Auch wenn sich Fliehende Stürme offiziell „erst“ Mitte der Achtziger Jahre formierte, beginnt die Geschichte eigentlich schon etwas früher, gingen Frontmann Andreas Löhr und sein Mitte der Neunziger Jahre leider verstorbener Bruder Thomas doch aus der einflussreichen deutschen Hardcore-Punkband Chaos Z hervor. Das Brüderpaar setzte den mit Chaos Z eingeschlagenen Weg weiter fort, vermischte die harten Sounds aber nun geschickt mit Elementen des Wave und synthetische Klänge fanden von nun an ebenfalls Verwendung. Ihren Kultstatus wussten die beiden auch mit dem neuen Material zu konservieren und nach dem Tod des Bruders machte Andreas mit den Fliehenden Stürmen alleine im Studio weiter. Live wurde er zunächst von Gastmusikern unterstützt, seit neuestem präsentieren sich Fliehende Stürme mit Urgestein Andras Löhr, dem Bassisten Uwe Hubatschek und Jens Halbauer am Schlagzeug aber wieder als vollwertige Band.
Dieser Tage ist mit „Warten Auf Raketen“ das neueste Werk der Stürme erschienen und das Warten hat sich gelohnt, auch wenn hier nicht direkt Feuerwerkskörper abgefeuert werden. Wie eh und je denkt man bei Songs der Fliehenden Stürme unweigerlich an Protest und Aufruhr und man hat stets das Gefühl, dass hier jemand wirklich etwas zu sagen hat. Natürlich wird aber nicht nur gnadenlos das System angeprangert, sondern auch Alltagssituationen behandelt und die sonore Stimme von Andreas Löhr weiß trotz einer gewissen Monotonie all diese Gefühle eindringlich umzusetzen. Im Hintergrund wabbern dazu Andreas‘ Gitarrenriffs, während Schlagzeug und Bass die Sounds druckvoll weiter vorantreiben. Und man schafft es auf „Warten Auf Raketen“ sogar, den Sound zwar technisch aufzubohren, sich aber trotzdem diesen gewissen Garagenbandcharme zu bewahren und so die musikalischen Wurzeln zu keiner Zeit zu verleugnen.
„Warten Auf Raketen“ ist ein modernes Wavepunk-Album mit Achtziger Charme geworden und hievt den Sound des Trios in eine neue Dekade. Songs wie „Sterne“, „Führerlos“, „Horizont“, „Stahl“ oder „Schatten“ sind allesamt Anspieltipps eines geschlossen starken Albums das beweist, dass die Fliehenden Stürme noch lange nicht zum alten Eisen gehören und Andreas Löhr noch immer weiß, wie man starke Songs schmiedet.
Tracklist:
01. Sterne
02. Führerlos
03. Teilzeit
04. Horizont
05. Stahl
06. Schatten
07. Werk III
08. Netze
09. Tiefe
10. Still
Autor: Michael Gamon
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