Peter Murphy, den Frontman der legendären Bauhaus vorzustellen, ist eigentlich nicht nötig und selbst diejenigen, die der Meinung sind, von Peter noch nicht gehört zu haben, werden zumeist bei den ersten Takten von "Cuts You Up" begeistert sagen "Ach der ist das". Viereinhalb Monate nach seiner umjubelten Show beim Wave-Gothic-Treffen 2009 in Leipzig war eben jener Peter Murphy nun zum ersten Mal seit vielen Jahren, wieder für Solo-Gastspiele in Deutschland und wir ließen uns den Auftritt in der Kölner Kantine nicht nehmen! Unter dem Tour-Titel ?Secret Cover? servierte der Sänger zusammen mit einem Quartett neben bekannten Songs aus seiner Künstler-Historie auch bereits Lieder des geplanten neuen Albums, welches Neuinterpretationen von Songs großer Musiker wie John Lennon oder David Bowie enthalten wird.
Zu unserer Überraschung war die Kantine nicht ausverkauft und so hatten sich vielleicht 300 Fans versammelt, um zunächst einmal der britischen Sängerin Lettie zu lauschen. Lettie machte einen sehr schrägen Eindruck, wusste aber durchaus zu gefallen. Bewaffnet mit einer Loopstation, einem Keyboard und einer Gitarre erinnerte Lettie mich entfernt an Amanda Palmer von den Dresden Dolls und ihre Songs waren durchaus einnehmend, eine wirklich gute Einstimmung auf das, was noch kommen sollte. Knapp eine halbe Stunde dauerte ihr Set, dann wurde für den Hauptact umgebaut.
Begleitet wird Peter Murphy auf der aktuellen Tour von Jeff Shartoff (Bass), Gitarrist Mark Gemini Thwaite (Ex-The Mission, -Tricky), Schlagzeuger Nick Lucero (Ex-Queens Of The Stone Age) und einem weiteren Gitarristen. Mark konnte während des Auftritts auch zudem mehrfach seine guten backing Vocals unter Beweis stellen. Trotzdem hinterließ die erste Stunde des Auftritts einen zweischneidigen Eindruck bei uns, denn Peters Stimme war über jeden Zweifel erhaben und auch die musikalische Umsetzung der Songs war ordentlich, aber irgendwie wollte der Funke noch nicht so recht überspringen. Man präsentierte sowohl gut klingende neue Songs, als auch einige Coverversionen wie ein Stück von Roxy Music ("Every Dream Home A Heartache"?), aber irgendetwas fehlte und so war die Publikumsresonanz auf das Set bis dahin sehr gering, was Peter sogar zwischenzeitlich dazu veranlasste, spontan in die Setlist einzugreifen und Songs zu überspringen. Doch auch so war bis dahin bereits alles dabei, von Accoustik-Balladen bis hin zu düster-bedrohlichen Gitarrenwavesongs.
Nach der ersten Stunde kam das von einigen Fans gewünschte "Instant Karma" (John Lennon Cover), natürlich dunkler und auch etwas rockiger als das Original. Danach mit "Deep Ocean Vast Sea" einer der Soloklassiker aus Murphy’s Karriere. Nun kam auch endlich mehr Bewegung ins Publikum. Trotzdem verließ die Band nach knapp 75 Minuten die Bühne und ließ sich schon einige Zeit bevor es weiterging, vielleicht diskutierte man wirklich, ob ein Weitermachen hier Sinn machen würde. Zum Glück machten sie aber weiter … und wie!
"A Strange Kind Of Love" schallte es aus den Boxen und in dieses eh schon großartige Accousticstück mixten sie zur Begeisterung der Zuschauer noch den alten Bauhaus Klassiker "Bela Lugosi’s Dead", grosartig! Nun war auch das Publikum endlich komplett erwacht und feierte das nachfolgende "She’s In Parties" ausgelassen und endlich war es das erwartete Highlight-Konzert, zumal Peter den Song sogar live mit Harmonika garnierte! Es folgte der Solo-Überhammer "Cuts You Up" im Anschluss, zu dem getanzt wurde und viele Kehlen auch endlich mitsangen. Die heutigen Zugaben waren wohl mit das Beste, was man in einem Konzert überhaupt zu hören bekommen kann! Den Abschluss des ersten Zugabenblocks bildete eine energiegeladene Coverversion von Joy Division’s "Transmission".
Die Band hatte zwar wieder die Bühne verlassen, doch nun hatte das Publikum Blut geleckt und wollte mehr. Der Applaus ließ auch Minuten nachdem die fünf die Bühne das zweite Mal verlassen hatte nicht nach und so kamen sie knapp 5 Minuten später noch einmal zurück und unterhielten mit dem schon aus Bauhaus-Zeiten bekannten David Bowie Cover "Ziggy Stardust", bevor "All Night Long" den Konzertabend gebührend und endgültig beendete. Sympathische Anekdote am Rande: Zuvor hatte ich Peter Murphy eher als distanzierten Musiker eingeschätzt, umso mehr überrascht war ich, dass er die Hände der Fans mehrfach schüttelte und sogar kurz einem kleinen Jungen zulächelte und mit diesem mit Handbewegungen shakerte, bevor der Junge sich verschämt abwendete.
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