In den letzten Wochen überkam mich aber wieder eine unbändige Lust auf ihre Musik, vor allem die aktuelle Single „Heart in your heartbeat“ hat es mir extrem angetan – welch ein riesiger Hit!
Lange Rede, kurzer Sinn: ich musste natürlich hin!
Die Voraussetzungen für ein Neuverlieben waren denkbar schlecht. Ich mag das MTC nicht, bei meinem letzten Konzert dort stank es unerträglich nach Bahnhofstoilette oder -unterführung, und der Boden klebte dazu passend. Wenn es voll ist, sieht man ab Reihe zwei nichts mehr, egal wie groß man ist. Es gibt wirklich angenehmere Clubs in Köln. Und es wurde voll, das zeigte sich, als die Band um kurz vor halb zehn vom Essen zurückkam und durch den Saal ins Backstage-Kämmerchen ging. Da ahnte ich noch nicht, dass unter den ersten 13 Stücken neun neue sein würden, fast alle vom im März erscheinenden zweiten Album. Auch keine guten Voraussetzungen eigentlich.
Aber es kam natürlich alles anders, warum würde ich das sonst auch erwähnen. Es stank nicht nach Kloake und es klebte nicht. Am wichtigsten war allerdings, dass die neuen Songs fast ausnahmslos große Hits sind, selbst die B-Seite einer der neuen Singles überzeugte mich. Es gibt nichts auszusetzen, so sehr ich auch suche; das Konzert war hervorragend, und ich werde demnächst nicht mehr rumzicken und TPOBPAH sehen, wenn sie nach Köln kommen. Was bald wieder sein wird, da bin ich sehr sicher.
Erstaunlich war das Konzept schon, und bei unsympathischen Bands hätte ich die Herangehensweise als hochgradig arrogant empfunden, das Konzert zumindest vor den Zugaben fast ausschließlich mit neuen, unbekannten Liedern zu bestreiten. Aber da keinerlei Qualitätsunterschied zwischen den alten und den kommenden Ohrwürmern festzustellen war, genoss ich vielmehr, dass ein Pains… Konzert plötzlich doppelt so lang ist wie vor zwei Jahren. Es ist auch müßig, einzelne der neuen Titel herauszuheben, weil sie wirklich alle fabelhaft waren, nur Girl „of 1.000 dreams“ fiel ein wenig ab, es ist eher ein Lückenfüller. Da anschließend aber beginnend mit „Heart in your heartbreak“ nur noch Hits folgten, ist dies gut und gerne verzeihbar.
Warum mich das heutige Konzert im Vergleich zum Festivalauftritt im Sommer so begeistert hat, verstand ich auch sehr schnell, es war die unterschiedliche Lautstärke. Die Pains Of Being Pure At Heart sind keine Band, die leise und akustisch spielen sollte, das macht wirklich bei dieser Art Musik keinerlei Sinn. Daher war es wundervoll, auch wenn mir meine Ohren etwas anderes erzählen, dass der Soundmann hemmungslos aufgedreht und damit den fabelhaften Melodien freie Hand gelassen hat. Die Musik der Amerikaner lebt davon, nicht seziert zu werden, ob schiefe Töne dazwischen sind. Laute Gitarren und dazwischen leiser, lieblicher Gesang, das klingt toll, und genauso wünsche ich mir ihre Konzerte. Die Thermals werden auch nie unplugged im Konzerthaus Dortmund spielen und sind besser, je lauter sie sein dürfen.
Weil auch nach drei Zugaben („A teenager in love“, „Everything with you“ und „The pains of being pure at heart“ – also drei riesigen Hits) keiner genug hatte (insbesondere nicht die Hüpfer in der ersten Reihe), kam Sänger Kip noch einmal alleine auf die Bühne und stimmte „Contender“ an. Das war sicher sehr schön, ging aber fast schon zu sehr in die unplugged Richtung (obwohl die Gitarre eingestöpselt war). Mir war lieber, dass auch die restliche Band danach zurückkam und noch einmal Krach machte.
Dass die Pains Of Being Pure At Heart in ihrem jungen Alter schon viele Nachahmer-Bands erschaffen hat, spricht für sie. Heute haben sie bewiesen, dass sie zu Recht stilprägend für viele andere sind. Dass Keyboarderin Peggy ein T-Shirt der hervorragenden Beach Fossils trug, war in diesem Zusammenhang sympathisch und souverän.
Setlist:
01. Belong (neu)
02. I Wanna Go All The Way (neu)
03. This Love Is Fucking Right
04. The Body (neu)
05. Heaven’s Gonna Happen Now (neu)
06. My Terrible Friend (neu)
07. Stay Alive
08. Girl Of 1.000 Dreams (neu)
09. Heart In Your Heartbreak (neu)
10. Come Saturday
11. Young Adult Friction
12. Too Tough (neu)
13. Strange (neu)
14. A Teenager In Love (Z)
15. Everything With You (Z)
16. The Pains Of Being Pure At Heart (Z)
17. Contender (Kip solo) (ZZ)
18. Say No To Love (ZZ)
Autor & Fotos: Christoph Menningen (konzerttagebuch.de)