Im Vorprogramm geben sich mit Cherri Bomb vier sexy gekleidete Damen die Ehre, die mit ihren verschiedenen Typen fast wie gecastet wirken. Damen ist hier aber etwas weit hergeholt, denn das Durchschnittsalter der vier beträgt süße 14 (!) Jahre. Die Band ist prominent aufgestellt, denn schließlich ist Samantha Maloney (Hole, Motley Crue, Eagles Of Death Metal, Peaches) ihre Managerin und hat die vier auch schon ins Vorprogramm der Smashing Pumpkins gebracht und sie treten in diesem Sommer bei nahezu allen Topfestivals Europas auf.
Sich präsentieren können sie jedenfalls und unterlegen ihren dreckigen Rock mit allerlei Rockposen aus 30 Jahren Rockhistorie. Musikalisch passt das auch weitestgehend, aber beim Gesang kann sicher noch zugelegt werden, denn der klingt vielfach überanstrengt und oft gerät er auch auf die schiefe Bahn. Aber vielleicht muss man das auch etwas relativieren, denn in diesem Alter in einer ausverkauften Lanxess Arena zu spielen ist sicher alles andere als Routine. „Angeheizt“ haben sie das Publikum in Köln jedenfalls, doch nun fiebern natürlich alle dem Headliner entgegen.
Zu Beginn des Auftritts fliegen raumkapselähnliche Objekte auf die Bühne und als diese sich erheben, kommt auch Foo Fighters Frontmann Dave Grohl zum Vorschein und es geht mit „Bridge Burning“ vom neuen Album „Wasting Light“ gleich richtig los. Die Kapseln nehmen derweil ihre Plätze oberhalb der Bühne ein und dienen für den Rest der Show als kleine Monitore. Viel mehr benötigt die Show der Kämpfer auch nicht, denn ihre Ausstrahlung, die Songs und die durchweg schick gestaltete Lichtshow sind vollkommen ausreichend um für einen tollen Abend zu sorgen. Spätestens mit „My Hero” und “Learn to Fly” ist auch der letzte Zuschauer nicht mehr zu halten. Bei „Arlandria“ klatschen alle Fans mit und zu „Breakout“ wird ein Chor aus knapp 15.000 begeisterten Zuschauern aufgeboten. Dave Grohl steht natürlich im Mittelpunkt des Geschehens, versäumt es aber auch nicht, seine Mitstreiter vorzustellen, diesen die Möglichkeit zu kleinen Soli zu geben und sich dabei etwas über seinen Bassisten Nate Mendel lustig zu machen („who really wants to hear a bass-solo?“) – ein alter Musikergag. Dave selbst nutzt den ihm gebotenen Platz perfekt aus, rennt nicht nur über die Bühne, sondern auch über den unendlich erscheinenden Steg, der ihm Platz bis weit über die Mitte des Innenraums hinaus bietet. „Ruhepausen“ nutzt er um sich auf das Drumset zu stellen und dort mit Taylor Hawkins einfach weiter zu rocken. Letzterer singt übrigens den von ihm geschriebenen Song „Cold Day In The Sun“ gemeinsam mit Dave live, was ihn noch extra hervorhebt. Immer wieder reckt Dave seine Faust gen Himmel (oder besser gen Hallendach) und peitscht sein Publikum weiter nach vorne.
Aber auch für schöpferische Pausen ist während der Songs natürlich gesorgt, in denen die Musiker lustig vor sich hin jammen können, Kraft getankt und dann der Endspurt des jeweiligen Songs eingeläutet wird. Die Musiker liefern eine beeindruckende Leistung ab und Dave Grohl erklärt, dass er sehr stolz sei, in Zeiten des technologischen Fortschritts seit 16 Jahren mit fünf echten Musikern und „echten Instrumenten“ zu arbeiten und gemeinsam mit ihnen auf der Bühne zu stehen, anstelle Computer aufbauen zu müssen. Er checke natürlich jeden Tag seine E-Mails, aber darum müsse er ja noch lange nicht mit einem Computer Rock’n‘Roll machen. Es folgt mit Monkey Wrench“ einer der auffälligsten Songs des Abends, denn mittendrin stoppt die Musik, weil nun muss Dave schreien und das macht er am besten im Dunklen. Das Licht erlischt und die Spannung steigt in den nächsten Sekunden merklich an. Erst sind die Fans ganz leise, dann brausen immer mehr Anfeuerungen auf bis Dave den Song buchstäblich zurück ins Leben schreit.
Nach „Best Of You“ und „All My Life“ legen die Foo Fighters eine kurze Pause ein, aber natürlich kommen sie zurück, denn die Fans haben noch lange nicht genug von dieser Show. Aber zunächst ist es Dave Grohl allein, der die Bühne betritt und solo „Wheels“ und „Times Like These“ spielt. Nachdem seine Musiker wieder zu ihm gestoßen sind, folgt das Mose Allison Cover „Young Man Blues“, bevor natürlich das lang erwartete „Everlong“ das Set nach fast 140 Minuten beschließt.
Viele waren heute gekommen um die Foo Fighters zu sehen und sie haben bekommen was sie wollten: Eine perfekte Rockshow, die trotz einer Länge von weit über zwei Stunden niemals langweilig wurde und beeindruckend unter Beweis stellt, warum die Foo Fighters so erfolgreich sind.
Setlist:
01. Bridge Burning
02. Rope
03. The Pretender
04. My Hero
05. Learn to Fly
06. White Limo
07. Arlandria
08. Breakout
09. Cold Day in the Sun
10. Long Road to Ruin
11. Stacked Actors
12. Walk
13. Generator
14. Monkey Wrench
15. Let It Die
16. These Days
17. Skin and Bones
18. Best of You
19. All My Life
20. Wheels (Z)
21. Times Like These (Z)
22. Young Man Blues (Mose Allison cover) (Z)
23. Everlong (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind dort durch Anklicken der gelben Sprechblase oben rechts möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.
Autor & Fotos: Michael Gamon