Website-Icon Monkeypress.de

HEILUNG/EIVØR – Oberhausen, Turbinenhalle (19.03.2025)

HEILUNG/EIVØR – Oberhausen, Turbinenhalle (19.03.2025)

Heilung © Sandro Griesbach

Am Abend des 19. März 2025 verwandelte sich die Turbinenhalle in Oberhausen in einen Ort voller Mystik und musikalischer Intensität. Die nordische Folk-Band Heilung lud im Rahmen ihrer “Albion, Eiru Ok Erop Ferdhast”-Tour zu einem besonderen Konzert ein, das nicht nur ein musikalisches Erlebnis, sondern ein regelrechtes Ritual versprach. Als Vorband trat die färöische Sängerin Eivør auf, deren sphärische Klänge das Publikum auf die bevorstehende Reise einstimmten.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:
/wp-content/TTS/190413.mp3?_=1

Eivør Pálsdóttir, eine Stimme aus dem Norden, geboren im Sommer 1983 in Syðrugøta auf den Färöer-Inseln, eine der produktivsten und einzigartigsten nordischen Künstlerinnen ihrer Generation. Bereits im Alter von 13 Jahren hatte sie ihren ersten Fernsehauftritt und begann ihre musikalische Reise, die sie durch verschiedene Genres wie Folk, Jazz, Klassik und elektronische Musik führte. Mit elf Studioalben hat sie sich einen festen Platz in der nordischen Musikszene erarbeitet und wurde 2021 mit dem renommierten Nordic Council Music Prize ausgezeichnet. Auch hierzulande konnte man sie bereits bestaunen, so zum Beispiel auf dem letztjährigen NCN Festival.

Eivør verzaubert die Turbinenhalle mit stimmgewaltiger Performance

Etwas verspätet, aber nicht weniger eindrucksvoll, betrat Eivør um kurz vor acht die Bühne der gefühlt ausverkauften Turbinenhalle, ihr langes, blondes Haar fiel kontrastreich über einen schwarzen Umhang. Begleitet von ihrer Band fesselte sie sofort mit ihrer sanften und zugleich kraftvollen Stimme das Publikum und erfüllte den Raum mit einer Atmosphäre, die gleichermaßen beruhigend wie packend war. Die Setlist begann mit „Jarðartrá“, einem kraftvollen Stück aus ihrem aktuellen Album „ENN“. Mit ihrer tiefgründigen Stimme und der berührenden Melodie zog Eivør das Publikum sofort in ihren Bann. Es folgte „Hugsi bert um teg“, ein weiteres Lied aus diesem, ihrem letzten Album, dessen Titel „Denke nur an dich“ bedeutet. In diesem Song zeigte Eivør eine emotionale Tiefe, die in ihrer authentischen Darbietung zum Leben erweckte und das Publikum sichtlich berührte.

Mit dem Stück „Salt“ nahm Eivør die Zuhörer mit auf eine Reise in die Klangwelten ihres Albums „Slør“ von 2015. Die Mischung aus elektronischen Beats und traditionellen Klängen sorgte für eine packende Atmosphäre, die das Publikum mitriss. „Í Tokuni“, ein weiteres Highlight des Albums, präsentierte Eivør mit einer Intensität, die die Dunkelheit des Songs förmlich greifbar machte. Ein besonders magischer Moment des Abends war das nächste Stück „Hymn 49“, ein Song, das Eivør in Zusammenarbeit mit John Lunn und Danny Saul für die Serie The Last Kingdom aufgenommen hatte. Die sphärischen Klänge, gepaart mit Eivørs einzigartiger Stimme, schufen eine fast mystische Atmosphäre, die die Zuhörer in den Bann zog. Mit „Trøllabundin“ kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück.

Das traditionelle färöische Lied, dessen Titel „Verzaubert“ bedeutet, wurde von Eivør mit viel Leidenschaft und Hingabe vorgetragen, so dass jeder im Saal spüren konnte, wie stark ihre Verbindung zu ihrer Heimat ist. Das Titelstück „Enn“ zeigte eindrucksvoll, wie Eivør traditionelle Elemente mit modernen Klängen vereint. Die melancholische Melodie und ihr ergreifender Gesang hinterließen einen bleibenden Eindruck. Zum Abschluss präsentierte sie „Upp Úr Øskuni“ – „Auferstanden aus der Asche“ – ein kraftvolles Lied, das starke Frauen feiert. Mit einer Intensität, die das Publikum berührte, ließ sie diesen außergewöhnlichen Abend ausklingen. Mit einer Verbeugung vor der begeisterten Crowd hinterließen Eivør und ihre Band ein Publikum, das von ihrer Darbietung bewegt und beseelt zurückblieb.

Im Herbst startet Eivør ihre große Headliner-Tour. Dann wird die Musikerin gemeinsam mit dem isländischen Künstler Ásgeir und ihrer jüngeren Schwester auf große “Enn Tour” gehen.

Setlist EIVØR – Oberhausen, Turbinenhalle (19.03.2025):

01. Jarðartrá
02. Hugsi bert um teg
03. Salt
04. Í Tokuni
05. Hymn 49
06. Trøllabundin
07. Enn
08. Upp Úr Øskuni

Weblinks EIVØR

Homepage: eivor.com
Facebook: eivormusic
Instagram: eivormusic

Heilung: Ein Ritual der archaischen Klänge in Oberhausen

Heilung, gegründet 2014 in Kopenhagen von dem deutschen Tätowierer Kai Uwe Faust und dem dänischen Produzenten Christopher Juul, wurde später durch die norwegische Sängerin Maria Franz ergänzt, die zuvor mit Juul in der Band Euzen zusammenarbeitete. Ihre Musik verbindet Texte und Runeninschriften aus der Eisen- und Wikingerzeit und lädt diese mit spirituellen Klängen auf, die weit über eine bloße musikalische Darbietung hinausgehen.

Die Turbinenhalle in Oberhausen verdunkelte sich, dichter Rauch stieg auf, und eine erhabene Stille legte sich über das erwartungsvolle Publikum. Es ist 21:00 Uhr, als die ersten Klänge der „Opening Ceremony” ertönten. Vogelgezwitscher hallte durch den Saal, und Kai Uwe Faust schritt über die Bühne, während er mit Palo Santo, Salbei und Beifuß eine schamanische Rauchreinigung vollzog. Die Worte, die er dabei sprach „Remember, that we all are brothers – All people, beast, tree and stone and wind – We all descend from the one great being – That was always there – Before people lived and named it – Before the first seed sprouted“.“ durchzogen die Halle, zunächst von ihm allein rezitiert, dann von den anderen Bandmitgliedern aufgenommen und schließlich sogar von Teilen des Publikums mitgesprochen. Mit ihren traditionellen Gewändern, geschmückt mit Federn, Knochen und anderen natürlichen Materialien, formierten sich die Musiker in einem Kreis und eröffneten damit das Ritual.

Wolfsgeheul im Publikum sorgt für Gänsehautmoment 

Mit „In Maidjan” schlug die Atmosphäre in eine erste tranceartige Bewegung um. Rhythmische Trommelschläge und der eindringliche Kehlkopfgesang von Faust durchbrachen die Stille, zogen so das Publikum in ihren Bann. Die passende Lichtshow verstärkte die Wirkung dieses urtümlichen, archaischen Klangteppichs. „Norupo”, basierend auf dem ältesten bekannten Runengedicht, intensivierte diese Stimmung und bereitete den Boden für „Alfadhirhaiti”, ein kraftvolles und ritualhaftes Stück, das mit tiefen Trommelschlägen und eindringlichen Gesängen eine intensive Atmosphäre erschafte. Die hypnotischen Melodien von „Asja” und „Svanrand” ließen die Zuhörer dann in eine Art meditative Trance sinken. Besonders „Svanrand”, das mit einem besonderen Gänsehautmoment begann: Ein Wolfsgeheul aus den Reihen des Publikums schwoll an, breitete sich aus und verschmolz nahtlos mit den Klängen der Band – ein Moment von ergreifender Intensität, der die mystische Aura des Abends verstärkte. Mit seinem Wechselspiel aus Gesang und Percussion, trug der Song dann das Publikum tiefer in die archaische Welt Heilungs.

Mit „Urbani” und „Tenet” nahm das Ritual erneut an Intensität zu. Die Dynamik der Darbietung wechselte zwischen fast meditativen Klangflächen und eruptiven, rhythmusgetriebenen Höhepunkten. „Othan” steigerte diese Entwicklung weiter: Donnernde Trommelschläge und kraftvolle Chorgesänge trieben die Energie im Raum auf einen Höhepunkt zu. „Anoana” und „Nikkal” bewiesen die einzigartige Fähigkeit der Band, alte Melodien und Texte in ein modernes, atmosphärisch dichtes Klangbild zu kleiden, das nichts von seiner ursprünglichen Kraft verloren hat. „Elddansurin” setzte schließlich zu einem letzten ekstatischen Ritual an, bevor „Hamrer Hippyer” mit voller Kraft das Finale einleitete. Alle Musiker auf der Bühne tanzten, ließen sich von der wilden Energie mitreißen und teile der Gruppe das Publikum zusätzlich anheizten und mitreißende Crowd-Surfs initiierten – es war ein Moment, in dem Musik, Körper und Geist vollkommen miteinander verschmolzen.

Der Kreis schließt sich

Mit der „Closing Ceremony” wurde das Ritual dann beendet. Noch einmal sammelten sich die Musiker in einem Kreis, während Maria Franz zusammen mit Christopher Juul und Kai Uwe Faust einen letzten Dank an das Publikum richtete. Langsam verebbten die letzten Klänge, ehe eine Stille einkehrte – ein Moment der Einkehr und Reflexion, der jedoch schnell von tosendem Applaus durchbrochen wurde – ein unvergessliches Erlebnis! Die Turbinenhalle bot mit ihrem industriellen Charme die perfekte Kulisse für dieses Erlebnis. Doch Heilung erschufen mit ihrer Darbietung etwas, das weit über ein Konzert hinausging: eine Reise in vergangene Zeiten, eine spirituelle Erfahrung, ein Ritual, das die Grenzen zwischen Künstler und Publikum verschwimmen ließ. Das Wolfsgeheul im Publikum, das gemeinsame Murmeln alter Verse, die tanzenden Silhouetten im flackernden Licht – all das wird den Anwesenden noch lange im Gedächtnis bleiben. Heilung bezeichnen ihre Konzerte als Rituale – und nach diesem Abend in Oberhausen versteht man auch warum.

Der Abend in der Turbinenhalle, die eine perfekte Location für dieses Event bot, war mehr als nur ein Konzert – es war eine unvergessliche Reise in vergangene Zeiten, ein Eintauchen in alte Rituale und eine spirituelle Erfahrung, die die Grenzen zwischen Künstler und Publikum verschwimmen ließ. Die Verbindung zur nordischen Kultur und die authentischen Darbietungen von Heilung und Eivør machten diesen Abend zu einem intensiven und bleibenden Erlebnis für alle Anwesenden und mich im ganz Besonderen.

Das Feuer brennt  – noch ein letztes Mal

Seit 2015 weben Heilung klangliche Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ihr selbst gewähltes Genre „Amplified History“ spiegelt wider, was sie sind: Geschichtenerzähler, Bewahrer der alten Klänge und Chronisten der menschlichen Seele. Ihre Musik reicht von rasselnden Ritualglocken und menschlichen Knochen bis hin zu subtilen elektronischen Schichten, die aus der Zeit herausfließen.

Von Game of Thrones und The Northman bis hin zu epischen Videospielen wie Senua’s Saga: Hellblade II – Heilungs Musik hat längst die Grenzen der Konzertbühnen überschritten. Sie verkauften in nur 72 Stunden ihre erste Nordamerika-Tour aus und hinterließen eine hypnotisierte Masse im Red Rocks Amphitheatre, deren Stimmen noch lange nachhallten.

Nun aber neigt sich die Reise dem Ende zu. Noch einmal ruft die Trommel, noch einmal erklingt der Kriegszauber, noch einmal tanzt das Feuer. Wer Heilung auf dieser vorerst letzten Pilgerreise erleben will, sollte diesem Ruf folgen – bevor die Dunkelheit sich senkt. „Erinnert euch: Wir sind alle Brüder. Alle Menschen, Tiere, Bäume, Steine und der Wind – wir alle stammen von demselben großen Wesen ab.“

HEILUNG kündigen Pause auf unbestimmte Zeit an – letzte Tour 2025

Setlist HEILUNG – Oberhausen, Turbinenhalle (19.03.2025):

01. Opening Ceremony
02. In Maidjan
03. Norupo
04. Alfadhirhaiti
05. Asja
06. Svanrand
07. Urbani
08. Tenet
09. Othan
10. Anoana
11. Nikkal
12. Elddansurin
13. Hamrer Hippyer
14. Closing Ceremony

Weblinks Heilung:

Homepage: Heilung
Facebook: amplifiedhistory
Instagram: amplifiedhistory

Die mobile Version verlassen