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HEILUNG / ZEAL & ARDOR – Köln, Palladium (19.09.2024)

Fotos: HEILUNG

Heilung, © Angela Trabert

Am 19. September 2024 verwandelte sich das Kölner Palladium in einen besonderen Zufluchtsort, als Heilung und Zeal & Ardor auf ihrer gemeinsamen Tour für magische und intensive Momente sorgten. Wer auf den ersten Blick gewohnt konzipierte Konzert erwartete, wurde durchaus überrascht. Denn dieser Abend entpuppte sich als weitaus mehr – ein eindringliches Ritual und ein wahres Fest der Gegensätze. Die Kombination der beiden Bands versprach von Anfang an eine unvergleichliche Mischung aus meditativer Ruhe und eruptiver Energie.

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Schon zu Beginn wurde klar, dass uns ein besonderer Abend bevorstehen würde. Die Besucher sahen aus, als wären sie aus einer anderen Zeit entsprungen, trugen sie doch wärmende Felle, kunstvoll geflochtene Zöpfe und oder Dreadlocks, mit Blumen geschmückte Haarreifen und ihre Gesichter waren dazu teils kunstvoll bemalt. Beim Betreten der ausverkauften Halle war man also bereit, den Alltag hinter sich zu lassen. Und dann? Stille! Kein Rocksong vom Band, keine Playlist, die die Zeit überbrückte. Stattdessen ein Klangteppich aus Vogelgezwitscher und leise plätscherndem Wasser – wie ein Wald, in den man eintaucht. Schon das Warten auf den Beginn war anders als sonst, fast schon meditativ.

Zeal & Ardor: Ein Donnerstart

Pünktlich um 20:00 Uhr startete der Abend mit dem Special Guest Zeal & Ardor. Wer die Schweizer kennt, weiß, dass sie keine halben Sachen machen. Ihr neues Album Greif, das am 23. August erschien, bildete den roten Faden ihrer Performance – und es passte perfekt. Der Eröffnungssong The Bird, the Lion and the Wildkin glänzte mit einer majestätischen Melodie. Trommelrhythmen und die ergreifende Stimme von Sänger Manuel Gagneux schufen eine düstere, aber faszinierende Atmosphäre. Die Band, bekannt für ihren spannenden Mix aus Black Metal und Gospel heizte dem Publikum direkt mit ihrem zweiten Song mächtig ein. Ohne Vorwarnung schmetterten sie uns ihren Hit  Götterdämmerung entgegen – und dieser schlug ein wie eine Bombe!

Kein großes Tamtam, keine überflüssigen Reden – stattdessen ein einfaches „Prost!“ von Sänger Manuel Gagneux, und die Show lief weiter. Eine frische Attitüde, die das Publikum durchaus genoss. Das Faszinierende an Zeal & Ardor ist, dass sie trotz aller Intensität und Härte eine unglaubliche Vielfalt an Emotionen transportieren. Ihre neuen Songs waren gar mit bluesigen Rhythmen, elektronischen Klängen und beeindruckenden Rockelementen angereichert. Die Dynamik innerhalb der Band, machte das Set besonders spannend. Dabei war jeder Musiker auf der Bühne voll bei der Sache – während der eine wild headbangte, blieb der andere introvertiert und konzentriert. Auch visuell bot die Gruppe eine coole Mischung: Besonders die Bassistin strahlte mit ihrer lässigen Präsenz.

Eins war klar: Die Musik samt den Stimmen der drei Sänger stand hier klar im Vordergrund und das Publikum – teils eigens für Zeal & Ardor angereist – zeigte sich voller Respekt und ansteigender Begeisterung. Obwohl ihre Musik fordernd ist, gerade für Zuhörer, die es ruhiger mögen, zogen sie ihre Zuschauer in ihren Bann. Besonders im Gedächtnis blieb das Finale. Zeal & Ardor beschlossen ihr Set mit Clawing Out, dem wohl härtesten Song des Abends. Der mehrstimmige Refrain wuchs zu einer Art hypnotischen Mantra an, während Gagneux’ Stimme immer tiefer und bestimmter wurde. Es war packend, bedrohlich und hinterließ ein bleibendes Gefühl – so stark, dass man fast den Atem anhielt. Welch krönender Abschluss nach starken 45 Minuten!

Setlist ZEAL & ARDOR – Köln, Palladium:

01. The Bird, the Lion and the Wildkin
02. Götterdämmerung
03. Ship on Fire
04. Tuskegee
05. Blood in the River
06. Kilonova
07. To my Ilk
08. Death to the Holy
09. Sugarcoat
10. Devil Is Fine
11. I Caught You
12. Clawing Out

Weblinks ZEAL & ARDOR:

Homepage: ZEAL & ARDOR
Facebook: ZEAL & ARDOR
Instagram: ZEAL & ARDOR

Heilung: Ein intensives Erlebnis – zwischen Trance und Ekstase

Nach einer halbstündigen Umbaupause, in der erneut das beruhigende Vogelgezwitscher erklang, war es endlich Zeit für Heilung. Die Bühne verwandelte sich zwischenzeitlich in eine Kulisse, die wie aus einer vergangenen Zeit wirkte: Bäume, Geweihe, alte Trommeln und mystische Symbole schufen eine fast unwirkliche Atmosphäre. Zunächst trat Kai Uwe Faust in einem kunstvoll gestalteten Gewand auf die Bühne. Langsam schritt er umher, verteilte Weihrauchdampf und bereitete die Menge auf das bevorstehende Ritual vor.

Bereits die Eröffnungszeremonie war ein besonderer Moment. Das Publikum und die Band sprachen gemeinsam die Worte, eines uralten  Gebetes: „Remember, that we all are brothers…“ Schnell war klar, dass dies kein normales Konzert war. Denn Heilung performen ihre Musik nicht einfach. Sie verstehen es, ihre Werke ausgiebig und eindrucksvoll zu zelebrieren. Es war eine bedeutende Zeremonie eine kollektive Erfahrung, in die man idealerweise vollkommen eintauchte.

Dies gelang nach und nach. Die ersten Klängen von In Maidjan, schwebten förmlich durch die Halle. Heilung, angeführt von der kraftvollen Obertonstimme Kai Uwe Fausts und den ätherischen Tönen von Maria Franz, entführte das Publikum in eine andere Welt. Die Klänge der Trommeln tanzten durch die Luft, die Rhythmen waren so intensiv, dass sie gar unter die Haut vordrangen. Mit beeindruckender Präzision und Leidenschaft erzeugten Heilung eine Atmosphäre, die durchaus hypnotisch wirkte. Besonders die tranceartigen Momente, in denen man sich stimmlich duellierte, Knochen, Trommeln oder Metall zum Klingen gebracht wurden, waren unvergleichlich. Jedes Geräusch war klar und differenziert zu hören, und man konnte die Energie tatsächlich körperlich spüren.

Während sich die Band Stück für Stück durch ihre Setlist arbeitete, steigerte sich die Intensität immer mehr. Die sich wiederholenden Rhythmen, die immer wieder von Marias sphärischem Gesang durchbrochen, ließen das Publikum in einen fast meditativen Zustand verfallen. Die Musik wurde von eindringlichen Bewegungen zahlreicher Krieger auf der Bühne begleitet. Es war fast so, als würde man selbst Teil eines alten, mythischen Rituals werden. Doch so fesselnd diese Momente auch waren – äußere Einflüsse konnten einen manchmal aus diesem Zustand reißen. Gerade in solch intimen und magischen Augenblicken lenkten Handybildschirme und filmende Zuschauer doch stärker ab, als es bei einem herkömmlichen Konzert der Fall gewesen wäre.

Während des Stückes Traust wurde eine faszinierende Choreografie gezeigt: Eine gefesselte Kriegerin fiel zu Boden, nachdem ihr eine zugezogene Schlinge den Atem nahm, nur um daraufhin von Maria Franz wieder zum Leben erweckt zu werden. Das Publikum reagierte auf diese Darbietung ehrfürchtig. Ohne erkennbare Mimik und durch die fransenartigen Maskierungen von Kai Uwe und Maria war es schwer, ihre Emotionen zu deuten, doch gerade diese Distanz verstärkte den rituellen Charakter der Performance.

Als Kai Uwe mit einer brennenden Fackel auftrat, steckte er das gesamte Kollektiv auf der Bühne mit seiner flammenden Energie an. Schlag auf Schlag stieg die Stimmung an. Eine Tänzerin gesellte sich hinzu und schwang galant zwei brennende Geweihe umher. Mit Hamer Hippyer erreichte der Abend seinen stimmungsvollen Höhepunkt. Die Bühne verwandelte sich in ein lebendiges, pulsierendes Happening. Die Musiker und Tänzer bewegten sich wild und losgelöst, die dazugehörigen Rhythmen wurden schneller, die Trommelschläge intensiver. Es war, als würde die ganze Halle in Ekstase versinken. Auch das Publikum konnte sich dieser Energie nicht entziehen – überall wurde mitgetanzt, mitgeklatscht und gejubelt.

Das Konzert endete, wie es begonnen hatte: Mit einer letzten, gemeinsamen Zeremonie verabschiedete sich die Band von ihren Fans. Der Weihrauch wurde erneut entzündet, Kai Uwe Faust verneigte sich ehrfurchtsvoll vor der Menge, und ein langer, tosender Applaus erfüllte die Halle. Die Fans verließen das Palladium mit einem Gefühl der Zufriedenheit und inneren Ruhe – als hätten sie für ein paar Stunden eine andere Welt betreten.

Fazit: Mehr als nur Musik – ein tiefes Erlebnis

Was bleibt, ist ein Abend, der mehr war als nur ein Konzert. Heilung und Zeal & Ardor boten zwei völlig verschiedene, aber perfekt aufeinander abgestimmte Erlebnisse. Wo Zeal & Ardor mit beeindruckender Energie und musikalischer Vielfalt begeisterten, schafften Heilung eine fast meditative Stimmung, die sich tief ins Bewusstsein eingrub. Beide Bands haben auf ihre Weise gezeigt, dass Musik weit über das hinausgehen kann, was man normalerweise auf einer Bühne erlebt. Es war ein Abend, der noch lange nachwirkt – intensiv, faszinierend und unvergleichlich.

Setlist HEILUNG – Köln, Palladium:

01. Opening Ceremony
02. In Maidjan
03. Alfadhirhaiti
04. Asja
05. Krigsgadlr
06. Hakkerskaldyr
07. Svanrand
08. Tenet
09. Traust
10. Anoana
11. Galgaldr
12. Elddansurin
13. Hamer Hippyer
14. Closing Ceremony

Weblinks Heilung:

Homepage: Heilung
Facebook: @amplifiedhistory
Instagram: @amplifiedhistory

 

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