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MÅNESKIN – Köln, Lanxess Arena (10.03.2023)

Fotos: MÅNESKIN

Måneskin, © Angela Trabert

Måneskin – den Namen können wir fast alle einsortieren. Bei wievielen italienischen Bands ist das sonst der Fall? Ich bekomme gerade mal eine Handvoll davon zusammen. Den wenigsten von uns ist aber bewusst WIE erfolgreich das Quartett aus Rom mittlerweile ist. Begonnen als Schülerband fand man sich im Jahr 2016 zusammen. Eine Teilnahme an der italienischen Ausgabe der Castingshow X-Faktor verpasste ihrem Bekanntheitsgrad einen mächtigen Schub, obgleich sie die Show nicht gewannen, sondern am Ende Platz zwei erreichten. Sony Music nahm sie daraufhin unter Vertrag und mit ihrem Debütalbum Il Ballo Della Vita heimsten sie sogleich eine dreifache Platinauszeichnung ein.

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Doch da ging noch etwas. So bewarb sich die Band 2021 mit ihrem Song Zitti E Buoni beim San Remo Festival und ergatterte durch ihren Sieg das goldene Ticket für ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest. In ihrem Song brachten sie ihren puren Widerstand gegen die konservative italienische Gesellschaft – in der die Jugend wenig zu melden hatte – aufs Papier. Für den ESC mussten sie ihren rebellischen Text ein wenig abmildern. All den Hatecomments bezüglich ihres durchaus mal androgynen Auftretens hielten sie stand. So knutschten sie auch während ihres großen Auftritts vor aller Welt provokant miteinander. Ihr freizügiger Glamrocklook polarisierte und völlig unerwartet gewann die Band den ESC. Mittlerweile haben sie sage und schreibe 26 Millionen Spotifyhörer. 26.000.000! Depeche Mode haben halb so viele! 6,5 Mio. Follower verzeichnen sie bei Instagram und allein ihre fünf Tage alten Backstagebilder wurden fast 1 Million mal geliked. Solch einem Siegeszug gilt es Respekt zu zollen.

Im Rahmen ihrer “Loud Kids Get Louder” Tour beehrten uns Måneskin mit zwei einzelnen Deutschlandkonzerten in Berlin und Köln. Heute stand ihr Auftritt in der Lanxess Arena auf dem Programm – und diese war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Ganz hartgesottene Fans übernachteten bereits tags zuvor auf dem Gelände. Dabei wütete das Wetter in übelster Manier, gesellte sich doch zu dem ohnehin fiesen Regen ein eiskalter Sturm, der einem die Tropfen direkt ins Gesicht peitschte. Wer übrigens meinte, bei einem Måneskin Konzert treffe man nur auf Teenies, der irrte gewaltig. Selbstredend waren diese auch vertreten aber generell war das Publikum gut gemischt. Wer spielte eigentlich im Vorprogramm? Ganz einfach: NIEMAND. Irgendwie gefiel mir das. Ein Warm-Up war hier auch keineswegs von Nöten. Die Fans hatten sich ordentlich in Schale geschmissen und sie waren absolut heiß auf ihre Idole. Sämtliche Plakate wurden in Stellung gebracht: “Italian is the better Frenchkiss” hieß es da unter anderem.

Um 20:10 Uhr fiel dann der Startschuss. Die gigantische Bühne war zunächst von einem roten Tuch umhüllt. Darauf bildeten sich riesengroße Schatten der Musiker, ehe die raue Stimme des Sängers Damiano erklang “Dance, dance, dance, dance, dance until I die!” Zweifelsohne – die bombastische Party in der Arena war nun eröffnet. Fast den ganzen Song über blieb uns der Blick auf Måneskin verborgen. Umso spektakulärer war die Erlösung, als die Stoffbahnen endlich herabfielen und wir die Band endlich in Augenschein nehmen konnten. Der Name der Tour war bereits Programm, als die Dezibelskala rasant anstieg. Was bekamen wir zu sehen? Modisch sind die vier in der Regel thematisch aufeinander abgestimmt. An diesem Abend waren sie durch Sterne verbunden. Diese befanden sich nicht nur auf den blauen Schlaghosen der Jungs, zwei kleine Sterne zierten auch den Busen von Victoria De Angelis. Dazu trug sie den Hauch eines schwarzen Bodysuits und Overkneestiefel. Schnell zeigte sich, dass die Fans ihre Hausaufgaben gemacht haben, saßen die Lyrics des ersten Titels I Don’t Wanna Sleep des im Januar erschienenen Albums Rush! doch wie eine eins.

In ihrer aktuellen Single Gossip rechnete die Band mit dem American Dream ab “This place is a circus, you just see the surface. They cover shit under the rug“. Zu ihrem ESC Hit kniete sich Victoria mit ihrem Bass auf den Boden und machte mit ihren aufreizenden Bewegungen und ihrem niedlichen Grinsen Jungs wie auch Mädels verrückt. Damiano ergriff das Wort: “We’re really happy to be here. If you’re not, go fuck yourself!” Seine Menge hatte er voll im Griff. Im roten Lichtschein schwang er sich sexy am Mikroständer herab. Jubelschreie folgten auf dem Fuße. Das romantisch angehauchte Coraline entfachte ein riesiges Lichtermeer. Ihr Song Bla Bla Bla provozierte mit rotzefrechen Lyrics. Dazu begab sich der Sänger in den Bühnengraben und kam seinen Fans ganz nahe. Einer junge Dame schenkte er gar einen Handkuss. Ohne große Vorwarnung ließ er sich dann rücklings auf die erhobenen Hände seiner Fans nieder, um sich durch die Menge reichen zu lassen. Gitarrist Thomas Raggi begeisterte zu In Nome Del Padre mit einem herrlich wilden Solo. Voller Inbrunst schmetterte Damiano die italienischen Lyrics daher, in dem Tempo klangen sie fast schon wie ein Rap.

“Ok, the next one is one of our most popular songs. We played it everwhere. Let’s go, come on!” Gemeint war natürlich ihre Coverversion Beggin’ von Four Seasons. Lautstarke Unterstützung war dem Sänger erneut sicher. Die Sause war im vollen Gange und im mittleren Innenraum entstand ein fröhlicher Circle Pit. Nach anfänglichen Vibes, die einen unweigerlich an die Red Hot Chili Peppers erinnerten, bahnte sich der wundervolle Titel Time Zone direkt den Weg in unsere Herzen. “The next song is actually Thomas’ favorite one. So, if he doesn’t see enough excitement during this song, he will stop playing and go back to Italy, ok? It’s all in your hands. Make Thomas happy.” Voller Leidenschaft sang Damiano den Titel For Your Love. Kurzerhand holte er einen imposanten Lichtstrahler aus dem Hintergrund und setzte Thomas Einsatz an der Gitarre in Szene. Victoria gönnte sich zudem auch ein Crowdsurfingbad in der Menge.

Besonders effektvoll wurde Gasoline in Szene gesetzt. Ich bekomme schon wieder Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Diesen Track haben Måneskin der Ukraine gewidmet. Eine Feuersäule entflammte dicht neben Damiano und hinter den Drums von Ethan Torchio reihten sich ebenfalls mehrere Flammensäulen ein. In den Lyrics schleuderten sie dem Kontrahenten des Kriegslandes ordentlich ihre Meinung entgegen. Die beeindruckende Lichtkonstruktion der Lanxess Arena wurde nun ganz tief herabgelassen und die Bühne erstrahlte in einem bedrohlichen rot. Mit erhobener Stimme schmetterte der Sänger wütend seine Zeilen hervor: “How are you sleeping at night? How do you close both your eyes? Living with all of those lives on your hands? Standing alone on that hill, using your fuel to kill. We won’t take it standing still. Watch us dance. We’re gonna dance on gasoline.” An dieser Stelle möchte ich Euch gerne dazu ermutigen, Euch mal den gesamten Text des Songs durchzulesen. Mich hat dieser wirklich nachhaltig bewegt. Thomas und Victoria verpassten Gasoline mit ihrem ausuferndem Geschrammel noch mehr Dramatik. Was für ein Highlight!

Danach wurde es ruhiger. Damiano hechtete durch das Publikum zur zweiten Bühne inmitten des Innenraumes. Thomas gesellte sich mit einer Akustikgitarre hinzu. “Stage A is really far from stage B. This is the part, when we pretend to be fit.” Nun ist der große Moment für die Besucher gekommen, die nicht ganz dicht gedrängt an der Hauptbühne standen. Damiano wendete sich an die Besucher in den obersten Rängen: “I would never be able to watch a gig from where you are. It’s too high for me. I don’t know, how you do it, so congratulations to yourself. You are very very brave people. Vent’Anni und Not For You erlebten wir in hinreißend schönen Akustikversionen. Und es tat dem Spektakel durchaus gut, für einige Minuten innezuhalten und allein die Musik auf sich wirken zu lassen.

Während die beiden Jungs den Rückweg gen Hauptbühne antraten, starten Victoria und Ethan schonmal mit dem nächsten Track: I Wanna Be Your Slave. Back on stage performte Damiano den Song samt kleiner lasziver Bewegungen, Victoria hüpfte mit ihren hohen Absätzen locker leicht über die Bühne und die Stimmung war unübertrefflich. Und doch steigerte sich diese noch einmal, als sich Thomas beim Song La Fine samt seiner Gitarre auf den Schultern eines Starken Security Mitarbeiters quer durch die Fanmenge tragen ließ. Damiano heizte die Atmosphäre weiter an, als er sein rotes Shirt auszog und fortan oben ohne auf der Bühne stand. Zum Schluss fanden sich die drei Musiker in der Mitte der Bühne zusammen und ahmten scherzhaft die Szene einer Orgie nach.

“I need the help of all of you, ’cause I’m fucking tired.” Nichts leichter als das. Sofort stimmten alle bei der Nummer Feel mit ein. Der Name war Programm, als sich Damiano erneut bei seinen Fans einfand und er zusammen mit ihnen in die Höhe sprang und er einige seiner Anhänger mit Handschlag begrüßte. Victorias Netzstrumpfhose war mittlerweile ganz schön zerfetzt. Ihr unermüdlicher und vor allem enthemmter Einsatz an ihrem Bass hinterließ allmählich seine Spuren. “I have very sad news. This is the last song – no lie. Since this is a very sad moment, we try to give it some spice and make it more memorable. So, who wants to come on stage?” Knapp 50 junge Fans stürmten nunmehr die Bühne, und scharrten sich um ihre Heroes: Vorhang auf für die Cool Kids. In der punkig angehauchten Nummer stellten Måneskin direkt klar, dass sie sich in keinerlei Schubladen verfrachten ließen:We’re not Punk, we’re not Pop, we’re just music freaks.” Ausgelassen wurde getanzt und das Leben gefeiert, ehe Fans und Band die Bühne verließen.

Ohne Zugaben ließ hier natürlich niemand das Quartett gehen. Zunächst kehrte Thomas zurück. Im Spotlight verweilend spielte er ganz allein für die ausverkaufte Arena. Ein hymnischer Gitarreneffekt begleitete sein hinreißendes schönes Solo. Allmählich kamen auch die restlichen Musiker hinzu. Ganz sanft stimmte Damiano bei The Loneliest mit ein. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, den Bühnenrand abzugehen und einige Luftküsse auf die Reise zu schicken. Viele Menschen nahmen sich in den Arm und sogen die Wirkung der zauberhaften Ballade in sich auf. Am Ende verneigte sich Damiano, zog seine Stiefel aus und warf diese in den Hintergrund.

Grande Finale mit I Wanna Be Your Slave. Oh ja – nochmal! Victoria legte sich auf den Boden und Thomas lehnte sich rückwärts gegen ihren emporgestreckten Stiefel. Den ganzen Abend über lag immer wieder ein gewisses Knistern in der Luft. Damiano flüsterte seine Worte ins Mikro, bevor er noch einmal seine Stimme erhob: “Ok, now I need all of you to get down on your knees. All of you! Oh my god, I love it. I coun’t ’til four. Are you with me? I can’t hear you! Are you fucking with me? 4, 3, 2, 1 jump, jump, jump, jump!” Und es fehlte nicht viel, um die Arena zum Beben zu bringen. Im letzten Augenblick geschah es dann – Damiano entledigte sich seiner Jeans und stand für wenige Augenblicke lediglich in seiner engen, hellblauen Shorts auf der Bühne. Genüsslich ließ er die Blicke auf sich wirken, bevor er seines Weges in den Backstage Bereich zog. Seine Mitmusiker kosteten noch die letzten Töne aus, eher auch sie verschwanden. Ethan warf seine Drumsticks in die Menge und nach einer zweistündigen Spielzeit entließen uns Måneskin in die Nacht zurück.

Draußen begann es gerade zu schneien. Die kalten Flocken kühlten die aufgeheizten und leicht erröteten Wangen wieder herab. Dieser Abend hat uns gezeigt, dass die Band völlig verdient ihre derzeitigen Erfolge verzeichnet. Diesen Triumph gönnt man ihnen von Herzen. Rock ‘ N’ Roll forever!

Setlist MÅNESKIN – Köln, Lanxess Arena (10.03.2023)

01. I Don’t Wanna Sleep
02. Gossip
03. Zitti E Buoni
04. Own My Mind
05. Supermodel
06. Coraline
07. Baby Said
08. Bla Bla Bla
09. In Nome Del Padre
10. Beggin’
11. Timezone
12. For Your Love
13. Gasoline
14. Vent’Anni
15. If Not For You
16. I Wanna Be Your Slave
17. La Fine
18. Feel
19. Mark Chapman
20. Mammamia
22. Kool Kids
22. The Loneliest (Z)
23. I Wanna Be Your Slave (Z)

Weblinks MÅNESKIN:

Facebook: www.facebook.com/maneskinofficial
Instagram: https://www.instagram.com/maneskinofficial

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