Zunächst gab es noch eine Abendkasse, im weiteren Verlauf aber wusste man: Das war hier heute ausverkauft. Ein Blick in die gut gefüllte Tonhalle zeigte: Phoebe Bridgers zieht ein überwiegend junges, weibliches Publikum an. Es scheint, dass die junge Dame einen Nerv in dieser Generation trifft und vielleicht so eine Art Vorbildfunktion inne hat und Stärke ausstrahlt. Etwas, das sie an diesem Abend tatsächlich tat, denn: Stärke heißt schließlich auch, zu seinen Gefühlen zu stehen. Wer auf einem Konzert seinen Gefühlen und den Tränen freien Lauf lässt, der tut das definitiv – vor allem, wenn dies auf der Bühne geschieht.
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Aber eins nach dem anderen, was diesen Abend und dessen gute Stimmung (trotz Tränen) ausmachte. Die Vorfreude war schließlich spürbar und auch Harrison Whitford als Support-Act, gemeinsam mit einem Keyboarder, konnte davon profitieren. Ruhige Musik mit dominierenden Gitarren, die ihre Brillanz durch filigranes Solospiel zeigte und mehrfach hierfür mit Szenenapplaus bedacht wurde, leitete den Abend ein, bevor der Umbau hin zu Phoebe Bridgers folgte, die sich nicht lumpen ließ und mit Motion Sickness vom Debüt-Album Stranger In The Alps schwungvoll in ihr Set einstieg. Und das äußerst textsicher begleitet von einem äußerst textsicheren Publikum.
Eine Textsicherheit übrigens, die beeindrucken konnte. Vielleicht nicht bei Stücken wie besagtem Motion Sickness oder Kyoto, aber eben auch bei ruhigen Stücken, die nicht unbedingt zu den „Hits“ der Künstlerin gehören. Besagte ruhigere Stücke machen dabei an diesem Abend auch gefühlt zwei Drittel der Auswahl aus, mitgesungen werden auch sie kräftig. So mag es dann auch eine Mischung aus den Inhalten von Chinese Satellite und Moon Song und des eigenen Beeindrucktseins von der Atmosphäre dieses Abends gewesen sein, die zu dem Gefühlsausbruch von Phoebe Bridgers führte, der absolut echt war, dessen Tränen keine Kunstflüssigkeit waren. Mit der Folge, dass der Jubel noch einmal umso größer wurde.
Mit dieser Rückendeckung spielte sie das Set begeistert und begeisternd zu Ende und überraschte dabei nicht nur selbst, sondern ließ auch ihre Band überraschen, vor allem durch die hervorragende Live-Trompete, die das Gefühl der Stücke gut untermauern konnte. Mit der treibenden aktuellen Sidelines nahm sie noch einmal Fahrt auf, bevor Graceland Too und I Know The End endeten wie das jüngste Album Punisher – letzteres mit einer großen Lärmkulisse zum Schluss hin. Ganz das Ende war es dann natürlich doch noch nicht. Einmal kam die Künstlerin noch zurück und stellte Georgia und Waiting Room zur Auswahl – der Applaus für letzteres war unwesentlich größer und so ging der Abend mit diesem Stück zu Ende. Ein Abend, der sehr begeistern konnte, wie nicht zuletzt auch der große Andrang am Merchandise-Stand an- und abschließend noch zeigte.
Setlist PHOEBE BRIDGERS – München, Tonhalle (12.07.2022):
01. Motion Sickness
02. DVD Menu
03. Garden Song
04. Kyoto
05. Punisher
06. Halloween
07. Smoke Signals
08. Halloween
09. Chinese Satellite
10. Moon Song
11. Scott Street
12. Savior Complex
13. ICU
14. Sidelines
15. Graceland Too
16. I Know The End
17. Waiting Room (Z)
Weblinks PHOEBE BRIDGERS:
Homepage: phoebefuckingbridgers.com
Facebook: www.facebook.com/phoebebridgers
Twitter: www.twitter.com/phoebe_bridgers