Der BPM-Club liegt am Rande der Stadt Zwickau in einem stillgelegtem Industriegebiet. Er bietet somit die ideale Atmosphäre für ein solches Event. Auf einem etwas holprigem Weg ging es zum Parkplatz, der mit alten Autoreifen abgegrenzt war. Da insgesamt 7 Bands auf dem Programm standen, war der Einlass bereits um 18:00 Uhr. Um diese Zeit standen schon einige Fans vor dem Club. Auf dem Weg zum Konzertsaal gab es mehrere Merchandise-Stände. Ich habe mir gleich die auf 397 Stück limitierte Single von Absolute Body Control gekauft, auf der sich Coverversionen legendärer Songs von New Order und The Normal befinden.
Kurz vor 19:00 Uhr betrat auch schon die erste Band “Pinsel liest!” die Bühne. Die deutsche Band bezeichnet ihren Musikstil als Electronic Body Reading. Sie vereinigt tanzbare elektronische Musik mit Sprechgesang. Sänger Michael A. hatte somit ein Buch bei sich, von dem er die vorwiegend deutschen Texte vortrug. Highlight war das in schwedisch vorgetragene “Helan Gar” – nicht zuletzt auch, da Schweden auch in dieser Musikrichtung Vorreiter waren und sind. Mit Schweden ging es nach kurzer Umbauphase weiter. Die aus Örebro stammende Band “Astma” hat sich dem Old School EBM verschrieben. Tanzbare Tracks mit verzerrter Stimme dominierten ihre Show.
Bis jetzt war das Publikum noch relativ ruhig und lauschte den Klängen dezent aus einiger Entfernung. Dies sollte sich jedoch bei der nächsten Band ändern. Die aus Kungsör – ebenfalls Schweden – stammende Band “Container 90” heizte nun ordentlich ein. Ebenfalls “klassische” elektronische Klänge und schweißtreibender Rhythmus brachten das Publikum zum Kochen. Container 90 haben bereits eine große Fangemeinde in Deutschland. Viele Fans haben mitgesungen. Einige versuchten sogar die Bühne zu stürmen. Gut 30 Minuten dauerte ihre Show, jetzt war das Publikum aufgewärmt.
Die aus Ungarn stammende Band “Escalator”, die gegen 20:40 Uhr die Bühne betrat, schlug musikalisch eine leicht andere Richtung ein. Die bereits seit 20 Jahren bestehende Band um Sänger 2rt+TB wurde zunächst von Kraftwerk inspiriert. Ebenfalls sehr rhythmisch, aber mit melodischen und experimentellen Synthesizerklängen waren sie wieder Adrenalin für das Publikum.
Die nächste Band wurde mit Stolz angekündigt: “Birmingham 6” aus Dänemark. Bekanntestes Album der Band war das 1997 erschienene Werk “Error of Judgement”, auf dem Jean-Luc de Meyer (Front 242) als Gastsänger auftrat. Die Show von Birmingham 6 ist die erste seit 5 Jahren und wird wohl auch in Zukunft etwas Exklusives bleiben. Neben Hits wie “You Cannot Walk Here”, The Deadliest Beat” und “The Kill” spielten sie auch eine Coverversion des KMFDM-Songs “Godlike”.
Gegen 22:45 Uhr ging es mit der deutschen Band “Tyske Ludder” weiter, die nach 10 Jahren Abstinenz vor 2 Jahren das Album “Sojus” herausbrachte. Tyske Ludder gaben seither wieder viele Konzerte. Dieses Jahr erschien das Mini-Album “Scientific Technology”, dessen Lieder jedoch hauptsächlich außerhalb Deutschlands live präsentiert wurden. Die Norddeutschen sind bekannt für provokative Texte und politische Botschaften. Die Videoshow im Hintergrund unterstützte dies noch deutlich. Sowohl auf der Bühne als auch im Publikum gab es jetzt keinen Stillstand mehr. Songs wie “Canossa” oder “Khaled Aker” begeisterten die immer aufgebrachtere Menge. Jetzt wurde es richtig eng auf der Tanzfläche. Nach nahezu 1 Stunde beendeten Tyske Ludder ihren letzten Gig für dieses Jahr, so dass das Publikum nun dringend eine Abkühlung brauchte.
Auch Belgien gilt als eine Wiege der elektronischen Musik. Das Minimal-Electro-Projekt “Absolute Body Control” wurde bereits 1981 gegründet. Eigentlich schon seit Jahren aufgelöst, traten Dirk Ivens and Eric Van Wonterghem letztes Jahr auf dem Wave Gotik Treffen in Leipzig auf. Dieses Jahr erschien das Album “Wind[Re]Wind” mit neu aufgenommenen Songs.
Gegen 0:00 Uhr war es dann soweit. Nebelschwaden überfluteten die Bühne. Im spärlichem Licht kaum zu erkennen, trat Mastermind Dirk Ivens hervor. Die sehr melodischen Tracks wie “Give Me Your Hands”, “Is There An Exit” und die Coverversion des legendären “Warm Leatherette” waren eine willkommene Abwechslung. Auch hier gab es keinen Stillstand, wenngleich die Songs viel mehr Ruhe ausstrahlten. Mit knapp über 1 Stunde lieferte Absolute Body Control eine fantastische Show mit vielen Ohrwürmern ab und war damit auch ein gelungener Höhepunkt des 12. Elektrisch Festivals.
Absolute Body Control werden am 25.12. noch einmal auf dem Dark Storm Festival in Chemnitz und am 26.12. auf dem Christmas Ball in Hannover spielen.
Wer immer noch nicht genug hatte, konnte noch auf der anschließenden Aftershow Party mit DJ Banane (Feindflug) abtanzen.
Absolute Body Control:
Tyske Ludder:
Birmingham 6:
Escalator:
Container 90:
Astma:
Pinsel Liest:
Autor & Fotos: Thomas Bunge