Im Rahmen ihrer “Will Of The People World Tour” gastierten Muse für ein einziges Deutschlandkonzert im Kölner RheinEnergieSTADION. Den Briten die Spielstätte wohlbekannt, haben sie diese doch bereits im Jahr 2019 gerockt. Ganze 45.000 Fans von nah und fern machten sich also auf den Weg ins Rheinland. Mit One Ok Rock und Royal Blood im Vorprogramm stand uns bei schönstem Wetter ein Abend der Superlative bevor.
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Obwohl genügend Zeit vom Einlass bis zum Spielbeginn der ersten Band eingeplant war, trafen One Ok Rock um 18:15 Uhr leider noch auf leere Ränge und einen etwa zur Hälfte gefüllten Innenraum. Denn der Einlass ging nur schleppend voran. Mit stolzen 2 Mio. Instagram Followern und einer ähnlich hohen Zahl bei Facebook sind die vier Japaner vor allem im asiatischen Raum keine Unbekannten. Gegründet im Jahr 2005, haben die Musiker mittlerweile ganze 10 Studioalben veröffentlicht. Nun stellten sie sich dem heutigen Publikum. Erfreulicherweise lieferte das Quartett völlig unbeeindruckt von der recht geringen Zuschauerzahl eine kraftvolle Show ab. Bassist Royta headbangte sogleich wild zu dem Opener Save Yourself umher und streckte frech seine Zunge heraus. Gitarrist Toru zog mit seinem türkisfarbenen Anzug die Blicke auf sich, während Sänger Taka herrlich engagiert und motiviert wirkte.
Bereits beim zweiten Song Deeper and Deeper gewannen die Jungs die ersten Reihen vor der Bühne für sich. Sogleich gingen hier die Arme in die Höhe, während sich Royta und Toru an ihren Saiteninstrumenten um die eigene Achse drehten. Ein stattlicher Applaus folgte auf dem Fuße. “Guten Tag, we are One Ok Rock from Japan.” Taka nutzte den Moment und ermunterte das Publikum direkt, mit ihm gemeinsam in die Höhe zu springen. Fernöstliche Klänge läuteten Renegades ein. Der eingängige Song wurde mit “Woohoo”-Rufen begrüßt. Auch die folgenden Titel wärmten die Besucher weiterhin auf. Sie wurden eingeladen, den Refrain von Neon mitzusingen und mal ordentlich Krach zu machen. “This is gonna be the last song for tonight. You might know it. I hope you like it.” Die gefühlvolle Ballade Your Tears Are Mine vom aktuellen Album Luxury Disease erzeugte ein behagliches Gefühl. Mit klarer Stimme sang Taka den romantischen Closer und die sympathischen Jungs verabschiedeten sich nach 30 Minuten mit den Worten “Thank you for being here. We wish you a super night. See you soon.” Und diesen Worten ließ man durchaus Taten folgen, mischten sich die Musiker doch bei den folgenden Bands einfach unter die Menge.
Setlist ONE OK ROCK – Köln, RheinEnergieSTADION (09.06.2023)
01. Save Yourself
02. Deeper Deeper
03. Taking Off
04. Renegades
05. Neon
06. Prove
07. Your Tears Are Mine
Weblinks ONE OK ROCK:
Homepage: oneokrock.com
Facebook: www.facebook.com/oneokrock
Instagram: instagram.com/oneokrockofficial
Während sich viele Fans noch mit neuen Getränken, Würstchen oder Brezeln eindeckten, erblickte man durchaus einige Shirts der nächsten Band inmitten des munteren Treibens: Royal Blood. Schließlich hat sich das Duo aus England im Laufe ihres zehnjährigen Bandbestehens mittlerweile auch einen bekannten Namen erarbeitet. Einzig zwei Musiker in einer Rockband? Aber ja! Der Clou kommt noch, Ben Thatcher sitzt an den Drums und Sänger Mike Kerr spielt – Bass. Bäm! Dank dem Einsatz diverser Effektpedals simuliert Mike aber den Sound einer E-Gitarre, so dass die beiden tatsächlich gänzlich allein auskommen. Wir konnten uns nun ein Bild davon machen, wie gut dies live funktionierte. Auf der Bühne wurde mittlerweile eine große Lichtwand hinter den Drums platziert. Da es noch taghell war, sollte der gewünschte Effekt zwar bedauerlicherweise nicht klar erzielt werden, aber es sah allemal beeindruckend aus. Die Ränge ließen zwar weiterhin kaum Menschen und stattdessen reihenweise Klappstühle erkennen, aber immerhin – der Innenraum war nun gut besucht.
Pünktlich um 19:15 hatten Mike und Ben nun also feinsten Garage Rock für uns im Gepäck. Die beiden trotzten dem Sonnenschein mit lässigen Sonnenbrillen und starteten mit einem Hit aus ihrer Anfangszeit: Out Of The Black. Mikes Bassspiel dominierte zunächst, als wir Boilermaker hörten. Ben ließ ihn aber nicht lange vorpreschen und vermöbelte gekonnt seine Drums. Auf den Sitzplätzen – ja ihr habt richtig gelesen – diese wurden nun tatsächlich besetzt. Also auf den Sitzplätzen um mich herum, wurden passend dazu eifrig die Airdrums bespielt. “We’re Royal Blood from England.” Bei einzelnen Songs bekamen die beiden dann aber doch mal Live-Verstärkung an den Keys. Obgleich die Bühne von enormer Breite war, hielt sich Mike stringent in seiner Ecke auf. Mountains At Midnight kam gar leicht funky daher – auf den Stehplätzen klatschte man passend im Takt dazu. “This is Ben Thatcher. Everybody please make some noise.” Zu Little Monster begeisterte dieser auch noch mit einem gekonnten Drum-Solo. Anschließend heizte er die Menge vom Bühnenrand aus an und ließ seine Band noch für einige Augenblicke feiern. Generell lieferten Royal Blood präzise ab. Auf ausladende Ansagen verzichtete man zugunsten der Musik. Mit ihrem größten Hit Figure It Out beschlossen Royal Blood ihr 45 minütiges Set.
Setlist ROYAL BLOOD – Köln, RheinEnergieSTADION (09.06.2023)
01. Out Of The Black
02. Come On Over
03. Boilermaker
04. Lights Out
05. Trouble’s Coming
06. Mountains At Midnight
07. Little Monster
08. How Did We Get So Dark?
09. Figure It Out
Weblinks ROYAL BLOOD:
Homepage: royalbloodband.com
Facebook: www.facebook.com/royalblooduk
Instagram: instagram.com/royalblooduk
Geschafft! Die gut 45.000 Fans haben tatsächlich ihre Plätze eingenommen. An diesem Abend stand uns hierzulande allerdings nicht nur die einzige Fullset-Show von Muse bevor. Matt Bellamy feierte auch seinen 45. Geburtstag. Noch vor Einbruch der Dunkelheit sollte die muntere Sause beginnen. In einem Einspieler blickten wir in eine dystopische Welt samt einer riesigen Statue von Matt. Die Aufsässigen waren gerade damit beschäftigt, hemmungslos sein Haupt zu fällen. Mit Will Of The People nahm die pure Rebellion der fiktionalen Geschichte ihren Lauf. Der prägnante Beat setzte ein und das eigens für das letzte Album entwickelte, anarchisch veränderte Logo der Band prangte in großer Form auf der Bühne – und es stand in Flammen! Unsere drei Rock-Ikonen hatten sich die Kapuzen ihrer schwarzen Jacken über ihre Köpfe gezogen und ihre Gesichter wurden von aufwendig gestalteten Spiegelmasken bedeckt. Selbst die E-Gitarre von Matt kam in einem daran angelehnten Look daher. In den Chorus – der im Original (pandemiebedingt) von den Familienmitgliedern der Band eingesungen wurde – stimmten hier die Fans lautstark mit ein. Die erste Gänsehaut ließ dementsprechend nicht lange auf sich warten.
Die Musiker entledigten sich ihrer Masken und Matt rannte unter tosendem Jubel den langen Steg entlang, der nahezu bis zur Stadionmitte reichte. Mittlerweile ist er für seine Looks im extravaganten Stil bekannt. Auch diesmal trug er eine schwarze Buchse, die mit Textfragmenten und bunten Stilmitteln aus der Muse-Welt übersät war. Bassist Christopher Wolstenholme hat sich unterdessen einen Schnauzbart wachsen lassen, der ihm gar bis zum Kinn reichte. Passioniert setzte der riesige Chor auch beim Titel Interlude ein: “Cause I want it now, I want it now. Give me your heart and your soul.” Zu einem einschüchternden Video, das Schreie eines Drill Instructors enthielt, erschien auf den Leinwänden ein teuflisches Wesen. Vorhang auf für Psycho. Matt spielte seine Gitarre mit einer unsagbaren Coolness in seiner Mimik, bevor er gemeinsam mit den Fans im Innenraum zu springen begann. Zu dem abgefahrenen Sound wurden auch kurzerhand die ersten Moshpits eröffnet. Der Nachwuchs im Stadion wurde direkt angespeochen: “The next song was released, before you were born.” Gemeint war der Titel Bliss vom Album Origin Of Symmetry aus dem Jahr 2001. Gerade die treuen Oldschool Seelen kamen hier voll auf ihre Kosten. Inbrünstig schmiss sich der Fronter am Bühnenrand auf die Knie und war seinen Anhängern nahe.
Flammenschübe und Circle Pits umgarnten den Kracher Won’t Stand Down. Tiefe Saitenklänge breiteten sich aus und zu den verspielten Synths hörten wir Matts lieblichen Gesang. Doch nach einem Gitarrensolo wurde seine Stimme bedrohlicher und da war er – dieser göttliche Metal Moment, der Muse so gut steht! Dominic Howards Double Bass Drum kam zum Einsatz und Matt schrie nach Leibeskräften in sein Mikro. Während eines ruhigen Zwischenspiels zeigte man uns in einem weiteren Video, wie die Gewalt in dieser utopischen Welt die Überhand nahm und der Wille der Menschen gebrochen werden sollte. Ihre Spiegelmasken wurden zerstört und in einer Werkstatt sah man, wie sogleich neue davon in mühevoller Handarbeit hergestellt wurden. Musikalisch völlig konträr, sorgte Compliance bei den 80er Jahre Fans für eine kurzzeitige Erhöhung der Herzfrequenz. Begründet war diese in den signifikanten Synthie Parts, die einen unweigerlich an den ultracoolen Schlitten K.I.T.T., nebst Michael Knight vor dem inneren Auge erscheinen ließen. Wenn dieser Song läuft, kommt man um diese kleine Knight Rider Vision einfach nicht umhin. Sämtliche Hände im Stadion schnellten in die Höhe und eine riesige Ladung bunter Luftschlangen verteilte sich über den Köpfen der Besucher.
Zu einer hinreißenden Gitarrenmelodie sang Matt das bittersüße Liebeslied Verona: “Can we kiss with poison on our lips? Well I´m not scared.” Sein Gesang faszinierte einen zutiefst und der 80er Jahre Sound in feinster Stranger Things Manier fügte sich perfekt in dieses Spiel aus Dramatik und Gefühl mit ein. Glänzender, türkisfarbener Flitter tanzte dazu im Stadion umher und sorgte für weitere Schübe des Glücks. Am Ende des Bühnensteges bearbeitete Dominic zu Undisclosed Desires eine durchsichtige Trommel. Matt trug nun eine silberfarbene Jacke im Discokugellook und gestellte sich dazu. Inmitten der Menge schwangen die Fans ihre Arme bedächtig hin und her. Folgend entlockte Matt einem von LEDs umrahmten Piano Klänge, die an eine Kirchenorgel erinnerten. Das war ein klarer Fall für die vom schaurigen Sound geprägte Nummer You Make Me Feel Like It’s Halloween. Zu Madness erhellte ein Lichtermeer das dunkle Stadion. Als Matt stimmlich in die Höhen ging, löste er damit einen beeindruckten Zwischenapplaus aus. Nachdem die Fans bereits einige zarte Anläufe unternommen haben, dem heutigen Geburtstagskind ein Ständchen zu bringen, diese aber jeweils untergingen, als sie direkt vom jeweils nächsten Song übertönt wurden, hat ihr Idol sie nun erhört: “Oh yes, it’s my birthday tonight.”
Doch für ein Pläuschchen blieb keine Zeit. Abfahrt mit We Are Fucking Fucked! Nachdem der Gitarrensound an den warnenden Klang einer Sirene erinnerte, entlud sich geballte Wut. Von der Bühnendecke ließ man große Spiegelelemente herab, die sich allmählich zu einem Satelliten formten. All die Lichter auf der Bühne stießen blitzschnell ihre Effekte hervor und wechselten sich dabei mit heftigen Feuersäulen ab. Gegen Ende drehte der Song nochmal richtig auf und die emsige Spielfreude der Musiker vereinte sich mit den aufgebrachten Lyrics über kaum zu bändigenden Unmut in aufwühlenden Zeiten. Mittlerweile haben sich neben One Ok Rock auch die Jungs von Royal Blood inmitten des Publikums eingefunden und genossen ebenso die phänomenale Show. Ein weiteres Schätzchen aus dem Jahr 2001 folgte mit Plug In Baby. Auch hier ließ sich die feiernde Menge nicht lumpen. Euphorisch stiegen sie wieder mit ein “My plug in baby, crucifies my enemies. When I’m tired of giving. My plug in baby, in unbroken virgin realities – is tired of living.” Schon lief einem der nächste wohlige Schauer über den Rücken.
Matt warf sich nun in eine Lederjacke, die mit vielen kleinen LED-Lichtern versehen war. Diese konnten diverse Muster in unterschiedlichen Farben generieren. An seinem linken Arm trug er einen großen Handschuh im Spacelook, in den ein kleiner Synthesizer eingebaut war. Hiermit erzeugte er die Sounds für das Instrumentalstück Behold, The Glove. Doch lange ließ man hier natürlich niemanden mehr durchatmen. Voller Einsatz war dann wieder bei der Hitsingle Uprising gefragt. Auch hier konnte niemand an sich halten. Einfach alle stimmten mit ein: “Theeeey will not foooorce us, they will stop degraaaading us. They will not controoool us, we will be victoooorious!” Danach konnte man sich einen seligen Seufzer nicht verkneifen. Und auch Starlight war stimmungsmäßig keinesfalls zu überbieten. Muse und ihre Fans waren in diesem Stadion einfach eins und diese Einheit war so stark, mächtig und zugleich überglücklich. Genau in diesem Zustand verließen die drei Musiker nun die Bühne.
Ohne Zugaben wollte hier aber niemand die Spielstätte verlassen. Auf der Bühne erschien das riesige teuflische Ungeheuer, das wir aus den Visuals kannten. Der gesamte Bereich wurde in bedrohliches, rotes Licht versetzt. Mit Kill Or Be Killed nahmen die Briten nochmal gehörig Anlauf. Beginnend mit treibenden, brettharten Riffs, fingen einen die zärtlich anmutenden Vocals sofort ein. Zu einem hämmernden Drum Gewitter von Dominic gesellten sich Matts ungewöhnliche, aber einfach endgeile Death Growls hinzu. In einem Interview verriet der Sänger einst: „Textlich ist der Song von meinem Lieblingslied ‘Live And Let Die‘ von Paul Mc Cartney beeinflusst, eine düstere Betrachtung darüber, wie die Härten des Lebens manchmal die niedersten menschlichen Instinke hervorbringen können: überleben um jeden Preis.“ Und eben diese bedrohliche Dramatik transportierte der Track einfach tadellos. Im Anschluss daran machte sich unerwartete Stille breit. Chris tauschte flugs seinen Bass gegen eine Mundharmonika und gebannt lauschten wir seiner Westernversion von Ennio Morricone’s Man With A Harmonica.
Allmählich setzten das Schlagzeug und Matts Gitarre mit ein und angenehm fließend ging der Track in Knights Of Cydonia über. Dominic schlug emsig auf seine Drums ein und final ging heftigst die Post ab. In der Menge entluden sich noch einmal die Pits. Alle verausgabten sich und sangen zusammen “No one’s gonna take me aliiiive. Time has come to make things riiiight. You and I must fight for our riiiights. You and I must fight to surviiiive.” Während sich Matt sichtlich an seinem abgedrehten Gitarrengefrickel erfreute, setzte immenser Applaus ein. Er riss die Arme in die Luft, verteilte Luftküsse und verabschiedete sich mit den Worten “We love you Germany. Take care.” Nach knapp zwei Stunden verließen Muse dann wohlverdient die Bühne. Was für eine Party!
Geflasht von all den Eindrücken leerte sich das Stadion ähnlich langsam, wie es sich zu Beginn füllte. Es brauchte einfach noch einige Augenblicke, um diesen Abend sacken zu lassen. Viele Fans deckten sich noch mit Merchandise ein. Man trank noch zusammen ein Kaltgetränk und tauschte seine Eindrücke aus. Na und unser Geburtstagkind? Das fiel später sicherlich ähnlich erschöpft aber lächelnd in sein Bett – wie auch wir es taten. Happy Birthday, Matt!
Setlist MUSE – Köln, RheinEnergieSTADION (09.06.2023)
01. Will Of The People
02. Interlude
03. Hysteria
04. Psycho
05. Bliss
06. Resistance
07. Won’t Stand Down
08. Compliance
09. Thought Contagion
10. Verona
11. Time Is Running Out
12. The 2nd Law: Isolated System
13. Undisclosed Desires
14. You Make Me Feel Like It’s Halloween
15. Madness
16. We Are Fucking Fucked
17. The Dark Side (Alternate Reality Version – Instrumental)
18. Supermassive Black Hole
19. Plug In Baby
20. Behold, The Glove (Matt Bellamy song)
21. Uprising
22. Prelude
23. Starlight
24. Kill Or Be Killed (Z)
25. Knights Of Cydonia (Z)
Weblinks MUSE:
Homepage: muse.mu
Facebook: www.facebook.com/Muse
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