auf die Bühne und so wurden die alten Goethes- Erben- Zeiten nochmal fühlbar und vor allem hörbar wiederbelebt. Gekonnt brachte Susanne Reinhardt ihre Violine bei Klassikern wie „Das Schwarze Wesen“ und „Die Form“ ein, bei welchem die Halle durch das Publikum und die Band in brennende Kerzen getaucht wurde, so dass eine einnehmende Atmosphäre entstand. Natürlich durfte zu einem gelungenen Auftritt auch ein Besuch im „Zimmer 34“ nicht ausbleiben, das – auf der Bühne hergerichtet- zunächst mit Neonröhren bestrahlt und später von einem wahnsinnigen Oswald fast auseinander genommen und weggeputzt wurde.
Von der „alten“ Zeit wurde dann aber schnell zur Gegenwart und Zukunft gewechselt, denn es wurden nicht nur neue Songs vorgestellt, sondern auch DER Neue – ja, Hanna wird durch den gutaussehenden Tobias am Keyboard ersetzt und wie sich bei dem neuen Song „Herz“ sofort herausstellte, machte er seine Sache auch wirklich gut. Mit „Maskenball Der Nackten“ wurde Kritik an unserer Gesellschaft und ihrer Lebensweise geäußert und ich muss sagen, dass mich die neuen Songs wirklich genauso umhauen wie die von der aktuellen Platte „Seelenfütterung“. Bei „Vergessen“ hatte sich die Band gemeinsam mit 3 weiblichen Fans etwas ganz Besonderes ausgedacht, denn bei diesem starken Song wurden zahlreiche selbstgebastelte Papierflieger in der Halle steigen gelassen, was einen unheimlich tollen Effekt mit sich brachte. Beendet wurde das umfangreiche Set schlussendlich mit „Herbstkinder“, bei dem die Band gemeinsam gefühlvoll ins Mikrofon summte.
Ein schöner Abschluss eines tollen Konzertes!
Setlist:
01. Wer Mich Liebt
02. Ohne Titel
03. Das
04. Die Brut
05. Stadt Der Träume
06. Findenzoo
07. Märchenprinzen
08. Liebling Der Götter
09. Ich Protestiere
10. Manisch Aggressiv
11. Vom A Zum F
12. Zimmer 34
13. Kopfstimme
14. An Jedem Haar
15. Helden
16. Die Form
17. Das Schwarze Wesen
18. Nichts Bleibt Wie Es War
19. Himmelgrau
20. Weil Ich Es Kann
21. Eissturm
22. Mensch Sein
23. Herz
24. Maskenball Der Nackten
25. Vergessen
26. Es Ist Nacht
27. Iphigenie
28. Sitz Der Gnade
29. Herbstkinder
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